Nach dem Tagebau in der Lausitz
NABU Verbände fordern naturbasierte Lösungen
Berlin/Leipzig/Potsdam, 10. Dezember 2024 – Der Kohleausstieg im Lausitzer Revier stellt nicht nur Politik und Gesellschaft vor Ort vor große Herausforderungen, sondern bringt auch den Naturhaushalt in Bedrängnis. Die notwendige Grundwasserabsenkung, die unter anderem zu erheblichen Wassereinleitungen in die Spree führt, wird zurückgefahren. Dies hat zur Folge, dass die Spree weniger Wasser führen wird und der Spreewald unter Wasserknappheit leidet. Zum Teil wird befürchtet, dass Berlin Probleme bei der Trinkwassergewinnung bekommen könnte.
Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wird eine Wasserüberleitung von der Elbe in die Spree diskutiert. Die NABU-Landesverbände Berlin, Brandenburg und Sachsen warnen jedoch vor den erheblichen Risiken dieser Maßnahme. Sie stellt einen massiven Eingriff in die Natur dar, erfordert zusätzliche Speicherkapazitäten für Trockenzeiten und gefährdet die ökologische Balance der Flussökosysteme. Alternative Lösungen, insbesondere solche, die auf der Wiederherstellung von Ökosystemleistungen und natürlichen Regulationsmechanismen basieren, wurden bislang nicht ausreichend geprüft.
Stattdessen fordern die NABU-Verbände entlang der Spree einen umfassenden Ansatz zur Wiederherstellung des Landschaftswasserhaushalts. „Mit dem Ausstieg aus der Braunkohle haben wir die einmalige Chance, den stark veränderten Wasserhaushalt der Lausitz weitgehend zu regenerieren“, erklärt Maria Vlaic, Landesvorsitzende des NABU Sachsen. „Wir müssen die natürlichen Wasserkreisläufe wieder in den Mittelpunkt stellen.“
Hierzu sind praktische Maßnahmen erforderlich, wie die Rückanpassung der Spree und ihrer Seitenarme an naturnahe, reduzierte Abflüsse sowie die Förderung einer natürlichen Gewässerdynamik. Renaturierungsprojekte an Gewässern und Auen sollten vorangetrieben werden. Zudem ist es wichtig, den Wasserrückhalt in der Fläche zu erhöhen, wozu auch landwirtschaftliche Maßnahmen gehören. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Wasser ist unerlässlich: Wasserintensive Industrien und der sorglose Einsatz von Trinkwasser müssen sorgfältiger geplant und gegebenenfalls reguliert werden.
Darüber hinaus fordert der NABU die konsequente Umsetzung des Verursacherprinzips. Eine Überleitung aus der Elbe würde den Bergbautreibenden die Möglichkeit geben, sich ihrer Verantwortung zu entziehen. In diesem Zusammenhang sollte die Gründung einer Stiftung diskutiert werden, die die Kosten für Renaturierungs- und Anpassungsmaßnahmen in der Bergbaufolgelandschaft übernimmt.
Björn Ellner, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg, ergänzt: “Wir als Gesellschaft werden akzeptieren müssen, dass sich die Spree in ihrer Gestalt verändern wird. Anstatt das durch den Bergbau künstliche angepasste System Spree mit immensem Aufwand in Form einer Überleitung von Elbewasser künstlich aufrecht zu erhalten, müssen wir naturnähere Verhältnisse zulassen und die Transformation aktiv gestalten. Mit dem länderübergreifenden Positionspapier hat der NABU konstruktive Vorschläge unterbreitet, wie das gelingen kann.“
Rainer Altenkamp, Landesvorsitzender des NABU Berlin, betont: „Das gerade hier in Berlin verabschiedete "Schneller-Bauen-Gesetz" wird absehbar zum Verlust der wenigen naturbelassenen Grünflächen und damit zu weniger Versickerungsflächen führen. Berlin lebt wassertechnisch über seine Verhältnisse - jetzt anderen Flussgebieten wie Elbe oder Neiße das Wasser streitig zu machen, kann keine zeitgemäße Lösung sein."
Die NABU-Landesverbände werden ihre Vorschläge aktiv in politische Diskussionen einbringen und die Transformation hin zu einem naturnahen Wasserhaushalt konstruktiv unterstützen. Der NABU ist überzeugt, dass durch eine Kombination aus naturbasierten Lösungen, ressourcenschonendem Umgang mit Wasser und einer sorgfältigen Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen ein stabiler Landschaftswasserhaushalt in der Lausitz erreicht werden kann. So kann nicht nur die Lebensqualität der Menschen, sondern auch die Biodiversität der Region langfristig gesichert werden.
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