Sachsens Flächenverbrauch übersteigt noch immer das verträgliche Maß
Verbände aus Naturschutz und Landnutzung fordern ein Umdenken für den aktiven Schutz der sächsischen Natur- und Kulturlandschaft
6. August 2024 - Die sieben anerkannten Naturschutzverbände Grüne Liga Sachsen e.V., Naturschutzverband Sachsen e. V. (NaSa e. V.), NABU Landesverband Sachsen e.V., Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., Landesverband Sächsischer Angler e.V., Landesjagdverband Sachsen e.V. und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Landesverband Sachsen e. V. positionieren sich gemeinsam gegen den fortschreitenden Flächenverbrauch, der oft mit einer Versiegelung einhergeht – bedroht durch den Bau von Gewerbe- und Industrieparks, Verkehrsinfrastruktur und neuerlich auch durch den forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien, der vor allem mit großflächigen Photovoltaikanlagen-Fläche ihrer derzeitigen Nutzung entzieht.
Boden ist eines der wichtigsten Güter der Natur. Ökosystemleistungen, wie Versickerung, Wasser- und Nährstoffspeicherung, Wasserfilterung, Kohlenstoffbindung und die Versorgungsleistung
über die landwirtschaftliche Nutzung, sind nur bei intakten Böden gewährleistet. Die Transformation von naturnahen Böden in Flächen für Siedlungs-, Verkehrs-, Erholungs- und Gewerbeflächen mindert oder verhindert diese sogar und intensiviert so den Nutzungsdruck auf die übrigen Flächen. Der von den Naturschutzverbänden angemahnte Wandel zu integrativen Nutzungs- und Schutzkonzepten rückt so in weite Ferne, denn deren Umsetzung braucht Platz. Zudem erfährt der Biotopverbund immer größere Lücken. Dies geht zu Lasten des Lebensraum- und Artenschutzes und damit der biologischen Vielfalt. Die Lösung für den steigenden Flächenbedarf liegt in der Mehrfach- und Wiedernutzung – in Stadt und Land. Dächer in Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten sowie Parkplätze und andere Flächen müssen standardmäßig eine Gründach- oder Photovoltaiknutzung erhalten, bei Bestandsbauten muss ggf. nachgerüstet werden. Für Gewerbe- und Industriegebiete müssen vorrangig bereits versiegelte Flächen genutzt werden und die Entsiegelung nicht mehr genutzter versiegelter Flächen muss standardmäßig durchgeführt und bei der Planung bereits berücksichtigt werden. Das Flächenverbrauchsziel in Sachsen von unter zwei Hektar pro Tag muss schnellstmöglich in Angriff genommen werden.
Die anerkannten Naturschutzverbände Grüne Liga, NaSa, NABU, Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Landesverband Sächsische Angler, der Landesjagdverband und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald warnen gemeinsam vor den Folgen einer weiterhin verschleppten Umsetzung der sächsischen Ziele bei der Flächenneuinanspruchnahme. Bereits im Jahr 2009 wurde für 2020 das Ziel, weniger als zwei Hektar pro Tag in Anspruch zu nehmen, festgelegt. In Sachsen ist man im Jahr 2024 noch immer von diesem Ziel weit entfernt: Heute sind mehr als 10 % der Landesfläche versiegelt – Tendenz steigend.
Nur wenn dem stetig steigenden Flächenverbrauch Einhalt geboten wird, sind Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen. Natur- und Artenschutzmaßnahmen können die unverantwortliche Inanspruchnahme von Natur- und Kulturlandschaft nicht ausgleichen. Der Verlust der Ökosystemleistungen des Bodens, der steigende Nutzungsdruck verbliebener Flächen mit Intensivierung der wirtschaftlichen Nutzung sowie das Nichterreichen der Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sind bei einem „Weiter so“ unausweichlich.
------
NABU Landesverband Sachsen e. V.
Grüne Liga Sachsen e. V.
Naturschutzverband Sachsen (NaSa) e. V.
Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.
Landesverband Sächsischer Angler e. V.
Landesjagdverband Sachsen e. V.
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald - Landesverband Sachsen e. V.
Forderungen des NABU Sachsen zu den Landtagswahlen
Stopp der ungebremsten Flächenversiegelung
Dass die Versiegelung von Flächen nicht nur die Biodiversität negativ beeinflusst und den Biotopverbund schwächt, sondern auch die Gefahr von Überschwemmungen infolge von Starkregenereignissen und natürlichen Hochwassern erhöht, ist hinlänglich bekannt. Somit ist die Entsiegelung und das Verhindern weiterer Versiegelung ein aktiver Beitrag zum dringend notwendigen Klimaschutz. Das selbstgesteckte „Flächensparziel“ von weniger als 2 ha/Tag liegt jedoch in weiter Ferne.
Wir fordern:
→ das aktive Vorantreiben von Flächenentsiegelung.
→ eine kritische und verantwortungsvolle Prüfung von Bauplanungen, die eine Neubeanspruchung von Flächen beinhalten sowie die Einbeziehung naturschutzfachlicher Kriterien bei der Flächenwahl.
→ den Ausschluss ökologisch wertvoller Landschaften, Feuchtgebiete und landwirtschaftlicher Flächen im Sinne des Klimaschutzes.
→ die konkrete Prüfung der Folgen weiterer Versiegelung für den Biotopverbund und für die Erbringung von Ökosystemleistungen bzw. die Prüfung ihrer Alternativen durch die Nutzung vorhandener Ressourcen.