Wasser in der Fläche halten – mittels selbstgebauter doppelwandiger Dämme (im Hintergrund zu sehen) fließt das Wasser nicht sofort ab, sondern verteilt sich in der Fläche. Foto: Maria Vlaic
Moortagung in Großdittmannsdorf
Moorschutz ist Klimaschutz
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Mittels Bohrstock wird ein Blick unter die Oberfläche der moore geworfen. DGMT-Vorsitzender Andreas Bauerochse erläutert die Zersetzungsstadien von Moorböden, die eintreten, wenn die Moore trockenfallen. Foto: Maria Vlaic
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Mittels hydrochemischer Messungen lässt sich die Beeinträchtigung der Moorre über die Wasserqualität nachweisen. Foto: Maria Vlaic
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Torfmoose und Sonnentau gehören zu den bekanntesten Vertretern der Moosflora. Foto: Maria Vlaic
24. September 2024 - Die NABU-Fachgruppe Großdittmannsdorf und die Deutsche Gesellschaft für Moor- und Torfkunde e. V. (DGMT) betonten in einer gemeinsamen Tagung (20.-22.9.2024) die Schutzwürdigkeit der Großdittmannsdorfer Waldmoore.
Ganze drei Tage haben sich die meisten der Teilnehmer Zeit genommen, um die Notwendigkeit des Schutzes der sächsischen Moore zu ergründen und sich vor Ort ein Bild zu machen. Schwerpunkt waren die Großdittmannsdorfer Waldmoore, die durch den Kiesabbau der Firma KBO massiv bedroht werden.
„Moorschutz ist Klimaschutz!“ betonte der Fachgruppenleiter Matthias Schrack mehrfach. Die Kiesrücken sind maßgeblich für die Wasserversorgung der Moore verantwortlich – doch genau diese sind von den Plänen des Kiestagebaus betroffen. Experten warnen eindringlich vor den verheerenden Auswirkungen auf die über 8500 Jahre alten Moore. Das nächste Problem ergäbe sich nach dem Abbau. Die Gruben würden mit Materialien verfüllt, die Nähr- und Schadstoffe in das Grundwasser eintrügen. Das empfindliche Moorökosystem würde dadurch erheblich gestört. Solche Fälle hat die NABU-Fachgruppe und ihre Unterstützer bereits mehrfach durch Messungen und Beobachtung der Pflanzenwelt nachgewiesen. Und so drehte sich an diesem Wochenende alles um das Schutzgut der Moore: Flora, Fauna und Kiesrücken.
Seit 1994 untersucht man regelmäßig die Wasserqualität im Gebiet. Ursprünglich diente dies der Festsetzung des Naturschutzgebietes „Moorwald am Pechfluss bei Medingen“. Heute belegt es die Folgen des Kiestagebaus, wie Rainer Kruspe erläuterte. Olaf Jäger vom Senckenbergmuseum in Dresden stellte ungewöhnliche Vertreter der schützenswerten Insektenfauna vor: Wasserkäfer. Das Artenspektrum wird seit etwa 25 Jahren dokumentiert und ist daher ein guter Indikator für sich ändernde Standortbedingungen. Die Leitart der Radeburg-Laußnitzer Heide und ihrer Waldmoore ist allerdings die Kreuzotter. Sie benötigt das Mosaik aus trockenwarmen Heidestandorten und kühl-feuchten Moorgebieten. Die Kiesrücken sind aus hydroklimatischer Sicht für den Fortbestand des Jahreslebensraumes der Kreuzotter entscheidend: Die Sommerjagdgebiete liegen in den Kaltluftsenken der Waldmoore. Das oberflächliche Wasser sorgt durch Verdunstungskühle für die notwendigen Temperaturen. Der Abbau der Kiesrücken würde durch die Senkung der Grundwasserstände im Moor ein Verlust der sommerkühlen Regionen und damit eines wesentlichen Teils des Kreuzotterlebensraumes bedeuten.
Nicht nur NABU-Naturschützer warnen vor der Zerstörung der Waldmoore. Mitarbeiter des ortsansässigen Sachsenforsts unterstützen die Moorschutzbemühungen seit Jahren und beteiligen sich aktiv an den Maßnahmen des Wasserrückhalts in der Fläche. Das kommt auch den Bäumen zu gute und hindert nicht an verantwortungsvoller Forstwirtschaft. Gemeinsam mit der NABU-Fachgruppe führten sie durch die Waldmoore und zeigten stolz die sich ausbreitenden Rauschbeeren und Sumpfporstexemplare.
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Die beabsichtigte Ausweitung des Kiessandtagebaus „Würschnitz-West" droht einzigartige und geschützte Biotope unwiederbringlich zu zerstören. Der NABU Sachsen hat jetzt seine Stellungnahme eingereicht und appelliert eindringlich an die zuständigen Behörden, das Vorhaben abzulehnen. Mehr →