NABU und naturstrom machen Solarparks naturverträglicher
2. August 2024 - Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V. und die naturstrom AG zeigen, wie Freiflächen-Photovoltaikanlagen noch umweltverträglicher geplant und betrieben werden können. Hierfür konzipieren die Partner im Solarpark Nochten der naturstrom-Tochter NaturEnergy Naturschutzmaßnahmen, die in den kommenden Jahren durchgeführt und evaluiert werden.
„Freiflächen-Photovoltaikanlagen gehören zur Energiewende dazu“, so Daniel Rieger, Mitglied der Geschäftsführung des NABU. „Umso wichtiger ist, dass ihr Bau und Betrieb naturverträglich geschehen. Gemeinsam mit naturstrom wollen wir im Solarpark Nochten zeigen, wie das in der Praxis gelingen kann. Angesichts der wachsenden Zahl von Solarparks gibt es hier noch erhebliches Potenzial für eine stärkere Verzahnung mit dem Biodiversitätsschutz."
Die rund 14 Hektar große Anlage in der Oberlausitz liegt nur rund einen Kilometer östlich des Braunkohletagebaus Nochten. „Die riesigen Braunkohlebagger in direkter Nachbarschaft sind eine ganz besondere Motivation, auf dem Gelände unseres Solarparks Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen zu schaffen“, so Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender der naturstrom AG. Möglich macht das auch die NABU-Gliederung Weißwasser, die bei der Kartierung und Erfassung der Flora und Fauna eng eingebunden ist.
Solarparks zu Rückzugsorten für Flora und Fauna machen
Freiflächenanlagen können zu einem Rückzugsort für regionale Tier- und Pflanzenarten gemacht werden und zu einer Regeneration der Böden beitragen, wenn die Flächen zuvor intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden. Am einfachsten ist dieses Potenzial auszuschöpfen, wenn der lokale Naturschutz von Anfang an eingeplant wird, aber auch bei bestehenden Solarparks ist viel möglich. Wie vielfältig die möglichen Naturschutzmaßnahmen sind, zeigt sich bereits im Nochtener Park: Angefangen bei der Anlagen-Umzäunung, die einen Bodenabstand für kleinere Tiere hat, über das Ausbringen lokalen Saatguts bis hin zum Verzicht auf Herbizide.
Neben Heckenpflanzungen planen NABU und naturstrom derzeit auch Ansitzstangen für Greifvögel und die Aussaat ansässiger Nahrungspflanzen für heimische Insekten. Eine Bodenuntersuchung wird außerdem zeigen, welche Entwicklungen vor Ort noch möglich sind. Nach einer Kartierung bereits angesiedelter Tier- und Pflanzenarten ist die Umsetzung der ökologischen Maßnahmen ab 2025 angesetzt.
Klimaschutz trifft Naturschutz
Maßgabe der Kooperation ist es, den Betrieb der Anlage nicht zu beeinträchtigen: Verschattungen sollen daher vermieden werden. Zudem wird erprobt, welche Maßnahmen sich mit welchem Kostenaufwand in den Betrieb der Anlage integrieren lassen. „Wir wollen zeigen, dass Solarparks – ob bestehend oder neu errichtet – noch deutlich umweltfreundlicher sein können, als sie es bisher sind“, so Daniel Rieger. „Mit der NABU-Umfeldberatung wollen wir künftig auch anderen Projektentwicklern helfen, den Natur- und Artenschutz in ihren Parks zu verbessern.“
„Wir sehen uns als dauerhafte Partner der Standortgemeinden und der Menschen vor Ort“, betont Oliver Hummel. „Auch deswegen ist uns die Naturverträglichkeit unserer Ökostrom-Anlagen wichtig. Die langfristige Kooperation mit dem NABU ist für uns die ideale Gelegenheit mit Profis das Beste für Klima und Umwelt aus unseren Solarparks herauszuholen.“
Erneuerbare Energien sind entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel. Doch wir dürfen das Artensterben und den Verlust von Lebensräumen nicht gegen die Klimakrise ausspielen. Deshalb fordert der NABU, den Natur- und Artenschutz in Sachsens Politik stärker zu berücksichtigen.
Forderungen des NABU Sachsen zu den Landtagswahlen
Für eine nachhaltige Energiewirtschaft
Die Nutzung erneuerbarer Energien ist den fossilen Energieformen und der Atomkraft in jedem Falle vorzuziehen. Der Ausbau hat jedoch zwingend naturverträglich zu erfolgen, eine Konkurrenzsituation zwischen Energiewirtschaft, Naturschutz und anderen Landnutzungsformen ist unbedingt zu vermeiden. Die derzeitige Photovoltaikfreiflächenverordnung des Freistaates Sachsen bietet hierzu jedoch wenige Möglichkeiten.
Wir fordern:
→ eine verpflichtende Prüfung bereits versiegelter Flächen zur vorrangigen Nutzung.
→ eine Photovoltaikstandard bei Neubau von Gebäuden (Gewerbe und Wohnraum) – alternativ eine verpflichtende Gründachnutzung in stark versiegelten Gebieten.
→ verbindliche naturschutzfachliche Vorgaben für die Errichtung von Photovoltaikanlagen in Natur- und Kulturlandschaften.
Link zur NABU-Gruppe Weißwasser