Erstmals Feldhamsternachwuchs auf der Auswilderungsfläche
NABU Sachsen fordert weitere Schutzbemühungen von der Politik
16. Juli 2024 – Zum ersten Mal haben gezüchtete Feldhamster auf der eigens für sie eingerichteten 30 Hektar großen Auswilderungsfläche in Nordsachsen Nachwuchs. Der NABU Sachsen ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises kooperativer Feldhamsterschutz, dem seit 2021 auch der Zoo Leipzig angehört. Die immer weniger werdenden Feldhamsternachweise hatten zuletzt die Nachzucht und Auswilderung der einst häufigen Art notwendig gemacht. Die ersten Tiere wurden im Frühjahr dieses Jahres ausgewildert. Mehrere Jungtiere konnten nun auf den zur wissenschaftlichen Begleitung installierten Wildkameras gesichtet werden. Sie finden auf den durch Landwirt André Kleiber feldhamsterfreundlich bewirtschafteten Feldern nahezu ideale Lebensbedingungen. Das sind beste Voraussetzungen dafür, dass der Nachwuchs bald selber Nachwuchs hat und die neue sächsische Population weiter gestärkt wird.
Die Erfolgsmeldung macht zuversichtlich, doch der NABU Sachsen sieht die Gefahr des Aussterbens noch lange nicht gebannt. Die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung in Sachsen ändert sich nur langsam und der Flächenverbrauch für Wirtschaft und Energieproduktion ist nach wie vor groß. Die Landwirte in der Region sind daher ein möglicher Rettungsanker für den Feldhamster, aber keine langfristige Lösung. Unabdingbar für den nachhaltigen Erfolg ist aber die Einhaltung des „Flächensparziels“ von weniger als 2 ha/Tag versiegelter bzw. verbrauchter Fläche, denn die fortschreitende Versiegelung von landwirtschaftlicher Fläche zerstört Lebensräume und verschärft die Flächenkonkurrenz. Werden weiterhin Industrie- und Gewerbeflächen auf „der grünen Wiese“ geplant und seitens des Freistaates honoriert, kann die dauerhafte Wiederansiedlung des Feldhamsters nicht gelingen. Angesichts der Planungen um Wiedemar und der freistaatlichen Förderrichtlinie RegioPlan kein unrealistisches Szenario. Auch müssen endlich Neonicotinoide, Totalherbizide und das Beizen von Samen mit Giften verboten werden. „Wir freuen uns sehr über den frischen Nachwuchs. Das ist ein sichtbarer Beweis, was möglich ist. Doch der Feldhamster ist ja nicht ohne Grund fast ausgestorben. Es muss etwas an den Rahmenbedingungen gerändert werden, damit er sich wieder in Sachsen ansiedeln kann“, betont Dr. Maria Vlaic, Vorsitzende des NABU Sachsen.
2008 schlossen der NABU Sachsen mit seinem Naturschutzinstitut Leipzig, die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU)-Naturschutzfonds und der Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e. V. (LPV Nordwestsachsen) eine Kooperationsvereinbarung, der 2014 sowie 2021 weitere Partner beitraten – das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Ökotop, der Regionalbauernverband Delitzsch e. V. (RBV) und zuletzt der Zoo Leipzig. Mit diesem letzten Schritt wurde die Nachzucht und Auswilderung als bestandsstützende Maßnahme integriert. Im Arbeitskreis Feldhamsterschutz wird der NABU Sachsen weiterhin für den Feldhamster aktiv sein.
Forderungen des NABU Sachsen zu den Landtagswahlen
Stopp der ungebremsten Flächenversiegelung
Dass die Versiegelung von Flächen nicht nur die Biodiversität negativ beeinflusst und den Biotopverbund schwächt, sondern auch die Gefahr von Überschwemmungen infolge von Starkregenereignissen und natürlichen Hochwassern erhöht, ist hinlänglich bekannt. Somit ist die Entsiegelung und das Verhindern weiterer Versiegelung ein aktiver Beitrag zum dringend notwendigen Klimaschutz. Das selbstgesteckte „Flächensparziel“ von weniger als 2 ha/Tag liegt jedoch in weiter Ferne.
Wir fordern:
→ das aktive Vorantreiben von Flächenentsiegelung
→ eine kritische und verantwortungsvolle Prüfung von Bauplanungen, die eine Neubeanspruchung von Flächen beinhalten sowie die Einbeziehung naturschutzfachlicher Kriterien bei der Flächenwahl
→ den Ausschluss ökologisch wertvoller Landschaften, Feuchtgebiete und landwirtschaftlicher Flächen im Sinne des Klimaschutzes
→ die konkrete Prüfung der Folgen weiterer Versiegelung für den Biotopverbund und für die Erbringung von Ökosystemleistungen bzw. die Prüfung ihrer Alternativen durch die Nutzung vorhandener Ressourcen
Alle NABU-Forderungen zur Landtagswahl 2024 sind zu finden unter www.naturwaehler.de.