13. Sächsische Ornithologentagung in Oschatz
Fokus auf Vogelschutz und biologischer Vielfalt
Am 6. und 7. September 2024 fand in Oschatz die 13. Sächsische Ornithologentagung des NABU Sachsen statt. Unter dem Leitthema "Vogelschutz und Sachsens Biologische Vielfalt 2030" trafen sich rund 75 Teilnehmer im Thomas-Müntzer-Haus, um aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Lösungsansätze im Vogelschutz zu diskutieren.
Die vom Landesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz (LFA) organisierte Tagung knüpfte an das Ende 2022 vorgestellte Programm "Sachsens Biologische Vielfalt 2030 – Einfach machen!" des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft an. Staatsminister Wolfram Günther eröffnete die Veranstaltung mit einer Videogrußbotschaft und betonte die Bedeutung der ehrenamtlichen Fachleute für fundierte Entscheidungen im Naturschutz.
Die Teilnehmer gedachten am Beginn der Tagung Dr. Peter Hummitzsch, einem Aktivposten des Naturschutzes in Sachsen. Im Juli war er verstorben. Geehrt wurde Dr. Rolf Steffens zum 80. Geburtstag, der als Landesavifaunist. langjähriger Vorsitzender des LFA und aktiver Naturschützer eine überragende Rolle im Natur- und Vogelschutz des Freistaates eingenommen hat.
Der erste Tag bot den Teilnehmern eine Exkursion in das Teichgebiet Wermsdorf, bei der theoretische Aspekte des Vogelschutzes mit praktischen Naturerfahrungen verknüpft wurden. Am Abend folgte ein mitreißender Vortrag von Jens Hering über seine ornithologischen Forschungsreisen in den Tschad.
Ornithologische Bestandsaufnahme
Der Haupttag der Tagung war geprägt von einer Reihe informativer Vorträge. Im gemeinsamen Vortrag von Dr. Winfried Nachtigall und Dr. Rolf Steffens vom LFA präsentierten sie einen Überblick zur Bestandssituation der Brutvögel in Sachsen. Die Gesamtpopulation wurde für den Zeitraum 2004-2007 auf 2,2 bis 4,4 Millionen Brutpaare geschätzt mit insgesamt 187 nachgewiesenen Brutvogelarten. Bundesweit bedeutsam sind z. B. Brutbestandsanteile von Singschwan (ca. 40 %), Brachpieper (23 %) und Trauerschnäpper (22 %). Im Vortrag wurde die Notwendigkeit differenzierter Zusammenstellungen und Analysen nach Regionen, Lebensräumen und Zeiträumen herausgestellt. Offensichtliche Rückgänge der Vogeldichte gibt es im Offenland, während die Bestände in Siedlungsgebieten und Wäldern stabil blieben oder leicht zunahmen. Mit der laufenden vierten landesweiten Brutvogelkartierung wird ein aktueller Zustandsbericht erarbeitet und mit Spannung erwartet.
Vogelschutz am LfULG
Dr. Maik Denner vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) stellte die Aufgaben des Vogelschutzes in Sachsen vor. Er unterstrich die Bedeutung des Vogelmonitorings, der landesweiten Brutvogelkartierung und des Managements von Vogelschutzgebieten. Denner hob die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und ehrenamtlichen Organisationen hervor und präsentierte erfolgreiche Schutzprojekte.
Praxis des Vogelschutzes
René Sievert vom NABU Leipzig beleuchtete die praktische Umsetzung des Vogelschutzes. Er identifizierte Probleme wie Lebensraumverlust, unzureichenden Lebensstättenschutz, Vogelschlag an Glasflächen und Störungen durch Feuerwerk. Anhand von Beispielen aus Leipzig zeigte er, wie Bauvorhaben und menschliche Aktivitäten Vogelhabitate beeinträchtigen. Sievert forderte eine verstärkte Berücksichtigung des Vogelschutzes in der Stadtplanung.
Pestizide als Gefahr
Tomas Brückmann erläuterte die Bedrohung durch Pestizide. Er stellte Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen von Pestiziden auf Vögel und ihre Nahrungsgrundlagen vor und forderte eine Reduzierung des Pestizideinsatzes zugunsten alternativer landwirtschaftlicher Methoden. Brückmann präsentierte Projekte, die den pestizidfreien Anbau in Sachsen fördern.
Kiebitz – Vogel des Jahres 2024
Dr. Jan Schimkat vom NABU-Naturschutzinstitut Dresden widmete seinen Vortrag dem Kiebitz, dem Vogel des Jahres 2024. Er schilderte die Bestandsentwicklung dieser Art, die mittlerweile vom Aussterben bedroht ist. Schimkat erläuterte die Ursachen des Rückgangs, darunter Lebensraumverlust, Prädatoren und intensive Landwirtschaft, und stellte Schutzprojekte sowie Maßnahmen zur Rettung der Art vor.
Lokale und regionale Perspektiven
Olaf Schmidt von der Fachgruppe Ornithologie Oschatz gab einen Überblick über die Vogelwelt im Altkreis Oschatz. Er stellte lokale Bestandstrends vor und betonte die Rolle ehrenamtlicher Vogelbeobachter. Dr. André Günther vom NABU-Naturschutzinstitut Freiberg berichtete über die Rast des Mornellregenpfeifers in Mittelsachsen und erläuterte Schutzmaßnahmen zur Verbesserung der Rastbedingungen.
Die 13. Sächsische Ornithologentagung zeigte eindrucksvoll, dass der Vogelschutz in Sachsen vor großen Herausforderungen steht, aber auch, dass es engagierte Menschen gibt, die sich dieser Aufgabe mit Fachwissen und Leidenschaft widmen. Die Tagung setzte wertvolle Impulse für eine intensivere Zusammenarbeit und innovative Schutzkonzepte, um die Vielfalt der sächsischen Vogelwelt zu bewahren und die Ziele des Programms "Sachsens Biologische Vielfalt 2030" zu erreichen.