Waldschutzoffensive statt Windkraft im Wald
NABU-Gruppen aus dem Erzgebirge und Vogtland nehmen Stellung zum Raumordnungsplan Wind
11. April 2024 – Im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Energien werden die Raumordnungspläne Wind (ROPW) der Regionen nach neuen Vorgaben von Bund und Land erneuert. Der Planungsverband Region Chemnitz hat in diesem Kontext einen Entwurf zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung ausgelegt. In einer gemeinsamen Stellungnahme mahnen die NABU-Regionalgruppen Kirchberg, Aue-Schwarzenberg, Erzgebirgsvorland, Elstertal sowie Zwickau und Umgebung an, den Bau von Windkraft im Wald dabei unbedingt auszuschließen. Denn Wälder sind nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sie sorgen auch für einen nachhaltigen Wasserhaushalt und sind als Sauerstofflieferant und Kohlendioxydspeicher unverzichtbar für ein gesundes Klima. Die Zerstörung von Wald ist daher für den nachhaltigen Klimaschutz, die Klimaanpassung wie auch den Erhalt der Biodiversität kontraproduktiv.
Die NABU-Regionalgruppen Kirchberg, Aue-Schwarzenberg, Erzgebirgsvorland, Elstertal sowie Zwickau und Umgebung haben folgende Stellungnahme abgegeben:
Stellungnahme der Regionalgruppen des Naturschutzbundes (NABU) LV Sachsen e.V. aus Südwestsachsen zum Raumordnungsplan Wind (ROPW)
Die Ablösung fossiler Energieträger durch den gezielten Ausbau erneuerbarer Energien ist ein wichtiger und notwendiger Beitrag zum Klimaschutz und der Transformation zu einer nachhaltigeren Lebensweise.
Dies wird ausdrücklich von uns begrüßt, jedoch sollte eine so weit reichende Entscheidung, wie der Ausbau erneuerbarer Energien, umsichtig und nachhaltig getroffen werden. Gerade die Art und Weise der Umsetzung stellt die grundlegende Weichenstellung der Klimapolitik dar und schafft ihre zukünftigen, strukturellen Grundlagen.
Keine Windkraftanlagen in Wäldern
Unsere Wälder sind nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sie sorgen auch für einen nachhaltigen Wasserhaushalt und sind als Sauerstofflieferant und Kohlendioxyd-speicher unverzichtbar für ein gesundes Klima. Allein im deutschen Wald wird die Atmosphäre jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxyd entlastet (3. Bundeswaldinventur), womit sie einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die Zerstörung von Waldflächen kann keine Lösung für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Klimapolitik sein.
Die Wälder selbst sind durch den Klimawandel bedroht, in dessen Folge Dürreperioden und Stürme die Bäume schwächen und für Pilze und Schadinsekten anfällig machen. Ziel der Waldpolitik in Deutschland ist es daher, die vielfältigen Funktionen und Leistungen des Waldes und seine ordnungsgemäße Bewirtschaftung nachhaltig zu sichern und ihn vor willkürlicher Inanspruchnahme für andere Landnutzungszwecke zu schützen (Bundeswaldgesetz).
Der Ausbau erneuerbarer Energien muss parallel zum Ausbau und Umbau der Waldflächen erfolgen, um die Transformation zu einer nachhaltigen Klimapolitik und die Erreichung der Klimaziele zu ermöglichen.
Die sächsische Waldstrategie 2050 hat mit dem Ziel der Waldmehrung auf 30 % der Fläche des Freistaates ein wichtiges Zeichen gesetzt und die amtierende Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag klar festgeschrieben „Windenergieanlagen im Wald schließen wir aus“! In den jetzigen Überlegungen zum Raumordnungsplan Wind finden diese wichtigen Aspekte und Ziele leider keine Berücksichtigung, worauf wir an dieser Stelle ausdrücklich hinweisen wollen.
Die Reduzierung von Waldflächen zum Aufbau von Windkraftanlagen zerstört wert- vollen Lebens- u. Erholungsraum und ist für wichtige globale und nationale Ziele wie die Erhöhung der Biodiversität, Kohlendioxydspeicherkapazität und die Erreichung der Klimaziele kontraproduktiv. Die Zuwegung zu Windkrafträdern schlägt breite Schneisen in den Wald und stört so das Waldinnenklima, sorgt für Austrocknung und Zerschneidung von Lebensräumen. Gerade Windanlagen sind eine Todesfalle für Vögel, Insekten und Fledermäuse. Die Tiere geraten in die Rotorblätter oder werden durch den erzeugten Luftdruck getötet. Zudem bedeuten die Rodungen einen erheblichen Quartierverlust.
Nachhaltige Energiepolitik darf nicht zu Lasten aktiven Natur- und Klimaschutzes gehen. Daher fordern wir:
Auf Waldflächen dürfen keine Windkraftanlagen errichtet werden!
Weiterhin fordern wir:
Keine Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten
Es ist es nicht nachvollziehbar, dass vor allem ältere, oft besonders wertvolle Landschaftsschutzgebiete, wegen ihrer Verordnungen, bei deren Erstellung die aktuellen Entwicklungen noch nicht absehbar waren, nicht als Ausschlussgebiete anerkannt werden. Aus Sicht des NABU sind wegen ihres hohen Wertes für Natur und Landschaft und das Landschaftsbild Windkraftanlagen in Landschaftsschutzgebieten auszuschließen.
Keine Windkraftanlagen auf DBU-Naturerbe-Flächen
DBU-Naturerbe-Flächen sind ein außerordentlich wichtiger Bestandteil des Naturerbes von Deutschland und dienen dem Naturschutz. Deren Zielvorgaben sind mit der Errichtung von Windkraftanlagen nicht vereinbar und deshalb ähnlich wie Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete prinzipiell auszuschließen. Dies betrifft in Westsachsen das DBU-Naturerbe-Gebiet "Hartmanssdorfer Forst".
NABU OG Kirchberger Natur- und Heimatfreunde
NABU Kreisverband Aue-Schwarzenberg e.V.
NABU Regionalverband Erzgebirgsvorland e.V.
NABU Regionalverband Elstertal e.V.
NABU Regionalgruppe Zwickau und Umgebung e.V.