Schmetterlingswiesensaison 2019 ist eröffnet
Es wird wieder bunt auf sächsischen Wiesen
08. Juli 2019 - Am 22. Mai starteten der NABU Sachsen und seine Projektpartner in die Schmetterlingswiesensaison 2019. Zum Auftakt in die nunmehr fünfte Saison der Aktion „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ zeigten der NABU Leipzig und seine Ortsgruppe Plaußig-Portitz unter der Leitung von Steffen Wagner am Beispiel des Biotops Plaußig die gelungene Umstellung der Bewirtschaftung einer Fläche nach schmetterlingsgerechten Kriterien. Die entstandene Schmetterlingswiese bietet ideale Bedingungen für die Entwicklung von verschiedenen Schmetterlingsarten und anderen Insekten. Die Schmetterlingswiese in Plaußig ist Nr. 239 bei der Aktion, für 300 Wiesen in ganz Sachsen wurden mittlerweile Wiesenschilder beantragt.
Zur Eröffnung begrüßte Bernd-Dietmar Kammerschen, Stiftungsdirektor der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, die Gäste mit den Worten „Ein wunderbarer Ort, für die Wiesen der Stadt und für weitere Wiesen zu werben.“ Er bekundete außerdem, dass sich der Freistaat eindeutig zum Natur- und Artenschutz bekennt, indem er in diesem und im kommenden Jahr gebietseigenes zertifiziertes Saatgut in Höhe von je 100.000 Euro kostenlos für Schmetterlingswiesen im Siedlungsbereich zur Verfügung stellen wird. „Nutzen wir unsere gemeinsame Kraft für gemeinsame Anstrengungen. Ich wünsche allen ein schmetterlingsfreundliches Jahr“, mit diesen Worten übergab er an René Sievert, den Vorsitzenden des NABU Leipzig.
Jener würdigte an diesem 22. Mai, dem Internationalen Tag der biologischen Vielfalt, das immense und vielfältige Engagement des NABU in Leipzig, unter anderem für die Insektenvielfalt. Die Wiese in Plaußig ist bereits die dritte, die der NABU im Leipziger Stadtgebiet im Rahmen des Projektes „Puppenstuben gesucht“ betreut. Im Anschluss betonte Angelika Freifrau von Fritsch, Amtsleiterin vom Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig, dass sich auch Leipzig mit verschiedenen Initiativen für den Insektenschutz stark mache, unter anderem mit geändertem Mahdregime und mit der Wahl der Schmuckbiene, einer seltenen Wildbienenart, zum Tag des Leipziger Auwaldes 2019.
Steffen Wagner, Betreuer der Wiese vom NABU Plaußig-Portitz bekräftigte noch einmal die Bestrebungen des NABU: „Wir möchten mit unseren Schmetterlingswiesen dazu beitragen, einen Wiesen-Biotopverbund zu schaffen, denn Schmetterlinge fliegen nicht 20 Kilometer weit“. Als Beitrag für den angestrebten Biotopverbund überreichten Vertreter des BMW Group Werkes Leipzig dem NABU Leipzig einen Spendenscheck über 2.000 Euro.
Mattias Nuß, Experte des Senckenberg Museums für Tierkunde Dresden, äußerte sich beim Rundgang auf schmalen gemähten Wiesenstreifen kritisch zu den oftmals am Schreibtisch getroffenen Entscheidungen für die Wiesenpflege. „Das größte Problem ist die Anonymität“ mahnte er und gab nach Begutachtung der Plaußiger Wiese den Tipp „ dreimal mähen, auf Grund des lehmhaltigen Bodens“. Er appellierte an alle, generell auf die Komplettmahd zu verzichten und empfahl, nur auf Teilbereichen von Wiesen Langgräser wachsen zu lassen, da an diesen Gräsern die Mikrohabitate für Raupen fehlen.
An der Insektenwand vermittelte er, dass die allermeisten Wildbienen bevorzugt Gänge in die Erde graben und deshalb in festgestampftem Lehm nur wenige Quartiere finden. Ihnen genügen winzige zwei Millimeter Bohrlöcher, die Blaue Holzbiene braucht jedoch auf Grund ihrer Größe Bohrlöcher von ca. zehn Millimetern. Für die Baumscheiben gab er den Tipp, dass sie am besten um 90 Grad gedreht werden müssten und die Löcher genauso wie in der Natur von der Seite der Rinde her ins Holz gebohrt werden müssten. Die Tannenzapfen wären bestenfalls zur Übernachtung geeignet, daher wohl der Name „Wildbienenhotel“.
Auf dem Komposthaufen hatte der NABU bereits Futterpflanzen für Raupen und Falter, die es bisher auf der Wiese noch nicht gibt, ausgesät. René Sievert erklärte augenzwinkernd: „Wir züchten hier auch Futter für Vögel, zum Beispiel für Schwalben.“ Die Demonstration der Mahd mit der Sense und ein kleiner Imbiss, vom NABU Plaußig-Portitz mit selbstgemachten Kräuteraufstrichen und mit frischem Brot und Kuchen vom regionalen Bäcker vorbereitet, beschlossen den Schmetterlingswiesen-Saisonauftakt. Den Start in die Schmetterlingswiesensaison nutzten zwei Kindergruppen für die Umweltbildung.
Die NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz entwickelt seit einigen Jahren am Ortsrand von Plaußig auf dieser Fläche ein artenreiches Biotop. Bereits 2017 wurden Obstbäume einheimischer Sorten, mehr als 200 Büsche sowie über 50 Bäumchen Wildobst gepflanzt. Im November 2018 kamen weitere 300 heimische Sträucher in die Erde, darunter zum Beispiel Wildrosen, Haselnuss, Schneeball und Sauerdorn. Auf einem Teilbereich der Wiese säte der NABU im Herbst 2018 und im Frühjahr 2019 regionale Blühmischungen aus. Außerdem gibt es ein Hochbeet, zwei Steinhaufen und zwei Schautafeln sowie zahlreiche Nistkästen. Die Wiese wird vom NABU für die aktive Umweltbildung genutzt.