Im Oktober haben die Wasserbüffel ihre Arbeit als tierische Landschaftspfleger angetreten. – Foto: Ina Ebert
Neue Bewohner in der Tongrube Machern
Wasserbüffel im Einsatz für die Artenvielfalt
23. November 2023 – Nordöstlich von Machern befindet sich ein Tagebau, in dem nur noch in geringem Umfang Tonabbau stattfindet. Wie in vielen ehemaligen Abbaugebieten hat sich hier eine besondere strukturelle Vielfalt ausgebildet. Ein Mosaik aus mageren Rohboden- und Ruderalflächen, Gewässern und frühjahrsfeuchten Standorten mit Röhrichtbeständen und kleinräumigen Gehölzstrukturen bietet einer verblüffenden Vielfalt teils bedrohter und seltener Tierarten einen Lebensraum. Im Gebiet nachgewiesen wurden unter anderem Vogelarten wie Kiebitz, Braunkehlchen und Kranich, Amphibien wie Kammmolch und Laubfrosch, die seltene Libellenart Große Moosjungfer wie auch drei offenlandtypische, in Sachsen stark gefährdete Heuschreckenarten: die Italienische Schönschrecke, die Blauflügelige Sandschrecke und die Westliche Dornschrecke.
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Wasserbüffel sind genügsame Schwergewichte, robust gegenüber unterschiedlichen Klima- und Umweltbedingungen und bestens angepasst an die raufutterhaltige Nahrung (Schilf, Sauergräser) in der Tongrube. – Foto: Ina Ebert
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Mit ihrem Fraß- und Trittverhalten halten sie die zahlreichen Kleingewässer vor Ort frei. – Ina Ebert
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Besonders im Sommer kühlen sie sich gerne in Sumpf- und Schlammlöchern ab oder graben sich selbst eine Suhle. – Foto: Juliane Grießbach
Ohne weiteres Zutun unterliegen diese Habitate einer natürlichen Sukzession, in deren Verlauf sie oft an Diversität verlieren oder gänzlich verschwinden. Im Oktober 2023 sind hier drei weibliche Wasserbüffel und ein Jungtier eingezogen, um beim Freihalten der Flächen zu helfen. Tiefe Spuren im tonig-feuchten Untergrund zeugen bereits von der Arbeit der Schwergewichte. Mit ihrem Fraß- und Trittverhalten fördern Wasserbüffel insbesondere die Strukturierung und Offenhaltung der wertvollen Kleingewässer vor Ort.
Die Tiere sind optimal geeignet für die Aufgabe. Aufgrund anatomischer und physiologischer Besonderheiten des Verdauungssystems besitzen sie die Fähigkeit, große Mengen an Wasser- und Sumpfpflanzen wie Schilf, Binsen, Ampfer und Sauergräser aufzunehmen und daraus Nährstoffe zu gewinnen. Zudem haben sie im Vergleich zu Rindern an heißen Tagen einen größeren Bedarf an Abkühlung, da sie eine dickere Haut und eine wesentlich geringere Anzahl an Schweißdrüsen besitzen. Auf Feucht-, Sumpf- und Moorgrünland graben sie sich an den tiefsten Stellen selbst eine Suhle, die sie bei Bedarf zur Abkühlung nutzen. So halten sie die Vielzahl wassergefüllter Senken in der Tongrube als Laichgewässer und Lebensraum für Amphibien frei.
Das Gelände des Tontagebaus Machern/Lübschütz wurde mit dem Ende des Abbaus in Zusammenarbeit mit dem Betreiber der Rupp Keramik GmbH, der Naturschutzbehörde des Landkreises Leipzig (uNB) und der Koordinierungsstelle Kreuzkröte (KoStKK) in ein naturschutzfachliches, extensives Nutzungsregime überführt. Mit Hilfe einer Förderung über die Richtlinie Natürliches Erbe konnte ein Weidezaun für die Umzäunung des Geländes, die benötigte Weidetechnik sowie die drei Tiere erworben werden. Im Oktober 2023 bezogen drei Wasserbüffel ihr neues Zuhause in Machern und sorgen seitdem für den Erhalt einer möglichst großen Artenvielfalt.