Streuobst überall!

Entdecken und mitmachen am europaweiten Tag der Streuobstwiese

28. April 2023 - Bereits zum dritten Mal feiert Europa heute den Tag der Streuobstwiese. Unter dem Motto #streuobstueberall laden Organisationen in ganz Deutschland, darunter der NABU, zu Mitmachaktionen ein, um die Bedeutung von Streuobstwiesen als Lebensraum und Kulturgut hervorzuheben.

Sächsische Streuobstfans können sich in diesem Jahr auf eine Premiere freuen: Mit einer Führung über seine Streuobstwiese in Chemnitz-Rabenstein inklusive Apfelsaftverkostung nimmt der NABU-Regionalverband Erzgebirge zum ersten Mal am Aktionstag teil. Außerdem lädt die NABU-Naturschutzstation Teichhaus Eschefeld für Sonntag, 30. April, zu einer familienfreundlichen Wanderung zu den Streuobstwiesen um die Eschefelder Teiche ein.

Artenvielfalt in jedem Ast

Unser Streuobstexperte Lutz Röder erklärt: „Streuobstwiesen mit hoch- und halbstämmigen Obstbäumen sind seit Jahrhunderten Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Durch die Vielfalt an Lebensräumen wie Baumhöhlen, Totholz, Hecken oder Steinmauern und den Verzicht auf Pestizide sind sie besonders artenreich. Deshalb sind sie in Sachsen als Biotop ab 500 m² beziehungsweise ab zehn hochstämmigen Obstbäumen auch besonders geschützt.“

Dieser Schutzstatus ist nicht selbstverständlich. Noch bis in die 1970er Jahre wurden große Flächen mit Streuobstbeständen gerodet – teils mit öffentlicher Förderung –, um für intensiv bewirtschaftete Niederstammanlagen Platz zu machen. Die verbliebenen Flächen sind stark gefährdet: „In Sachsen gibt es viele überalterte Streuobstbestände, da die Nutzung des Obstes nicht mehr im Vordergrund steht“, erklärt Röder. „Dadurch entfällt der Obstbaumschnitt und es werden zu wenige Bäume nachgepflanzt. Früher sind die Kenntnisse des Obstbaumschnittes von Generation zu Generation weitergegeben worden. Man konnte kein billiges Obst im Supermarkt kaufen, sondern nur das Obst nutzen, was man auf der eigenen Streuobstwiese geerntet hatte.“

Im Einsatz für die Streuobstwiesen

Um die verbliebenen Obstbaumbestände zu erhalten und zu schützen, sind wir und die sächsischen Regionalgruppen landesweit im Einsatz, u. a. im Raum Leipzig und Chemnitz, im Erzgebirge, im Kohrener Land, in der Tauchaer Endmoränenlandschaft und in der Lommatzscher Pflege. Über die Zeit ist die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für diesen wertvollen Lebensraum gewachsen. Die zunehmende Bereitstellung von Sanierungsmitteln hat es uns im vergangenen Jahr ermöglicht, erste Pflege- und Verjüngungsmaßnahmen umzusetzen. So konnten wir im November 2022, finanziert und ermöglicht durch die Sammelaktion „Wahre Helden packen’s an” der Krostitzer Brauerei, auf Flächen in Liebertwolkwitz und Frohburg insgesamt 130 hochstämmige Obstbäume in die Erde bringen.

Für 2023 sind weitere Maßnahmen geplant: Gefördert durch die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt sollen auf der Streuobstwiese „Bielers Garten” bei Delitzsch 80 hochstämmige Obstbäume gepflanzt werden. Für 80 weitere Bäume, finanziert durch den NABU-Bundesverband, wird derzeit noch ein geeigneter Standort gesucht. Neben den Mitteln für die hochstämmigen Bäume alter Sorten werden auch Mittel benötigt, um Maßnahmen zur Flächenvorbereitung, die Vorbereitung der Pflanzungen, Anwuchshilfen und Verbissschutz sowie die Bewässerung zu finanzieren.

Zur Fortführung unserer Anstrengungen für den Schutz und Erhalt von Streuobstwiesen werden weiterhin Spenden gebraucht. Wir freuen uns, wenn Sie uns in unserem Einsatz für unser sächsisches Kulturerbe unterstützen wollen.