12. Sächsische Ornithologentagung des NABU
10. bis 12. September 2021 in Bad Düben
30. September 2021 - Unter dem Leitthema „Klimawandel und Vogelschutz“ luden der Verein Sächsischer Ornithologen und der NABU Sachsen alle Interessierten zu ihrer ersten gemeinsamen Ornithologentagung (gleichzeitig 58. Jahresversammlung des VSO und 12. Sächsische Ornithologentagung des NABU) vom 10. bis 12. September 2021 nach Bad Düben ein. Da sich in Zeiten der Corona-Pandemie Termine, Treffen und Vorstellungen zusammengeschoben haben, entstand die Idee einer gemeinsamen Veranstaltung. Im geräumigen und bestens präparierten Saal des Hotel „HeideSpa“ fanden die bis zu 140 Teilnehmer ausreichend Platz.
Eröffnet wurde die Tagung mit dem Symposium des Fördervereins Vogelschutzwarte Neschwitz am Freitagnachmittag, welches die Kollegen aus Neschwitz alle zwei Jahre federführend im Rahmen der Jahrestagung des VSO organisieren. In den vier Beiträgen ging es um aktuelle Berichte und Arbeitsergebnisse der beiden Einrichtungen Förderverein und Staatliche Vogelschutzwarte/Staatliche Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft, die damit vor allem Ehrenamt, Mitwirkenden und Freunden danken wollten.
Brutbestand und Reproduktion beim Braunkehlchen gehen deutlich zurück
Daneben konnten Ergebnisse aus einer langjährigen Untersuchung zum Braunkehlchen präsentiert werden. Auch bei diesem kleinen Wiesenvogel gehen Brutbestand und Reproduktion rapide zurück. In seinem Kontrollgebiet im Landkreis Bautzen (rund 400 Quadratkilometer) musste Uwe Leipert im Laufe der letzten 25 Jahre eine Bestandsreduktion von 80 Prozent registrieren und auch der Bruterfolg ging um mehr als 50 Prozent zurück. Besondere Probleme bereiten ausgeraubte Nester und menschliche Aktivitäten wie Mahd und Beweidung. Der Projektbericht ist auf der Homepage des Fördervereins verfügbar. Im Abendvortrag lud Naturfotograf Torsten Pröhl (www.fokus-natur.de) zu einer virtuellen Reise nach Nordafrika, in den Süden Marokkos, ein. Mit vielfältigen Bildern von Landschaft, Pflanzen, Tieren und Menschen verging die einstündige Reise wie im Flug.
In den Grußworten am Samstagmorgen kam vor allem die Freude über das gemeinsame Wiedersehen nach mehr als zwei Jahren Tagungspause zum Ausdruck. Gleichzeitig ruhen Nutzungsansprüche, überlappende Interessen und der Klimawandel in unserer Landschaft nicht, sodass sachliche Meinungsbildung mit Fakten und Ruhe nötiger denn je sind. Hierfür ist das Ehrenamt unverzichtbar. In seinem Eröffnungsvortrag „Vögel, Bäume, Wälder – ein Blick auf die Biodiversität im Wald aus der Vogelperspektive“ spannte Robert Pfeifer einen Bogen zwischen Organismen und Lebensraum, den er mit zahlreichen Beispielen unterlegte. Zur anstehenden vierten landesweiten Brutvogelkartierung rief der Beitrag von Winfried Nachtigall auf, die im Herbst 2021 starten und nach bekanntem Ablauf bis Mitte 2025 eine neuerliche Zustandsbeschreibung der sächsischen Brutvogelwelt liefern soll. Hierzu sind alle Interessierten herzlich aufgerufen und eingeladen.
Beiträge zu Klimaentwicklung sowie erneuerbaren Energien und Vogelschutz in Sachsen
Mit dem Leitthema befassten sich im Folgenden Beiträge zur Klimaentwicklung in Sachsen (Dominic Rumpf), die Frage nach aktualisierten Leitbildern für Vogelschutz im Wald (Rolf Steffens) und dem Stand erneuerbarer Energien und Vogelschutz in Sachsen (Jochen Bellebaum). Mit verfügbaren Daten aus einem Forschungsprojekt des Fördervereins Vogelschutzwarte Neschwitz zeigte Sabine Urban verschiedene Facetten zu Raumbewegungen und Aktivitätsdaten des Schwarzmilans. Als betroffene Großvogelart und Art des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie sind diese Erkenntnisse auch bedeutsam für weitere Planungen zur Windkraftnutzung. Im Anschluss zeichnete Giso Damer den mühsamen, aber erfolgreichen Weg des bedeutsamen Werbeliner Sees bis zum Naturschutzgebiet nach. Aus einem weiteren berichtete Falk Rößger mit mehreren Jahrzehnten langen Datenreihen zum Großen Teich Torgau und den Veränderungen in der Vogelwelt. Die Frage nach Sinn und Wirkungen am Beispiel einer regionalen Brutvogelkartierung beantwortete Peter Kneis, in der neben den naturschutzfachlich bedeutsamen Ergebnissen und Vergleichen vor allem Zusammenarbeit und Gemeinschaft nicht hoch genug zu bewerten sind.
Den Abschluss des Nachmittages bildeten ein Vortrag zum Wachtelkönig im Erzgebirge (Christina Scheinpflug) sowie zwei Beiträge aus dem benachbarten Brandenburg. Den aktuell ausgesprochen beeindruckenden Weg des Wiedehopfes zu einer wieder regelmäßig beobachtbaren Vogelart zeigten Reinhardt Möckel und Frank Raden mit Daten zu Bestand und Habitatwahl auf. Im Anschluss beschrieb Ronald Beschow die Entwicklungen ausgewählter Vogelarten anhand 25-jähriger Untersuchungen in der südbrandenburgischen Tagebaufolgelandschaft. Den Samstagabend beendete Susanne Homma mit ihrem Vortrag „Löffler – Von der Nordseeküste in den Senegal und zurück“ und nahm die Zuhörer nach einer Einleitung zur Art mit auf den Weg von der Beringungsaktion bis hin zu Funden und den resultierenden Daten und Ergebnissen. An der deutschen Nordseeküste hat der Löffler in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen.
Exkursionen zum Werbeliner See und zur Vereinigten Mulde
Beendet wurde das Tagungswochenende am Sonntagvormittag mit zwei angebotenen Exkursionen in die Schutzgebiete Werbeliner See und Vereinigte Mulde. Auch hierfür fanden sich noch zahlreiche Interessierte, denen die Exkursionsleiter Michael Schulz und Dieter Wend die jeweiligen landschaftlichen Zustände und Besonderheiten näherbrachten. Auch wenn die ornithologischen Besonderheiten ausblieben, freuten sich alle Teilnehmenden bei schönem Wetter über die gemeinsame Exkursion.
Allen Helfern und Unterstützern gilt ein großer Dank für ihre aktive Mitwirkung.
Winfried Nachtigall (Neschwitz)