Wenige Meisen, aber viele Spatzen gezählt
„Stunde der Wintervögel“ übertrifft sächsischen Teilnahmerekord um 57 Prozent
03. Februar 2021 - Sachsen hat gezählt – und bei der Beteiligung alle Rekorde gebrochen. 13.131 Sächsinnen und Sachsen haben ihre Zählergebnisse aus rund 8.500 Gärten zur 11. „Stunde der Wintervögel“ an den NABU gemeldet und die Höchstmarke von 2019 um fast 4.800 Teilnehmende und damit 57 Prozent überboten. „Wir sagen danke an alle, die Anfang Januar so eifrig gezählt haben und freuen uns, dass unsere Mitmachaktion dadurch noch aussagekräftiger wird“, sagt Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen. „Einmal mehr hat die aktuelle Situation vermutlich dazu beigetragen, dass Menschen das Interesse und den Spaß an der Natur vor der eigenen Haustür neu entdecken.“ In ganz Deutschland haben über 236.000 Menschen am Wochenende Wintervögel gezählt – ein sattes Plus von 65 Prozent zum Vorjahr.
Nicht zugenommen haben dagegen die Vogelzahlen, die dem NABU bundesweit aus 164.000 Gärten gemeldet wurden – im Gegenteil. „Die Gesamtzahl von 34,5 Vögeln pro Garten stellt den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, erklärt NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Nur im Januar 2017 waren die Zahlen noch etwas niedriger. Auch damals fehlten besonders die typischen Futterplatzbesucher, nämlich sämtliche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten, deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz vor der Zählung europaweit sehr milden Winter wohl teilweise ausgeblieben.“
Sesshafte und milde Winter liebende Arten besonders oft gezählt
Rekordwerte erreichten dagegen sesshafte Standvogelarten wie der Haussperling, der wie in allen milden Wintern auf Platz 1 der Wintervogelrangliste flatterte. Mit 7,78 Vögeln pro sächsischem Garten wurde er so häufig wie nie gesichtet. Auch Arten, die grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, wie Rotkehlchen und Ringeltaube, wurden am Zählwochenende deutlich häufiger als zuletzt gemeldet. „Seit 2011 nehmen die Winterbestände von Vogelarten, die auf Zuzug aus dem Norden und Osten angewiesen sind, ab. Im Winter standorttreue Arten und solche, die teilweise von uns nach Süden ziehen, zeigen dagegen stabile oder gar wachsende Winterbestände“, schildert Lachmann. Dies sei Ausdruck einer Entwicklung, die mit einigen harten Wintern begann und zuletzt eine lange Reihe milder Winter aufwies. Je milder der Winter, desto geringer fällt die Neigung der Vögel aus, in wärmere Regionen im Süden und Westen auszuweichen.
Ein besorgniserregend schwaches Ergebnis, das nicht mit dem Wetter erklärt werden kann, liefert der Grünfink. Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden in Sachsen nur 1,17 Exemplare, deutschlandweit sogar nur 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünlinge, die 2011 noch die Gärten bevölkerten. Als Ursache gelten vor allem Infektionen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen.
Top 5: Haussperling, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel
Die fünf am häufigsten gemeldeten Arten waren sachsen- wie deutschlandweit Haussperling, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel. Die Amsel erholt sich auf niedrigem Niveau von ihrem sächsischen Tiefstwert des vergangenen Winters und nach der schweren Usutu-Epidemie des Sommers 2018. Besonders niedrig waren deutschlandweit die gemeldeten Zahlen der Blaumeise, wobei unklar bleibt, ob fehlender Zuzug aus dem Norden oder die Folgen einer Bakterien-Epidemie im vergangenen Frühjahr die Hauptursache dafür ist.