Wildbienen sind unverzichtbare Bestäuber – und brauchen dringend mehr Blütenvielfalt
Am 20. Mai ist Weltbienentag
20. Mai 2021 - Insekten bewegen die Menschen – spätestens seit im Jahr 2017 wissenschaftliche Studien, die den dramatischen Rückgang der Biomasse der Fluginsekten bzw. die hohe Bedeutung von Wildbienenarten für die Bestäubung unserer Kulturpflanzen belegen, ins öffentliche Bewusstsein rückten. Zum heutigen Weltbienentag macht der NABU Sachsen einmal mehr auf die immense Leistung der Bienen aufmerksam.
Bienen spielen eine große Rolle für die Biodiversität. Für etwa ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion ist die Bestäubungsleistung von Insekten wichtig. 91 der 107 weltweit am meisten angebauten Kulturpflanzen werden in unterschiedlichem Maße bestäubt. Dabei leisten Wildbienen einen wesentlichen Anteil.
Wildbienenexperte Andreas Hurtig
NABU-Naturschutzstation Schloss Heynitz
Anders als bei den Honigbienen sorgt bei den meisten Wildbienenarten, mit Ausnahme der Hummelvölker, jedes Weibchen allein für seine Nachkommenschaft. Entsprechend fallen sie der Allgemeinheit wenig auf. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass ihre Bedeutung für den Naturhaushalt, insbesondere ihre Bestäubungsleistung, geringer ist.
Die Hälfte heimischer Bienenarten ist gefährdet
„Weltweit sind etwa 20.000 Bienenarten bekannt, davon in Deutschland ca. 560. Rund die Hälfte unserer einheimischen Wildbienen steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, fast ein Drittel ist vom Aussterben bedroht und sieben Prozent sind bereits ausgestorben oder verschollen. Für einige einheimische Arten sieht es für ihren Fortbestand zwar im Grunde noch gut aus, dennoch verschwinden auch sie großflächig“, führt Andreas Hurtig aus. In der ausgeräumten Agrarlandschaft mit intensivem agrochemischen Mitteleinsatz fehlten mittlerweile die erforderlichen Lebensräume weitgehend vollständig. Im Siedlungsbereich sieht es in Grün- und Gartenanlagen mit einem fragwürdigen Pflegeideal oft auch nicht viel besser aus. Alle heimischen Wildbienenarten sind gesetzlich besonders geschützt.
Der NABU Sachsen setzt sich in einer Vielfalt von Programmen und Informationsangeboten für die Förderung der heimischen Insektenvielfalt ein, die auch der Vielfalt der Bienenfauna zugutekommen, darunter das Projekt Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge, in dem sich der NABU seit einigen Jahren mit mehreren Partnern engagiert.
Bestäuber im Fokus
Ein neues Projekt ist „Bestäuber im Fokus“, das im Verbund der sächsischen NABU-Naturschutzstationen unter fachlicher Leitung durch die NABU-Station Schloss Heynitz umgesetzt wird und das im Rahmen des eku-Zukunftspreises idee 2020 vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft prämiert wurde. Ziel ist, die anschauliche Vermittlung der Lebensweise von Wildbienen und deren Leistungen zu fördern und die Beschäftigung mit Bestäubern in das Lebens- und Erlebensumfeld breiter Bevölkerungskreise zu holen.
Jeder kann bienenfreundliches Umfeld schaffen
Dabei kann auch jeder einzelne für Bienen ein lebenswertes Umfeld schaffen. Im Garten geht das ganz einfach mit der Belassung und Förderung einer Strukturvielfalt mit Totholz, Trockenmauern, eventuell Lehmwänden, schütter bewachsenen Bodenstellen und auch verwilderten Ecken mit überständigen Stängeln – nur die Vielfalt natürlicher Strukturen kann der Vielfalt der Lebensweisen der Wildbienen gerecht werden. Gefüllte Blüten mögen zwar etwas hermachen, sind für Bienen aber wertlos. Dagegen haben Pflanzen, die spontan aufwachsen wie Löwenzahn, Wegmalve, Taubnessel und Hahnenfuß, für die Wildbienen etwas zu bieten. Der alles gleichmachende und zerhächselnde Rasenmäher sollte in der Garage bleiben, die Sense pflegt kleine Grünflächen viel schonender. Dabei ist es wichtig, jeweils nur einen Teil zu mähen: Tabula rasa nimmt vielen Insektenarten auf einen Schlag ihre Lebensgrundlage. Der Verzicht auf Pestizide versteht sich beim bienenfreundlichen Gärtnern von selbst.