66. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft sächsische Botaniker
17. bis 18. Juni 2021 in Wartha/Oberlausitz
Vom 17. bis 18. Juni konnten sich nach einem coronabedingten Ausfalljahr alle botanisch Interessierten bei der jährlichen Zusammenkunft der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) wieder direkt treffen und austauschen. Veranstaltungsort der von der AGsB im Landesverein Sächsischer Heimatschutz und dem NABU gemeinsam getragenen Veranstaltung war das Haus der Tausend Teiche im Biosphärenreservat in Wartha (Oberlausitz). Das Vortragsprogramm am Samstag – bei Dauerregen waren die 45 Teilnehmenden im hervorragend ausgestatteten ehemaligen Schafstall bestens platziert – widmete sich unter anderem der genetischen Struktur und dem Ausbreitungsverhalten invasiver Spiersträucher (PD Dr. Christiane Ritz), neuen Bearbeitungsergebnissen zur Pflanzensoziologie sächsischer Borstgrasrasen, Heiden, Sandmagerrasen und Felsgrusfluren (Dr. Wolfgang Böhnert, Dr. Uta Kleinknecht) sowie einer Einführung in das Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet (Dr. Jan Peper). Dr. Uta Kleinknecht, Vorsitzende der AGsB, stellte die landesweiten Kartiervorhaben der AG – die floristische Kartierung ausgewählter Sippen und eine Gesamterfassung ausgewählter 500 Meter x 500 Meter-Raster der Normallandschaft – vor.
Die Ehrenmitgliedschaft wurde an die langjährigen Vorstandsmitglieder und herausragenden Artengruppenspezialisten Dr. Siegfried Bräutigam und Prof. Dr. Peter A. Schmidt verliehen. Der erstmalig 2020 verliehene Oscar-Drude-Preis konnte Susan Wittwer, Radebeul, für ihre Arbeit zur Verbreitung und Ökologie der Torfmoose des Georgenfelder Hochmoores überreicht werden. Die Vorstellung ihrer Ergebnisse im Rahmen eines anschaulichen Vortrages stieß unter dem sonst eher auf die höheren Pflanzen orientierten Publikum auf großes Interesse. Ihre besondere Leistung wurde in einer Laudatio durch Dr. Frank Müller gewürdigt. Oscar Drude, ab 1879 über 41 Jahre Professor für Botanik in Dresden und ab 1890 Leiter des Botanischen Gartens Dresden sowie Spiritus rector der wissenschaftlichen Erforschung der Vegetation Sachsens, hatte sich persönlich bereits um 1910 aktiv für die Erhaltung des Georgenfelder Hochmoores eingesetzt, so dass hier zudem ein direkter Bogen gespannt war.
In kleinen Gruppen schwärmten die Tagungsteilnehmer am Samstagnachmittag zu Kartierexkursionen an vorausgewählte Ziele in der näheren Umgebung aus, teils in die Guttauer Teiche und zum Modellacker Wartha, in den Daubaner Wald, zu den Neudorfer Teichwiesen und zum Torfstich Ruhetal oder an die Zimpeler Teiche. Mit großem fachlichem und teils auch sportlichem Ehrgeiz trugen die Teilnehmer umfangreiche Artenlisten für die jeweiligen Gebiete zusammen und stellten interessante oder kritische Funde in der abendlichen Auswertungsrunde vor. Schwierigere Sippen wurden gemeinsam nachbestimmt oder werden an Artspezialisten übermittelt. Zahlreiche Belege wurden direkt an das Herbarium Görlitz übergeben.
Für den Sonntag hatten die Organisatoren Exkursionen zu besonders spannenden Lokalitäten vorbereitet: Dr. Jan Peper führte in den ehemaligen Guttauer Auwald und zum Guttauer Eisenberg, einen Hotspot der Steppen(relikt)vegetation auf Basalt, Prof. Dr. Karsten Wesche und Dr. Volker Otte in den Daubaner Wald und zur Gladiolenwiese.
Der Dank der AGsB gilt vor allem dem Vorbereitungsteam um Dr. Christiane Ritz vom Senckenberg-Naturkundemuseum Görlitz und der Biosphärenreservatsverwaltung um Dr. Jan Peper für die Organisation trotz vieler Unsicherheiten im Vorfeld. Das Jahrestreffen 2022 wird vom 8. bis 10. Juli 2022 in der Dahlener Heide stattfinden. Alle Interessierten sind schon jetzt herzlich eingeladen.
Birgit Zöphel