So viele Vogelzähler wie noch nie zuvor bei der „Stunde der Gartenvögel“
Haussperling liegt vorn, Blaumeise verzeichnet große Verluste
04. Juni 2020 - Bei der „Stunde der Gartenvögel“ 2020, die vom 8. bis 10. Mai stattfand, wurde der bisherige Teilnehmerrekord der Aktion aus dem Vorjahr verdoppelt. In Sachsen haben 9.675 Personen ihre Zählergebnisse von 6.074 Gärten, Parks oder von Balkons und Fenstern übermittelt. 2019 hatten rund 4.800 Naturfreundinnen und -freunde teilgenommen.
Das ist ein tolles Ergebnis, sicherlich haben auch die Beschränkungen aufgrund des Coronavirus zu einem verstärkten Interesse für die Natur vor der Haustür und damit zu den hohen Teilnehmerzahlen geführt. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass diese Begeisterung für die heimische Natur anhält und dass die Menschen ihren Garten oder Balkon naturschutzgerecht gestalten und bewirtschaften.
Bernd Heinitz
Landesvorsitzender NABU Sachsen
Im Durchschnitt konnten die sächsischen Teilnehmenden der Aktion in diesem Jahr innerhalb einer Stunde 33 Vogelindividuen entdecken, sachsenweit wurden 153 verschiedene Vogelarten gemeldet. Wie immer in den vergangenen Jahren war dabei der Haussperling mit fünf Exemplaren pro Garten der am häufigsten gemeldete Gartenvogel, gefolgt vom Star auf Platz 2, von Kohlmeise und Amsel, die nahezu gleichauf liegen, sowie Feldsperling. Sachsens zuverlässigster Gartenvogel ist dabei die Amsel: Sie wurde in 87 Prozent aller Gärten innerhalb einer Stunde gesehen.
Sorgenkind 2020: die Blaumeise
Besonders im Fokus stand bei der diesjährigen Zählung die Blaumeise. Im März und April wurden auffällig viele an Krankheit verstorbene Vögel dieser Art an den NABU gemeldet. Bis heute gingen bundesweit über 21.000 Meldungen mit knapp 40.000 betroffenen Vögeln ein. Als Auslöser dieser Epidemie konnte das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert werden, das Vögel infiziert, aber nicht für Menschen gefährlich ist. Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden. Statt 2,16 Blaumeisen pro Meldung sind es in diesem Jahr nur noch 1,66 – mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005. Auch in Sachsen wurden 27 Prozent weniger Blaumeisen, im Schnitt 1,73 Exemplare pro Garten oder Balkon, gezählt, obwohl der Freistaat kaum von der Vogelkrankheit betroffen war.
Um das Blaumeisensterben als Ursache des Rückgangs zu identifizieren, haben die Forscher für jeden Postleitzahlbereich die Veränderungen der Blaumeisenzahlen mit der Anzahl der Meldungen kranker Meisen korreliert. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang: Je mehr Berichte toter Meisen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge. Es bleibt die Hoffnung, dass sich die überlebenden Blaumeisen zur jetzigen Brutzeit gut vermehren, um die Verluste möglichst schnell wieder auszugleichen. Vogel- und insektenfreundliche Gärten mit vielen Laubbäumen und Blütenpflanzen wären für die Tiere sehr hilfreich.
Kleiner Lichtblick beim Mauersegler
Sinkende Zahlen verzeichnen neben der Blaumeise in Sachsen auch der Star und – wie schon in den Vorjahren – der Grünfink. Nach dem Tief im Vorjahr wurden aber wieder mehr Mauersegler gemeldet.
Deutschlandweit beteiligten sich rund 161.000 Menschen in 108.000 Gärten, Parks oder von Balkons an der Zählung. Auch hier liegt der Haussperling vorn vor Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling. Die nächste Vogelzählung, die „Stunde der Wintervögel“, steht vom 8. bis 10. Januar 2021 ins Haus.