Waldvögel zieht es in Gärten und Parks
Mehr als 146.000 Menschen haben ihre Sichtungen bei der „Stunde der Wintervögel“ bereits gemeldet
12. Januar 2022 - Bei der „Stunde der Wintervögel“, die vom 6. bis 9. Januar stattfand, haben inzwischen über 146.000 Menschen ihre Beobachtungen dem NABU gemeldet. In und auf über 103.000 Gärten, Parks und Balkonen wurden über 3,7 Millionen Vögel gesichtet. In Sachsen zählten über 7.600 Personen in 5.100 Gärten rund 196.000 Vögel. Diese Zahlen könnten noch deutlich steigen, denn bis zum 17. Januar können Vogelfreundinnen und -freunde nachmelden. Erste Trends bei der diesjährigen Winterzählung zeichnen sich jetzt schon ab. Sachsenweit wurden über 38 Vögel pro Garten gemeldet – was dem zweitniedrigsten Wert seit Aktionsbeginn und drei Vögeln weniger als im langjährigen Mittel entspricht. Bundesweit wurden etwa 36 Vögel und neun verschiedene Arten pro Garten gemeldet. Die Rangliste führt wie in vielen Jahren der Haussperling an. Als zweithäufigstes wurde die Kohlmeise gesichtet. Feldsperling, Blaumeise und Amsel komplettieren die Top 5 in Sachsen.
Grünfink bleibt Sorgenkind
Mit 1,04 liegt der Grünfink nur knapp über seinem Vorjahreswert von 0,9 Vögeln pro Garten, im Freistaat wurde er im Schnitt 1,27 Mal gezählt. Bei der Art kam es vermehrt zu Todesfällen durch den Befall mit einzelligen Erregern, den Trichomonaden. Grünfinken wurden zwar dieses Jahr etwas häufiger als 2021 beobachtet. Die Zahlen liegen aber immer noch weit unter dem Aktionsdurchschnitt von knapp zwei Vögeln pro Beobachtung. Die Art scheint sich nur langsam zu erholen.
Die Blaumeisen liegen erfreulicherweise über den Werten von 2021. Vermutlich konnten Verluste durch das in den Frühjahren 2020 und 2021 aufgetretene Blaumeisensterben, das durch das Bakterium Suttonella ornithocola verursacht wurde, teilweise durch vermehrte Bruten ausgeglichen werden. Möglich ist aber auch, dass durch Zuzug aus anderen Gebieten mehr Vögel beobachtet werden konnten. Hier werden die Ergebnisse der nächsten Vogelzählung im Mai weitere Erkenntnisse liefern. Die Zahlen der Amseln haben sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verbessert, liegen aber auch noch leicht unter dem Aktionsdurchschnitt. Der Art hatte das Usutu-Virus zwischenzeitlich zugesetzt.
Mehr Eichelhäher und Buntspechte, weniger Wacholderdrosseln und Erlenzeisige
Auffällig bei der diesjährigen Zählaktion war, dass vor allem typische Waldarten wie Eichelhäher und Buntspecht häufiger beachtet wurden. Vermutlich sind sie wegen des Wetterumschwungs und vielleicht auch aufgrund einer geringeren Menge an Baumsamen besonders häufig in die Gärten und an die Futterstellen gekommen.
Andere Arten, die auch als Wintergäste zu uns kommen und häufig in größeren Trupps unterwegs sind, wie Wacholderdrossel, Erlenzeisig und Schwanzmeise, wurden sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Aktions-Mittel weniger beobachtet. Auch der Seidenschwanz liegt, wie bereits im letzten Jahr, unter seinem Aktionsdurchschnitt. Dies könnten Folgen der milderen Winter in den Brutgebieten dieser Vögel in Nord- und Osteuropa sein. Durch sich immer schneller verändernde Wetterbedingungen verändert sich auch das Zugverhalten. Es ist sehr wichtig, diese Entwicklungen weiter genau zu beobachten. Beim Arten- und Naturschutz gibt es also weiterhin viel zu tun.
Die „Stunde der Wintervögel“ fand bereits zum zwölften Mal statt. Die nächste Vogelzählung findet vom 13. bis 15. Mai mit der „Stunde der Gartenvögel“ statt.