Der Wechsel ist ihr Merkmal
Die Wechselkröte ist Lurch des Jahres 2022
Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde hat die Wechselkröte zum Lurch des Jahres 2022 ernannt. Fachlich unterstützt wird die Aktion zum Reptil/Lurch des Jahres von vielen Kooperationspartnern, darunter der NABU.
Merkmale
Die sechs bis acht Zentimeter lange Wechselkröte ist ein Meister der Tarnung, denn mit ihrer kontrastreich gefleckten Färbung zählt sie nicht nur zu den attraktivsten Lurchen, sie ist an den Bodengrund angepasst meist erst bei der Flucht oder durch lautes Rufen zur Paarungszeit zu erkennen. Ihr beige-grün geflecktes Tarnmuster mit rötlichen Knubbeln und grünlichen Augen macht die Wechselkröte (Bufotes viridis) zum unverwechselbaren Sympathieträger unter den einheimischen Amphibien. Sie ist in der Lage, ihre Grundfärbung je nach Untergrund abzudunkeln oder aufzuhellen.
Verbreitung
Die Wechselkröte (Bufotes viridis) ist eine kontinentale Steppenart und in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas verbreitet. Die westliche Arealgrenze verläuft entlang einer Linie vom westlichen Nordrhein-Westfalen bis in den Nordosten Lothringens in Frankreich. Östlich reicht das Areal bis zum Ural und nach Kasachstan, südlich über Nordostitalien bis nach Kreta. In Deutschland besitzt die Wechselkröte drei deutlich getrennte Verbreitungsschwerpunkte, im Nordosten sowie im Süden und Südwesten. Die weiteren Schwerpunkte liegen im Südwesten im Einzugsgebiet des Rheins und in Südbayern im Donau-, Isar- und Inntal. Im Nordwesten Deutschlands und am Alpenrand fehlt die Wechselkröte völlig.
Vorkommen in Sachsen
Sie besiedelt insbesondere die Tiefländer Sachsens, also die Ackerebenen, Nordost- und Nordwestsächsischen Heiden und die Tieflandauen der Flusstäler. Die Vorkommen ziehen sich wie ein breites Band vom Leipziger Land im Nordwesten, der Elsterwerda-Herzberger Elsterniederung, den Ruhland-Königsbrücker Heiden bis in das Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet. Randlich werden Teile der Dübener Heide und des Altenburg-Zeitzer Hügellandes besiedelt, ebenso wie das Westlausitzer Berg- und Hügelland und die Elbtalniederung.
Lebensraum
Die Primärhabitate der Wechselkröte waren Pionierbiozönosen in ursprünglichen Steppen- und Flusslandschaften. Heute findet sie solche Standorte noch vereinzelt in sandigen Flussauen, Bördelandschaften und Heiden. Sie lebt dort, sofern gut grabbare Böden und wärmegetönte Offenlandbereiche vorhanden sind. Als ausgesprochener Kulturfolger besiedelt die Wechselkröte anthropogen geprägte sonnige Habitate wie Erdaufschlüsse (Braunkohletagebaue, Kies- und Sandgruben, Steinbrüche), Brach- und Ruderalflächen, Bahndämme, Industrieflächen, Siedlungen, Gärten und Felder. Die Wechselkröte nutzt ein breites Spektrum von wärmegetönter Gewässer. Das können kleine Tümpel, aber auch große permanent wasserführende Gewässer sein. Als Pionierart ist sie in der Lage, ausgesprochen schnell neu entstandene Kleinstgewässer wie Ackernassstellen und Feuchtgrünlandsenken zu besiedeln, was vielleicht auch mit ihren Namen Wechselkröte in Zusammenhang steht.
Gefährdung
Aufgrund drastischer Bestandsrückgänge in den letzten Jahrzehnten gehört sie zu den am stärksten bedrohten Amphibienarten Deutschlands. Besonders in den vergangenen Jahren hat sich bei der Wechselkröte eine deutliche Verschlechterung der Bestandssituation gezeigt. Gegenüber der letzten Roten Liste Deutschlands, wo die Art 2009 noch in der Kategorie 3 (gefährdet und mäßig häufig) eingestuft war, ergibt sich in der aktuellen Liste 2020 bereits die Gefährdungsstufe 2 (stark gefährdet und selten). Zu den Hauptursachen der Bestandsrückgänge in Mitteleuropa gehören der Wandel in der Landnutzung durch die zunehmend industrialisierte Landwirtschaft mit drastischen Biotopverlusten, das Verfüllen von Sand- und Kiesgruben und die Veränderungen in der Tagebaunutzung. Allgemein bedroht sind Wechselkröten wie alle Amphibien durch Gift- und Düngereintrag, Fischbesatz im Gewässer oder eine fehlende Nahrungsgrundlage durch den Insektenrückgang.