Begrüßung zu den 26. Feldherpetologischen Tagen - Foto: Frank Berger
26. Feldherpetologische Tage
12. bis 14. Mai 2017
Die Feldherpetologischen Tage 2017 fanden vom 12. bis 14. Mai in Thüringen, im Kyffhäuserland, Gemeinde Göllingen, statt. 24 Feldherpetologen aus Sachsen erkundeten gemeinsam mit Mitgliedern des NABU Thüringen und der Unteren Naturschutzbehörde Kyffhäuserkreis Artenvielfalt und Naturschönheiten der Region. Der Geburtshelferkröte, auch Glockenfrosch genannt, galt ihr besonderes Interesse, denn diese Amphibienart kommt in Sachsen nicht vor. Besonders markant sind die an Glockenklänge erinnernden Rufe der Männchen.
Bereits am Freitagabend ließen sich die Teilnehmer in einem Vortrag mit auf die Reise durch das Kyffhäuserland nehmen. Ausgedehnte Laubmisch-, vor allem Rotbuchenwälder mit großen Beständen des Frauenschuhs, Auengebiete an Wipper und Unstrut, aber auch mediterrane, felsige Gebiete und der Stausee bei Berga-Kelbra, ein bedeutender Rastplatz für Wasservögel, gehören dazu. Der Bereich des Stausees zählt zum fünftgrößten Rastgebiet für Kraniche in Deutschland. Bemerkenswerte 40.000 Tiere wurden als Tagesmaximum ermittelt. Das Kyffhäuserland beherbergt darüber hinaus etliche Fledermausarten, einige Brutpaare des Wanderfalken und des Uhus und viele andere Vogelarten. Mehrere Amphibienarten, wie Feuersalamander, alle heimischen 4 Molcharten – Kamm-, Berg- Faden- und Teichmolch – und die Geburtshelferkröte sind heimisch. Auch die Schlingnatter ist nicht selten. Als botanische Besonderheit gelten die an den Hängen der Muschelkalkfelsen blühenden zahlreichen Orchideenarten.
Das erste Exkursionsziel der Feldherpetologischen Tage wurde noch am Abend bei Einbruch der Dunkelheit aufgesucht Artspezialist Herr Uthleb führte zum ersten Beobachtungsort, dem Naturbad „Am Märchenteich“ bei Hainrode an der Wipper. Viele Teilnehmer sahen dort zum ersten Mal in ihrem Leben Geburtshelferkröten. Einige männliche Tiere trugen bereits die Eipakete der Weibchen. Bei manchen Weibchen schimmerten sie noch durch die farblose Haut an der Unterseite.
Im fischfreien glasklaren Wasser des Naturbades konnten sehr viele Kamm-, Berg- und Teichmolche beobachtet werden – teilweise wurden mehr als 100 Individuen gezählt. Außerdem konnten eine Zauneidechse und viele Erdkröten gesichtet werden, die sich bereits auf der Rückwanderung befanden. Herr Sauerbier, ehrenamtlicher Amphibienschutzhelfer, berichtete, dass er im Jahr 2017 ca. 22.000 Kröten registrierte, aber trotz des bestehenden Schutzzauns mehrere 1.000 Tiere überfahren wurden. Er bedauerte, dass der Bau längerer stationärer Zäune derzeit noch an der Bereitstellung finanzieller Mittel scheitert.
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Nachtaufnahme der Molche im Naturbad - Foto: Frank Berger
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Die männlichen Kammmolche mit ihren Rückenkämmen und deutlichen Färbungen, wie sie die Tiere zur Paarungszeit haben, und die Bergmolche wurden fürs Foto-Shooting in ein Schauglas gesetzt - Foto: Frank Berger
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Die männlichen Kammmolche mit ihren Rückenkämmen und deutlichen Färbungen, wie sie die Tiere zur Paarungszeit haben, und die Bergmolche wurden fürs Foto-Shooting in ein Schauglas gesetzt - Foto: Ina Ebert
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Im Naturbad berichtet Herr Sauerbier über Artenschutzmaßnahmen - Foto: Frank Berger
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Bergmolch - Foto: Ina Ebert
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Zahlreiche Molche sind in die Fallen gegangen - Foto: Frank Berger
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Das Fallenergebnis am Sonnabend - Foto: Frank Berger
Am Sonnabend war erster Anlaufpunkt erneut das Naturbad. In den schon am Vorabend aufgestellten Molchfallen fanden sich Kamm-, Berg- und Teichmolche. Zu den begehrten Fotomotiven gehörten die männlichen Molche mit ihren Rückenkämmen und deutlichen Färbungen, wie es die Tiere zur Paarungszeit haben.
Fortgesetzt wurde die Exkursion im Muschelkalksteinbruch bei Hebedündorf. Wenn die temporären Tümpel im Steinbruch Wasser führen, kommen in ihnen Geburtshelferkröten und andere Amphibien vor. Die Gewässer waren leider ausgetrocknet, außer einem vertrockneten Teichmolch sowie einer Blindschleiche gab es nichts zu sehen. Dafür entschädigte die Vogelwelt. Es sangen Dorn-, Klapper- und Gartengrasmücke, Goldammer, Feldlerche und Neuntöter. Rotmilane kreisten über dem Gebiet.
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Exkursionsziel Muschelkalksteinbruch bei Hebedünendorf - Foto: Ina Ebert
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Die versteinerten Funde waren vielleicht früher eine Blindschleiche - Foto: Ina Ebert
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Das Highlight des Tages, eine Uhubrut - zwei Jungvögel auf einem Felsvorsprung konnten durchs Fernglas beobachtet werden - Foto: Frank Berger
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Im Steinbruch entdeckte Amphibienreste, wahrscheinlich hat hier ein Rotmilan gefressen - Foto: Ina Ebert
Beim späteren Picknick am Regenwasserspeicher Toba, einem Laichhabitat für Kammmolch, Laubfrosch und Knoblauchkröte, bemerkten die Feldherpetologen den starken Fischbesatz und das Fehlen der Amphibien. Sie beklagten, dass diese Probleme leider sehr häufig auftreten. Erneut begleiteten viele Vogelarten wie Nachtigall, Singdrossel, Baumpieper, Fitis, Mönchs-, Garten-, Klapper- und Dorngrasmücke mit ihrem Gesang die Naturfreunde. An den Wiesenpflanzen labten sich Schmetterlinge wie Kleiner Perlmutterfalter und Aurorafalter.
Und weiter ging es zu den Ebelebener Teichen, einem idyllischen von Laubgehölzen und Wiesen umrahmten Teichgebiet, mit dem vermutlich größten Laubfroschvorkommen Thüringens. Zur Mittagszeit waren nur einige Teichfrösche und die Gesänge von Teich-, Drossel- und Schilfrohrsänger zu hören. Teichmolch und Erdkröte, aber auch Nilgans, Blässhuhn, Höckerschwan, Reiher- und Tafelente konnten beobachtet werden.
Zurück in Göllingen begaben sich die Feldherpetologen auf die Spuren der Geschichte des ehemaligen Klosters der Benediktinerpropstei St. Wigbert. Der Aufstieg auf den erhalten gebliebenen achteckigen Glockenturm bot weite Ausblicke in die Kyffhäuser-Landschaft.
Mit einem nochmaligen Ausflug zu den Geburtshelferkröten ging der zweite Exkursionstag zu Ende.
Am Sonntag galt den Kreuz- und Wechselkröten in den Sandgruben bei Bendeleben das Interesse. Bereits in den 1990er- Jahren wurde dort der Kiesabbau eingestellt. Um das Gelände wieder für Amphibien attraktiv zu machen, soll Schilf beseitigt und der Fischbestand reduziert werden. Die Ornithologen unter den Feldherpetologen hatten erneut viele Vogelarten im Blick. Im Schilf brütete die Rohrweihe und Teich- und Drosselrohrsänger sangen. Im angrenzenden Offenland hörten sie Turteltaube, Kuckuck, Nachtigall, Dorn- und Gartengrasmücke sowie Goldammer.
Zum Abschluss der dreitägigen Feldherpetologischen Tage 2017 wanderten die Teilnehmer durch die unter Naturschutz stehenden Wiesen im Naturpark Kyffhäuser bei Günserode mit beeindruckenden Orchideen-Beständen, u. a. von Purpur-, Brand- und Helmknabenkraut, zahlreichen Schmetterlingsarten wie Aurorafalter, Landkärtchen, Goldene Acht, Feldgrille und Gelbe Tigermotte und Vogelarten wie Turteltaube, Grün- und Grauspecht, Baumpieper, Heckenbraunelle, Fitis, Trauerschnäpper, Zaunkönig, Baumfalke und Rotmilan. Das Highlight dieses Tages war ein besonders großes Exemplar einer Blindschleiche mit bläulichem Schimmer.
Wir danken allen Mitwirkenden und vor allem Petra Berger für die perfekte Organisation der Feldherpetologischen Tage, Herrn Schlufter von der UNB, Herrn Uthleb von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Frau Schappmann von der UNB sowie den Herren Sauerbier und Lindner vom NABU Thüringen.