Jäger der Nacht
Der Waldkauz ist „Vogel des Jahres 2017“
Wann haben Sie zuletzt in der Nacht eine Eule rufen gehört? Viele Gegenden sind von Eulen verlassen, entweder weil sie keine Bruthöhlen finden oder das Nahrungsangebot nicht mehr ausreicht. Stellvertretend für alle Eulenarten hat der NABU für 2017 den Waldkauz zum Vogel des Jahres gewählt. Mit ihm soll für den Erhalt alter Bäume im Wald oder in Parks geworben werden und eine breite Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisiert werden. Eulen sind unverzichtbare Bestandteile der Artenvielfalt. Wir sollten alles dafür tun, sie zu schützen, ihre Bestände zu stabilisieren oder gar zu vermehren.
Mit einem Bestand von 1.800 bis 3.200 Brutpaaren laut Atlas der Brutvögel Sachsens (Atlas deutscher Brutvogelarten: in Deutschland 43.000 bis 75.000 Brutpaare) wird der Bestand und die Bestandsentwicklung des Waldkauzes in Sachsen als langfristig stabil eingeschätzt. Eine Einstufung in die Vorwarnliste oder die Rote Liste ist nicht erforderlich. Schutzmaßnahmen sind trotzdem dringend notwendig, denn die anhaltende Bodenversiegelung in den Siedlungsräumen verringert das Nahrungsangebot. Die Entfernung von Höhlenbäumen bei Maßnahmen zur Wegesicherung, Baumsanierungen und der Abriss oder die Sanierung von Gebäuden reduzieren das Höhlenangebot weiter. Einen gewissen Ausgleich können künstliche Nisthilfen schaffen, doch Vorrang sollte immer der Erhalt der Bäume und ihrer Höhlen haben. Eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung hingegen sind die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand und entsprechende Bruterfolge.
In vielen Regionen Sachsens wurden bereits Standorte von Höhlenbäumen erfasst. Daran arbeiteten auch das NABU-Naturschutzinstitut in Dresden und der NABU in Leipzig mit. Die Baumsuche ermöglicht den besseren Schutz der Höhlen. Eine weitere Maßnahme ist der Schutz der Höhlenbäume und der Bruten mittels Baumschutzmanschetten. Dafür sucht der NABU in Sachsen noch finanzielle Unterstützung.
Waldkäuze sind lautlose Jäger der Nacht. Sie sehen und hören besonders gut, und finden so präzise ihre Beute. Die Bezeichnung „Kauz“ ist eine Besonderheit im deutschen Sprachraum, denn in anderen europäischen Ländern gibt es kein eigenes Wort für Eulen mit rundem Kopf ohne Federohren – sie werden wie andere Eulenarten allgemein als „Eulen“ bezeichnet.
Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt: Der Vogel des Jahres 2017 ist keinesfalls nur im Wald zu Hause, obwohl er sich in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten fühlt. Als ideal gilt ein Lebensraum mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent, dazu Lichtungen und angrenzende Felder. Längst ist er daher auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zuhause. Dabei kommt er uns Menschen recht nah, wenn er auch eher zu hören als zu sehen ist. Tagsüber versteckt er sich in Höhlen oder in dichten Baumkronen.
Die Anpassungsfähigkeit bei der Wahl des Lebensraumes trägt dazu bei, dass der Waldkauz nicht nur in Sachsen, sondern auch in Deutschland, die häufigste Eule ist. Der Waldkauz ist gut getarnt mit seinem rindenfarbigen Gefieder. Sein großer Kopf ohne Federohren sitzt auf einem gedrungenen Rumpf. Der beigebraun gefärbte Gesichtsschleier ist dunkel umrahmt. Sein freundliches Aussehen verdankt er seinen großen runden „Knopfaugen“ sowie den zwei hellen Querstrichen oberhalb des Gesichtsrahmens, die auf uns Menschen wie Augenbrauen wirken. Der stark gekrümmte Schnabel ist beim Waldkauz gelblich. Fast immer hören wir die Rufe des Jahresvogels in TV-Krimis, wenn es dunkel und unheimlich wird. Im wahren Leben erklingt das lang gezogene „Huu-hu-huhuhuhuu“, wenn Waldkäuze balzen oder ihre Reviere markieren, vor allem im Herbst und im Spätwinter. Fast das ganze Jahr über machen sie außerdem durch ihren Kontaktruf „ku-witt“ auf sich aufmerksam. Die lautlosen Jäger werden mit 40 bis 42 Zentimeter Länge etwa so groß wie Krähen, bringen 400 bis 600 Gramm auf die Waage und erreichen eine Flügelspannweite bis zu 98 Zentimetern.