Haselmausfraßspuren sind klar parallel zum Rand ausgerichtet, die Schalen sehen aus wie mit einer Drehmaschine geöffnet - Foto: Sven Büchner
Die Haselmaus
Ein Kleinsäuger im Fokus
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Haselmaus - Foto: Sven Büchner
Die Haselmaus ist die kleinste heimische Schlafmausart. Zur selben Familie, die auch Bilche genannt wird, gehören in Deutschland noch Sieben-, Garten- und Baumschläfer. In Sachsen haben wir derzeit nur Nachweise von Siebenschläfer und Haselmaus. Baumschläfer kamen hier nie vor und vom Gartenschläfer fehlt seit rund 10 Jahren jede Spur.
Steckbrief
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Haselmausnester sind etwa tennisballgroße, fest gewebte Kugeln aus Gras und/oder Blättern. Diese können in den Baumkronen bis in 30 Metern Höhe liegen. Ähnliche Nester bauen Zwergmäuse, Zilpzalp und Zaunkönig. - Foto: Sven Büchner
Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist die kleinste Art der Familie. Erwachsene Tiere wiegen im Sommer rund 20 Gramm und sind nur etwa daumengroß. Im Gegensatz zu echten Mäusen oder Wühlmäusen fehlt den Bilchen die Möglichkeit, Zellulose zu verdauen. Sie sind deshalb stets auf energiereiche Nahrung angewiesen. Das sind für die Haselmaus im Wesentlichen Knospen, Blüten, Früchte und fettreiche Samen, aber auch Insekten. Die namensgebenden Haselnüsse gehören zwar ab Mitte August zur bevorzugten Nahrung, jedoch kommt die Haselmaus auch in vielen Lebensräumen vor, wo es keine Haselsträucher gibt.
Im Winter herrscht Nahrungsmangel für die Haselmaus, ihre Lebensfunktionen werden deshalb auf Sparflamme gedrosselt. Die Atmung wird aktiv gebremst und die Tiere legen Atempausen von bis zu 11 Minuten ein. Die Körpertemperatur sinkt auf rund 0° C. Je nach Witterung dauert der Winterschlaf von Mitte Oktober bis Ende März. Den Winter verbringen die Tiere in dicht gewebten Blattnestern in der Laubstreu. Im Sommer jedoch spielt sich das Leben vor allem in den Kronen der Bäume und Sträucher ab. Der Körperbau zeigt eine spezialisierte Anpassung an das Klettern selbst auf dünnsten Zweigen. Über die warme Jahreszeit nutzen Haselmäuse Baumhöhlen, Rindentaschen, Astzwiesel, Zweiggabeln oder auch Nistkästen, um ihre kugelförmigen, fest aus Laub und/oder Gras gewebten Nester zu errichten. Dort haben sie im Jahr ein bis zwei Würfe mit durchschnittlich vier Jungtieren.
Im natürlichen Waldzyklus ist die Haselmaus eine Art, die der beginnenden Zerfalls- und der Verjüngungsphase des Waldes zuzuordnen ist. In Wirtschaftswäldern bieten lichte, unterholzreiche Laub(Misch)wälder die besten Lebensräume. Wieder begrünte Kahlflächen sowie Waldränder, junge Aufforstungen mit hohen Anteilen an Früchte tragenden Sträuchern (Himbeere, Brombeere, Faulbaum, Weißdorn) sind ebenfalls geeignet für die Art. Während in tieferen Lagen Nadelholzforste von der Haselmaus gemieden werden, besiedelt sie in den Höhenlagen des Erzgebirges auch reine Fichtenbestände.
Die Haselmausdichten sind im Vergleich zu anderen Kleinsäugern gering. Im Mittel kann man von zwei erwachsenen Tieren je Hektar ausgehen.
Dauerbeobachtung in Sachsen
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Haselmaushabitat im Westerzgebirge - Foto: Sven Büchner
Bis auf einen kleinen Streifen in Anatolien kommt die Haselmaus nur in Europa vor. Wir haben daher in Europa die Verantwortung für das Überleben der Art. Wegen ihrer besonderen Ansprüche an den Lebensraum und ihrer weiträumigen Gefährdung ist die Haselmaus in die Artenliste des Anhangs IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) aufgenommen worden. Neben dem strengen Schutz, den diese Richtlinie vorgibt, müssen die so genannten Anhang-IV-Arten ständig beobachtet werden, um Bestandsrückgänge schnell zu erkennen und gegebenenfalls reagieren zu können. Über die Ergebnisse dieser Dauerbeobachtung (Monitoring) ist die Europäische Kommission in regelmäßigen Abständen zu unterrichten. Zwei Kriterien spielen dabei die größte Rolle: Bestand und Verbreitung. Für den Bestand und diesbezügliche Trends können wir bei der Haselmaus nur mit Stichproben arbeiten, da eine vollständige Erfassung unmöglich ist. In Sachsen läuft seit 2005 eine regelmäßige Erfassung von Haselmäusen in Nistkastenrevieren. Jährlich Mitte Juni und Mitte September werden in derzeit 18 Monitoringgebieten rund 1.300 Nistkästen unter hohem ehrenamtlichen Einsatz untersucht. Nur mit einer so großen Zahl an untersuchten Flächen und jährlich wiederholten Kontrollen über eine längere Zeitspanne kann der Erhaltungszustand der Haselmaus in Sachsen richtig bewertet werden, auch unter Berücksichtigung von natürlichen Schwankungen zwischen den Jahren.
Für das zweite Kriterium – die Verbreitung – stehen wiederum ehrenamtlich erhobene Daten im Mittelpunkt. Für den letzten Bericht an die EU-Kommission standen neben vielen Angaben aus Nistkastenkontrollen und Zufallsfunden die Ergebnisse der Mitmachaktion „Die Große Nussjagd in Sachsen“, einem Projekt des Naturschutzfonds der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt und des Deutschen Verbands für Landschaftspflege, zur Verfügung. Für die Nussjagd suchten im Jahr 2005 mehr als 4.200 freiwillige Helfer nach charakteristischen Fraßspuren der Haselmaus an Haselnüssen.
Nun wird es Zeit, die Angaben zu den Vorkommen wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Beobachtungen von Haselmäusen daher bitte unbedingt dem NABU Sachsen (landesverband@NABU-Sachsen.de) melden, am besten mit Belegfoto!
Haselmäuse finden – wie geht das?
Haselmäuse lieben Haselnüsse, so wie viele andere Waldtiere auch. Beim Benagen der Nüsse hinterlassen sie charakteristische Spuren. Bilder und Details dazu sind auch im Internet unter www.nussjagd.de zu finden.
Publikationen
Der Haselmausrundbrief gibt eine Übersicht zu den Ergebnissen der Langzeitbeobachtungen, die ehrenamtlich erfolgen. Mehr →
Presse
Archiv
Ziemlich klein ist sie, nur selten bekommt man sie zu Gesicht und doch erfährt sie in diesem Jahr besonders große Aufmerksamkeit: die Haselmaus. Die Deutsche Wildtier Stiftung und die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild kürten sie zum Tier des Jahres 2017. Mehr →