Weißstorchbericht Sachsen 2023 (1.54 MB)
Das Weißstorchjahr 2023 in Sachsen
Hochrechnung zeigt Rekordzahl an Brutpaaren
Sachsenweit wurden bisher 348 Brutpaare mit 606 Jungstörchen erfasst. Setzt man in einer Hochrechnung für die noch fehlenden Kreise die Werte von 2022 an, so kommt man auf ca. 420 Brutpaare und ca. 720 Jungstörche. Gemessen an der Zahl der Brutpaare wäre das der höchste Wert seit über 20 Jahren. Der bisherige Rekord an Nachwuchs aus dem Jahr 2021 mit 756 Weißstörchen wird aufgrund der niedrigen Vermehrungszahlen jedoch voraussichtlich nicht erreicht.
Download
Raum Dresden
Im ehemaligen Direktionsbezirk Dresden (Daten aus dem Bezirk Chemnitz und den Altkreisen Meißen und Görlitz liegen noch nicht vor) steht nach vorläufiger Auswertung der Weißstorch-Daten im Dezember 2023 fest, dass es zahlreiche Neuansiedlungen gab. Allerdings liegt die Vermehrungsrate mit 1,7 Juvenilen pro Brutpaar auf dem niedrigen Niveau vom Vorjahr 2022.
Als Ursache der relativ geringen Vermehrungszahlen vermuten die Dresdener Experten auch Trockenheit und teils späte Ankunft/Brutbeginn. Diese Fakten bestätigen sich auch in der Auswertung der Brutergebnisse aus der Leipziger Region.
Nordsachsen
Im Jahr 2023 gab es im Leipziger Raum so viele Brutplätze wie noch nie seit Beginn der Registrierung. Während 1996 erst 123 Paare registriert wurden, fanden sich 2023 auf bestehenden Brutplätzen 133 Weißstorchpaare ein oder bauten neu. Doch ihre Reproduktionsrate erhöhte sich nicht. 38 Paare brachten keine Jungtiere zum Ausfliegen. Die jungen Störche waren an Aspergillose, einer Erkrankung des Luftsacksystems, erkrankt und gestorben. Das Wachstum der Schimmelpilze wird durch feuchte Wärme begünstigt. Diese entsteht, wenn Elterntiere bei kühlem und feuchtem Wetter ihre Jungen schützend unter ihr Gefieder nehmen.
Die Bruterfolge blieben auch auf den Horsten in Thräna, Otterwisch, Bad Lausick und möglicherweise Mügeln aus. Aus unerklärlichen Gründen wurde außerdem in Mutzschen und Pegau die Brut aufgegeben und an einigen Standorten wie beispielsweise in Nerchau und Burkardtshain führten Horstkämpfe oder Revierstreitigkeiten zum Tod junger Störche.
Winterstörche in Sachsen
Zwei sächsische Brutstörche konnten bis Ende November 2023 wiederholt in Nordsachsen beobachtet werden. Ein männlicher Storch aus Syhra (2005 in Penna beringt) ist bereits den zweiten Winter an den Eschefelder Teichen anzutreffen und ein weiterer Storchenmann aus Frankreich wurde erstmals im Winter bei Eilenburg festgestellt. „Den Franzosen konnte ich 2022 auf dem neuen Horst in der Zscheppliner Aue bei der Kopulation beobachten“, berichtete Rolf Schulze vom NABU Hohenprießenitz. Allerdings kam es nicht zur Brut, auch nicht 2023 auf demselben Nest mit einer neuen Partnerin aus Deutschland. Das Weibchen war mit zwei Jahren wohl noch zu jung. Das Alter des Franzosen ist noch nicht bekannt. Die Daten werden von der Beringungszentrale in STRASBOURG (wie auf dem Ring zu lesen ist) erwartet.
Bislang (Stand 07.02.2024) hat sowohl der Syhraer als auch der Eilenburger Weißstorch, der sich zuletzt meist bei Rödgen herumtrieb, den Winter 2023/2024 trotz Minustemperaturen wie Anfang Dezember bestens gemeistert.
Storchenkampf in Camina
Bemerkenswertes berichtet Storchenfreund Andreas Baumgärtel aus dem Landkreis Bautzen:
„Am 17. März 2023 kam der erste Storch in Camina an und schon zwei Tage später war das Paar komplett. Am späten Nachmittag des 22. März kam es zu heftigen Kämpfen auf dem Horst zwischen dem Paar und dem zu spät angekommenen Storchenmann des Vorjahres. Bei dem Kampf brach über ein Drittel des Oberschnabels des alten Horstbesitzers ab. Der Verlierer zog ab. Der verletzte Storch in Camina war nun zum Verhungern verurteilt! Er konnte sein Gefieder nicht mehr reinigen und einfetten, nichts mehr fressen, nur noch Wasser schöpfen. Bei der Futtersuche konnte man ihn beobachten, es war ein trauriger Anblick! Er sah Regenwürmer und Insekten und konnte sie aber nicht aufnehmen. 17 Tage war er dem Horst in Camina treu. Geschwächt wurde der Storch in Milkel am 17. April gefangen und ist gestorben. Leider war eine frühere Erlösung von den Qualen nicht möglich! Der Storch hat 25 Tage ohne Futter gelebt! Zu weiteren Untersuchungen wurde er ins Senckenberg-Institut nach Görlitz gebracht. In Camina fand sich ein neuer Storchenmann nach dem Tod des Storches mit dem Schnabelabbruch ein. Kurios ging es weiter. Es war der Brohnaer Weißstorch. In Brohna war das Paar bereits am 8. April komplett und begann mit der Brut. Der Storchenmann pendelte aber tagelang zwischen den beiden Horsten und entschied sich für Camina! Dort war er erfolgreich mit zwei Jungstörchen. Ab dem 21. April 2023 brütete die Storchenfrau in Brohna allein. Zum Glück traf am 12. Mai 2023 ein dreijähriger Storch ein und warf die schon längst unterkühlten vier Eier aus dem Horst. Leider kam es nicht mehr zu einer Brut, aber das Paar blieb zusammen bis zum Abflug am 17. August.
Am 23. und 24. Juni rasteten mehr als 30 Junggesellen bei Kleinbautzen, vorwiegend zweijährige. Im Landkreis Bautzen brüteten 2023 über 25 Ringstörche! Fünf erfolgreiche Neuansiedlungen gab es: Jiedlitz 3 Jungvögel, Säuritz 2 Jungvögel, Cannewitz bei Weißenberg 2 Jungvögel, Gnaschwitz 3 Jungvögel und in Naußlitz 2 Jungvögel mit etwas Pech. Diese und der verletzte Altstorch wurden nach Görlitz in den Tierpark gebracht. Am 17. August 2023 konnten sie mit anderen gesundgepflegten Störchen im Biosphärenreservat bei Brösa ausgewildert werden.“