Webcam mit Live-Bildern vom Weißstorchhorst in Otterwisch
Fünf Eier im Otterwischer Nest
29. Mai 2020 - 2020 werden mittels Webcam wieder rund um die Uhr Einblicke in den Weißstorchhorst Otterwisch gewährt. Bereits seit 20. Februar geht es turbulent zu. An diesem Tag inspizierte ein erster Storch das Nest, am 2. März das „echte“ Männchen, am 4. März ein Ringstorch aus der Nachbarschaft, am 14. März ein fremdes Paar, das vom schon anwesenden Storch vertrieben wurde. Seit dem 2. April ist das Weißstorchpaar wiedervereint. Vor einem Jahr fand es am 27. März zusammen, nachdem ebenfalls ein fremdes Pärchen vertrieben wurde. Zum Osterfest 2020 könnte das erste Ei im Nest liegen, denn Anfang April paarten sich die beiden mehrfach.
So lag das erste Ei am 10. April, Karfreitag, gegen 1 Uhr im Nest der Otterwischer Störche. Es folgten am 12. und 14. April das zweite und dritte Ei. Durch den Eintrag von reichlich Nistmaterial war kaum zu erkennen, dass am 16. April ein weiteres Ei im Nest lag. Das fünfte wurde am 18. April gelegt, in einem Webcam-Video kann man bei genauem Hinschauen die Eier sehen und zählen.
Am 15. Mai gegen 6.45 Uhr schlüpfte das erste der fünf Küken, kurz darauf das zweite und einen Tag später das dritte. Am 21. Mai waren alle fünf jungen Störche zu sehen. Inzwischen ist das kleinste und schwächste Junge verschwunden.
Aufgrund der Trockenheit fanden die Altvögel kaum kleine Würmer. Zauneidechse und Ringelnatter waren eindeutig zu groß, um verfüttert zu werden. Die Altvögel schlucken diese Tiere nochmal und füttern, wenn sie vorverdaut sind, wie die Webcam zeigt.
Die erste nachweisbare Brut der Otterwischer Weißstörche fand vor über 50 Jahren statt. Davon zeugen Fotos, die zur 700-Jahrfeier des Ortes von den brütenden Störchen aufgenommen wurden.
Dank Webcam ist die Beobachtung des Geschehens im Nest wesentlich einfacher geworden.
Pendler zwischen Sommer- und Winterwohnsitz
Milliarden Zugvögel pendeln jedes Jahr zwischen ihrem Sommer- und Winterwohnsitz. Der Weißstorch ist einer unserer bekanntesten Langstreckenzieher. Auf seiner Reise legt er täglich bis zu 500 Kilometer zurück. Dabei nutzt er die Aufwinde bei Tag und rastet in der Nacht. Während die Westzieher über Frankreich, Spanien und Gibraltar nach Nordafrika fliegen, segeln die Ostzieher über den Bosporus nach Kleinasien. Dort folgen sie der Mittelmeerküste und dem Lauf des Nil bis ins östliche und südöstliche Afrika.
Zahlreiche angestammte sächsische Horste bereits besetzt
In Sachsen gehören viele Störche zu den Ostziehern, sie treffen deshalb frühestens ab Ende März, aber meist erst Mitte bis Ende April bei uns ein. Doch vor allem die Westzieher haben mittlerweile zahlreiche angestammte Horst besetzt. Bereits am 18. Februar 2020 waren erste sächsische Weißstorchpaare wie in Hainichen, Löbnitz, Großwig und Pausitz wieder vereint, einige Tage früher als 2019.
Im Jahr 2019 wurden in Sachsen 309 Weißstorch-Horstpaare erfasst. 243 Paare hatten insgesamt 590 Junge. Die durchschnittliche Jungenzahl aller Bruten betrug 1,91, die durchschnittliche Jungenzahl aller erfolgreichen Brutpaare 2,43. Die meisten Horstpaare mit Jungen gab es in Meißen (56), Bautzen (54), Nordsachsen (40) und im Leipziger Land (35). In den Wintermonaten 2019/2020 wurden in Sachsen zwei Winterstörche beobachtet.
In Sachsen engagieren sich derzeit 42 Weißstorchbetreuerinnen und -betreuer und zahlreiche weitere Ehrenamtliche, die bei der Sanierung von Horsten helfen, Störche beringen, Störche pflegen und Anfragen von Bürgern beantworten, außerdem zahlreiche hauptamtliche Mitarbeiter in Behörden.