Die Rote Röhrenspinne
Eine der seltensten Spinnenarten in Nordsachsen
Die Rote Röhrenspinne (Eresus cinnaberinus) ist eine der seltensten Spinnenarten in Nordsachsen. An einem Trockenhang in der Umgebung von Eilenburg befindet sich eines ihrer letzten Rückzugsgebiete. Hier findet die Spinne noch optimale Umweltbedingungen vor: Sonne, Trockenheit und sandigen Boden. Die Spinne lebt in einer mit Gespinstfäden ausgekleideten Wohnröhre, die schräg in den lockeren Boden hinabführt. Meist sind mehrere Röhren in dichter Nachbarschaft angelegt. Häufig finden sich am Netzrand eingewobene Beutereste, überwiegend Teile von Tausendfüßlern und Chitinpanzern sowie Flügeldecken von Käfern. Sie stellen die Hauptbeute dieser Spinnen dar. Die weibliche Spinne wird oft bereits beim Anheben der Netzdecke im Bereich der Röhrenmündung sichtbar. Meist aber zieht sie sich infolge der Störung tiefer in ihre Wohnröhre zurück. Das Weibchen ist im Gegensatz zum Männchen größer und eher unscheinbar dunkelbraun gefärbt.
Spinnenmännchen als Untermieter
Mit etwas Glück sind besonders an heißen Tagen zahlreiche der hübsch gefärbten Männchen sichtbar. Trotz scheinbar zielloser Suche im Sand spüren sie, durch Pheromone (Botenstoffe) gesteuert, die Wohnröhren paarungsbereiter Weibchen auf. Hat das Männchen seine Herzensdame gefunden, zieht es als Untermieter in die Wohnröhre des Weibchens ein. Während dieser Zeit paaren sich die Spinnen mehrmals – danach stirbt das Männchen.
Optimaler Start für Jungspinnen
Als eine der wenigen heimischen Spinnenarten betreibt die Röhrenspinne eine intensive Brutpflege. So produziert das Weibchen nach dem Schlüpfen der Jungspinnen einen nährstoffhaltigen Brei, mit dem sie die Jungen von Mund zu Mund füttert. Sind die Reserven des Weibchens aufgebraucht, stellt die Mutter ihren Kindern schließlich den eigenen Körper als Nahrung zur Verfügung. Auf diese Weise ist der Nachwuchs optimal versorgt. Erst mit 3 bis 4 Jahren sind die Jungtiere geschlechtsreif – auch deshalb ist ein Schutz ihrer wenigen noch vorhandenen Lebensräume besonders wichtig.
Spinnen brauchen Fürsprecher
Schutz aber besteht nicht nur im bloßen „Gewährenlassen“ der Tiere. Ihr Lebensraum kann häufig erst mit Hilfe praktischer Maßnahmen gesichert werden. Bei Eilenburg drohte ein Trockenhang den Lebensraum der Röhrenspinnen zu überwuchern. Das hätte zum Erlöschen der Spinnenpopulation geführt.
NABU Eilenburg sorgt für lichtdurchflutete Spinnenlebensräume
Eine kleine Gruppe Naturschützer aus der NABU-Fachgruppe „Karl-August-Möbius“ Eilenburg möchte den Lebensraum dieser seltenen Art erhalten. Sie beseitigt auf dem unebenen Gelände den Wildwuchs, entfernt störende Jungbäume und verschneidet ältere Bäume, damit das Sonnenlicht wieder ungehindert den Boden erreichen kann. Insbesondere wurden die Flächen am Hang vergrößert, auf der die Spinnen nun die Möglichkeit haben, ihre Wohn- und Brutröhren in die lockere Erdoberfläche zu graben. Durch den Einsatz der Naturschützer findet die sonnenliebende Röhrenspinne nun wieder einen optimalen Lebensraum vor und ihrer weiteren Verbreitung steht in diesem Gebiet nichts mehr im Wege.