Leonard Bolte. – Foto: Ina Ebert
23. Landesfachtagung der sächsischen Feldherpetologen und Ichthyofaunisten
– ein Rückblick
Im Fokus: herpetologische Waldtundra-Gesellschaften, Kohleabbau und Kreuzkröte, Chytridpilz in Nordsachsen, molekulargenetische Methoden, Auswertung von Amphibienzaundaten, Umweltplanung mit Ehrenamt, Artenschutz für Feuersalamander, neue Standards bei Monitoring und Dokumentation
Der praktische Natur- und Artenschutzschutz war Thema des ersten Teils der Tagung. Matthias Schrack (Großdittmannsdorf) stellte in einem beeindruckenden Vortrag die Gefährdungssituation der letzten herpetologischen Waldtundra-Gesellschaften von Moorfrosch, Grasfrosch, Waldeidechse und Kreuzotter in der Radeburg-Laußnitzer Heide in Zusammenhang mit dem rasant fortschreitenden Sandkiesabbau in den Tagebauen der Heide vor. Die Kreuzotter, Reptil des Jahres 2024, stand dabei im Mittelpunkt. Ihre Vorkommen sind von deutschlandweiter Bedeutung, doch sie sollen dem geplanten Kiessandabbau weichen. Kartierungen erbrachten außerdem den Nachweis, dass die Inselvorkommen der Kreuzottern oft identisch mit den kartierten Mooren sind. Moorschutz sichert also Lebensräume der Kreuzotter. Eindringlich mahnte Matthias Schrack an, Moor und Waldboden zu schützen und Windkraft nicht im Wald zu etablieren. Ganz anders gelagert war der Inhalt des folgenden Vortrages von Leonard Bolte (Leipzig) zur Kreuzkröte und dem Kohleabbau in den letzten zwei verbliebenen Tagebauen im Süden von Leipzig. Diese Art braucht ständig neue Pionierstandorte, die der Mensch heutzutage aber kaum noch zulässt. Trotz Management und habitatgestaltender Maßnahmen sind starke Bestandsrückgänge nach Abbauende typisch. Sein Fazit: Wenn der Bagger geht, geht auch die Kreuzkröte. Aquatische Untersuchungen befassten sich mit Gewässerwahl und Metamorphose-Erfolg. Erfreulich die hohe genetische Vielfalt, jedoch wurden übersäuerte Laichgewässer zur ökologischen Falle.
Der zweite Teil der Tagung brachte ein breit gefächertes Angebot modernster feldherpetologischer und ichthyologischer Methoden. Über den Nachweis des Chytridpilzes (Bd) in Nordwestsachsen nebst den daraus resultierenden Konsequenzen für die Feldarbeit referierte Judith Adam (Leipzig), verbunden mit der Bitte um Meldung infizierter Tiere. Der Bestandserfassung mit modernen molekulargenetischen Methoden in aquatischen Ökosystemen widmete sich Richard Papst (Halle). Neueste Methoden zur räumlich-zeitlichen Statistik zur Auswertung von landesweit anfallenden Amphibienzaundaten stellten Volkmar Kuschka (Flöha) und David Eichenberg (Leipzig) vor. Bei vielen Arten ist seit ca. 2015 ein deutlicher Rückgang sichtbar. Auch für die bisher nicht bedrohte Erdkröte klingeln die Alarmsignale.
Der Themenkreis der Tagung wurde am Nachmittag von Bianca Ladewich (Dresden) mit Beiträgen zu Möglichkeiten der Umweltplanung unter der Einbeziehung des ehrenamtlichen Naturschutzes fortgesetzt. Zu den aktuellen Problematiken gehört, dass Worst-Case-Planungen immer noch die Regel sind und Angst vor der Einbindung von Naturschutzverbänden in der Planungsphase auf Grund fortbestehender Annahmen „alles zu blockieren“ besteht. Ihre abschließenden Worte fanden große Zustimmung. „Man kann nur schützen, was man kennt. Man kann aber auch nur planen, wenn man weiß, was da ist.“ Mit einer ausführlichen Fotodokumentation berichteten Andreas und Claus Püwert (Freiberg) über die Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen am Beispiel einer isolierten Feuersalamanderpopulation im Osterzgebirge. Den letzten Vortrag des Tages hielt Holger Lueg (Freiberg) zu neuen Standards beim Artenmonitoring und der Artdokumentation für gefährdete Amphibienarten im Altkreis Freiberg. Für die rundum begeisterten Teilnehmenden bot die Fachtagung in Präsenz endlich wieder einen direkten Erfahrungsaustausch und genügend Zeit für gute Gespräche. Voraussichtlich gibt es die nächste Landesfachtagung der sächsischen Feldherpetologen und Ichthyofaunisten vor Ort im Frühjahr 2026.
Die Tagung fand in den Räumlichkeiten der Leipziger Verkehrsbetriebe statt, herzlichen Dank den Gastgebenden sowie den mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Im Besonderen gilt unser Dank der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) und Anne-Katrin Lösche für die Unterstützung der Tagung, dem NABU-Landesverband Sachsen einschließlich seines Tagungsteams unter Federführung von Ina Ebert und natürlich allen Gästen und Aktiven für diesen schönen herpetologischen Märztag in Leipzig.
– Dr. Wolf-Rüdiger Große, Vorsitzender des LFA Feldherpetologie und Ichthyofaunistik
Das Programm der 23. Landesfachtagung Feldherpetologie und Ichthyofaunistik finden Sie hier.
Aufgrund vieler inhaltlich neuer und bisher noch nicht veröffentlichter Tagungsbeiträge können keine Zusammenfassungen bzw. PowerPoint-Präsentationen zum Download bereitgestellt werden. Interessierte können sich an den Landesfachausschuss (E-Mail: wolf.grosse(at)gmx.net, lfa-feldherpetologie(at)nabu-sachsen.de) wenden und werden an die Autoren weitervermittelt.