Schwalben im Lügenmuseum Radebeul
Ein Rauchschwalbenpaar zieht im Lügenmuseum Radebeul ungestört seine Jungen auf. Dafür überreichte der NABU Sachsen die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“. Damit reiht sich das Museum in 90 Bewerbungen aus ganz Sachsen ein, welche bereits bis zum Beginn der diesjährigen Sommerferien für die Auszeichnung mit der Plakette beim NABU eingetroffen sind.
Ihre Freude über ein Schwalbenpaar teilten die Begründer des Museums, Richard von Gigantikow, mit bürgerlichem Namen Reinhard Zabka, und seine Frau Dorota dem NABU Sachsen im Frühjahr 2022 mit. Die Schwalben hatten ein geöffnetes Fenster entdeckt und im Museum ein Lehmnest gebaut. Ihre Flugroute führt durch eine als Bücherregal genutzte offen stehende Tür ins Innere des Hauses, in einen Ausstellungsraum.
Das Lügenmuseum im ehemaligen Gasthof Serkowitz beschreibt sich als ein Phantasie beflügelndes Ausflugsziel für die ganze Familie. Gleich beim Eintreten empfängt den Besucher eine Symphonie unwirklicher Klänge, so unwirklich wie die Exponate dieses Museums. In ihm werden jedoch nicht Kuriositäten der Natur, sondern Kreationen eines unbändigen Erfindergeistes gezeigt. Da erscheint es etwas kurios und außergewöhnlich, dass Rauchschwalben diesen Ort für sich entdeckt haben und mit ihrem Zwitschern die Klangwelt bereichern. Ein Besuch lohnt sich und unterstützt den Erhalt des Museums, dessen Fortbestehen leider ungewiss ist.
Baustoffecken und dreistöckige Nester
Unter den aktuellen Bewerbungen für die Auszeichnung mit der Plakette finden sich zahlreiche Meldungen von „Baustoffecken“ mit Lehm, Stroh und Wasser, welche eigens für die Schwalben angelegt wurden. Enkelkinder haben ihre schwalbenbegeisterten Großväter vorgeschlagen, eine Familie aus Probsthain bewarb sich beim NABU mit einem mehr als 50 Jahre existierenden Nest. Den Schwalbenschutz unterstützen auch ein Landhotel, eine denkmalgeschützte Schmiede und ein Hof der solidarischen Landwirtschaft. Für einen besonders großen Schwalbenbestand mit mehr als 160 Mehlschwalbennestern an Wohnhaus, Stall und Scheune und 10 Rauchschwalbennestern im Stall erhielt eine Familie aus Bernsdorf, die einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb führt, die Schwalbenplakette. Im Schreiben an den NABU teilte sie mit: „Unsere Scheune ist 30 Meter lang und daran ist Nest an Nest. Die Nester sind manchmal dreistöckig, deshalb können wir sie nicht richtig zählen. Weil auf unserem alten Bauernhof nicht alles in Ordnung ist, sind so viele Schwalben da.“
Leider erreichten den NABU erneut, trotz umfangreicher Aufklärungsarbeit, Nachrichten von Schwalbenvergrämungsaktionen und mutwillig entfernten Nestern, so geschehen auch an Hotels in der Sächsischen Schweiz, die gern mit ihre idyllischen Lage in der Natur werben. Dabei gibt es viele unkompliziert umsetzbare Schutzmöglichkeiten. Der NABU empfiehlt beispielsweise Vorsorgemaßnahmen bei Verschmutzungsgefahr wie die Anbringung von Kotbrettchen etwa 60 Zentimeter unter den Nestern. Schwalben und ihre Niststätten sind ganzjährig geschützt, auch an Hotels!
Mehr infos zur Aktion
Schwalben sind Kulturfolger und nisten in unmittelbarer Nachbarschaft des Menschen. Trotz dieser Anpassung gibt ihr Bestand Anlass zur Sorge. Am 8. Juni 2016 hat der NABU Sachsen, unterstützt von der LaNU, das Projekt „Schwalben willkommen“ gestartet. Mehr →