Auf den Dachboden der Kirche stiegen die Teilnehmer in kleinen Gruppen, fanden aber außer etwas Kot keine Spur von Fledermäusen - Foto: Ina Ebert
Im Sommer wohnen sie oberhalb unserer Füße, im Winter unterhalb
Fledermausnacht in Machern
Fledermausnacht in Machern, die erste. Fast 80 Neugierige strömten am Abend des 2. September 2016 in die Nikolaikirche mitten im Dorf, um mehr über die Tiere der Nacht zu erfahren, sie zu hören und zu sehen. Fledermauskenner Rolf Schulze vom NABU Hohenprießnitz und Andres Woiton vom NABU-Naturschutzinstitut in Leipzig mit seinem jungen Team begeisterten bis in die Nacht hinein die überaus wissbegierigen Gäste. Den Regionalverein Machern, Organisator dieser ersten Macherner Fledermausnacht, freute der große Zuspruch. Er überraschte zu später Stunde im Schlosspark noch mit Nachtimbiss und Fledermauscocktail.
Fledermäuse aus Plüsch, aus Plastik, mumifiziert oder aus Papier – in der kleinen Ausstellung, die Rolf Schulze aus dem Fundus seiner riesigen Sammlung zeigte, gab es viel zu sehen. Staunen nicht nur bei 20 Kindern, sondern auch bei den erwachsenen Zuhörern. Sehr unterhaltsam vermittelte er sein Wissen, immer wieder bezog er seine Zuhörer ein. Auf die Frage nach der Zahl der Fledermausarten schätzte das Publikum: 10.000, aber auf jeden Fall über 100. „Clever“, so meinte der Spezialist und klärte auf: „Wenn wir es genau wüssten … etwa 1.000 Arten sind es weltweit, regelmäßig werden neue Arten entdeckt. Und in Sachsen sind gerade mal 20 Arten heimisch.“ In bildhafter Sprache schilderte er weiter: „Im Sommer wohnen die Fledermäuse oberhalb unserer Füße, im Winter unterhalb, meistens. Und sie schlafen über Kopf. Welchem Menschen würde das länger als eine Minute gelingen. Im September sind alle Fledermäuse mit ‚möglichst viel Fressen‘ beschäftigt – Kinder, Mütter, Väter, Großeltern – denn schon bald ziehen sie in ihre Winterquartiere. Zuvor aber, nach langem Schmachten im Sommer, beglücken die männlichen Fledermäuse ihren ‚Harem‘.“ Ihr Samen wird im Körper der Weibchen konserviert, den ganzen langen Winter. Im Juni des kommenden Jahres werden dann die Jungen geboren, alle fast zur gleichen Zeit. Ihre Wochenstuben und Sommerquartiere findet eine Vielzahl der in Sachsen vorkommenden Fledermausarten als heimliche Untermieter unter Hausdächern. Auf der Suche nach diesen stiegen die Gäste deshalb in kleinen Gruppen auf den Dachboden der Kirche. Fledermäuse konnten sie dort nicht entdecken, aber Fledermauskot. Oder stammten die Funde doch bloß von Mäusen? Auch hier wussten die Experten Antwort zu geben. „Lässt sich die Hinterlassenschaft zerkrümeln und finden sich darin Reste von Insekten, ist sie echt. Mäusekot hingegen bleibt fest und nur selten finden sich Überbleibsel von Insekten darin.“ Der „Krümeltest“ verschaffte Gewissheit. Dann im Park endlich echte Fledermäuse. Andreas Woiton hatte mit seinem Team bereits Fangnetze am Schlossparkteich gespannt. In der Dunkelheit waren die Rufe der Fledermäuse zu hören, Dank Fledermausdetektor. Wenig später verfingen sich in den Netzen Wasser-, Zwerg- und Rauhautfledermäuse. Eine Flut von Fragen zum Leben der geheimnisvollen Jäger der Nacht wurde beantwortet. Ebenfalls im Park gab es dann zum Abschluss der Fledermausnacht einen Fledermauscocktail, glutrot und eiskalt, perfekt passend zu diesem warmen Spätsommerabend.