Fledermausschutz in Sachsen
Klein und beeindruckend
Fledermäuse sind die am meisten gefährdeten Säugetiere Europas und stehen unter strengem gesetzlichen Schutz. Ihren Ruf als kleine Vampire haben sie zu Unrecht, denn alle einheimischen Fledermausarten ernähren sich ausschließlich von Insekten, sind also harmlos. Pro Nacht fängt eine Fledermaus sehr viele Mücken, Fliegen, Motten usw. – etwa die Hälfte ihrer Körpermasse. Ihre perfekte Anpassung an das Leben in der Dunkelheit ist beeindruckend: Fledermäuse bringen Ultraschalllaute hervor, hören deren Echos und können so – mittels Echoortung – bei der nächtlichen Jagd die Insekten und auch Hindernisse ausmachen. Als Säugetiere bringen sie winzige Junge zur Welt, die mit Muttermilch aufgezogen werden. Die heimischen Fledermäuse können etwa 30 Jahre alt werden, die kleinsten sind weniger als fünf Zentimeter lang und nur fünf Gramm schwer.
Wo leben die Fledermäuse?
Einige Fledermausarten leben in Bäumen – in Spechthöhlen, Rissen oder in Spalten hinter der Rinde. Doch 14 der 20 in Sachsen vorkommenden Fledermausarten bewohnen als heimliche Untermieter meist Quartiere in Schlupfwinkeln am und im Haus. So bevorzugen einige Arten geräumige Dachböden oder – im Winter – Gewölbekeller, andere suchen sich Ritzen hinter Schiefer-, Holz- und Blechverkleidungen, Fensterläden oder im Mauerwerk. Auch in Spalten von Plattenbauten verkriechen sie sich. Zwischen ihrem Winter- und Sommeraufenthalt können Fledermäuse Strecken von über 1.000 Kilometern zurücklegen.
Fledermaus ohne Haus?
Für die starke Gefährdung von Fledermäusen lassen sich mehrere Ursachen nennen: Neben dem Einsatz von Insektiziden, direkten Vergiftungen (etwa durch Holzschutzmittel) und Biotopveränderungen spielt der Verlust der von den Tieren genutzten Quartiere eine spezielle Rolle. Insbesondere bei Sanierungsarbeiten, Gebäudeausbau und Wärmedämmung werden Quartiere von Fledermäusen vernichtet. Auch ungenutzte Gebäude sind auf Dauer keine geeigneten Quartiere, denn sie verfallen rasch und werden dann beseitigt. Doch gerade bei Gebäudesanierungen lassen sich meist sehr einfache Lösungen für ein problemloses Miteinander von Mensch und Fledermaus finden. Reiche Erfahrungen, auch aus der Zusammenarbeit mit Hausbesitzern, Behörden, Architekten, Handwerkern, haben zum Beispiel die NABU-Naturschutzinstitute in Dresden und Freiberg.
Was können Sie tun?
Die wichtigste Hilfe für die Fledermäuse ist die Erhaltung bestehender Quartiere. Die Tiere sind sehr traditionsbewusst und nutzen einmal angenommene Verstecke über mehrere Generationen hinweg. Teilen Sie uns bitte Ihnen bekannte Fledermausquartiere mit und senden Sie uns gegebenenfalls auch Fotos. Hinweise auf Funde von verletzten und toten beziehungsweise beringten Tieren sind ebenfalls sehr wichtig; sie geben Informationen, unter anderem zur Verbreitung der Fledermäuse. Falls Sie eine hilfsbedürftige Fledermaus finden, sollten sie ihr Wasser mit einem Löffel anbieten, sie in einem Leinenbeutel aufbewahren und Kontakt zu einem Experten aufnehmen, der weiterhilft.
Hilfe für Fledermäuse
Spezielle Einbausteine unterschiedlicher Bauart, die ins Mauerwerk oder in die Wärmedämmung montiert werden, sind vielfach als Ersatzquartiere geeignet. Sie ermöglichen auch den Einschlupf in bestehende Quartierräume, zum Beispiel in Spalten von Plattenbauten.
Einfach zu bauen sind Fledermauskästen, die man an Gebäuden aufhängt. Auch durch das Anbringen von Holzverschalungen oder das Öffnen von Dachböden können Fledermausquartiere geschaffen werden.
Außerdem müssen ihre Nahrungsquellen, die Insekten, und die Insektennahrung in den Siedlungen und deren Umfeld gesichert werden. Deshalb sind Baumschutz, extensive Bewirtschaftung von Wiesenflächen, Fassadenbegrünungen sowie das Pflanzen von Obstbäumen und – möglichst einheimischen – Büschen wichtig für den Erhalt dieser interessanten Tiergruppe.
Mitmachen beim Fledermausschutz in Sachsen
Fledermäuse sind besonders geschützte Arten. Fachgerechte Auskünfte oder schnelle Hilfe in Notfällen sind wichtig!
Sie haben ein Fledermausquartier entdeckt?
Sie haben eine verletzte Fledermaus gefunden?
Ein traditionelles Fledermausquartier wird zerstört?
Sie wollen selber etwas für Fledermäuse tun?
Nehmen Sie Kontakt zu unseren sächsischen Fledermausexperten oder dem Vorsitzenden im NABU-Landesfachausschuss Fledermausschutz in Sachsen auf.