Aus Neugier verlassen die Leineschafe ihr schattiges Plätzchen. – Foto: Franziska Walther
Das NABU-Projekt PatenSCHAFten geht zum Tag der offenen Tür auf Kuschelkurs
Schafpatinnen und -paten auf Exkursion an den „Kulkwitzer Lachen”
10. Juni 2022 - Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein öffnete am 10. Juni 2022 der NABU Sachsen seine Pforten in Markranstädt zu einem Tag der offenen Tür. Besucherinnen und Besucher sowie Schafpatinnen und -paten fanden sich am Feldscheunenweg zusammen, um das Naturschutzgebiet an den „Kulkwitzer Lachen” und den NABU-Landschaftspflegestützpunkt zu erkunden.
NABU-Landesgeschäftsführerin Dr. Maria Vlaic und der technische Leiter der Landschaftspflege, Daniel Brockmann, begrüßten die Teilnehmer auf dem NABU-Landschaftspflegestützpunkt an den Kulkwitzer Lachen. Neben Leineschafen hält der NABU am Standort Konikpferde und Schottische Hochlandrinder zur Beweidung der Offenlandflächen im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Kulkwitzer Lachen“. Vor allem den Schafen galt die große Vorfreude der Besucherinnen und Besucher, die eine PatenSCHAFt für einen der tierischen Landschaftspfleger abgeschlossen hatten. Einige hatten sogar die Nummer ihres Patenschafes mitgebracht, um es in der Herde ausfindig zu machen.
Leineschafe sind als stark gefährdete Haustierart eingestuft. Im Markranstädter Stadtteil Gärnitz, am westlichen Stadtrand Leipzigs, kann man sie bei der Landschaftspflege beobachten. Sie sorgen durch ihr Fraßverhalten dafür, dass der Offenlandlebensraum erhalten bleibt. Durch ihren Kot und Tritt entwickeln sich unterschiedliche Bedingungen auf engstem Raum, sodass eine Vielzahl von Lebensräumen für etliche Arten entsteht. Jede Tierart hat dabei seine eigenen Angewohnheiten. Daniel Brockmann erläuterte zum Beispiel, wie die Koniks ganze Grasbüschel herausreißen und die dadurch verletzte Grasnarbe Insekten einen direkten Zugang zum Boden gewährt.
Herausgebildet hat sich das Naturschutzgebiet „Kulkwitzer Lachen” infolge des Braunkohletiefbaus Anfang des 20. Jahrhunderts. Die daraus hervorgegangenen Bodensenken füllten sich mit Niederschlag. Nun bestimmt der jahreszeitliche Wasserstand, ob Verlandungszonen oder Freiwasserflächen entstehen. Das daraus entwickelte Feuchtgebiet dient vielen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum – über 50 Brutvogelarten und 11 von 18 in Sachsen nachgewiesene Amphibienarten leben hier, darunter bedrohte Arten wie der Drosselrohrsänger, die Rotbauchunke und der Kammmolch. Der Erhalt und Schutz der Lebensräume dieser Arten ist das Ziel, das der NABU Sachsen durch die Beweidung anstrebt.
Auf der Exkursion bildete die Begegnung mit den Leineschafen den Höhepunkt. Aus Neugier verließen diese sogar ihr schattiges Plätzchen und begrüßten die Gäste. Besonders ein paar Jungtiere zeigten sich äußerst zutraulich. „Das sind die Lämmer, bei denen wir mit der Flasche zugefüttert haben", erklärte Daniel Brockmann und erläuterte die Arbeiten an den Schafen im Jahresverlauf, vom Ablammen, über das Scheren bis zum Impfen der Tiere. „Bei der medizinischen Behandlung gilt: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“, fügt er noch hinzu, „denn Medizin ist auch für das Naturschutzgebiet eine Belastung."
Die Exkursion war für alle ein bereichernder Nachmittag. Die Tiere freuten sich über die Abwechslung, die der Besuch mit sich brachte. Die Teilnehmenden hingegen erfuhren etwas über den Alltag ihrer Patenschafe und der NABU freute sich über den regen Austausch und das Interesse an seiner Arbeit. Im kommenden Jahr wird deshalb erneut ein Tag der offenen Tür ins Auge gefasst.
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Lämmchen beim Fressen. – Foto: Franziska Walther
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Landesgeschäftsführerin Dr. Maria Vlaic begrüßte die Teilnehmenden der Exkursion. – Foto: Franziska Walther
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Werden sich die Schottischen Hochlandrinder zeigen? – Foto: Franziska Walther
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Blick auf ein Mohnblumen-Meer. – Foto: Franziska Walther
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Dr. Maria Vlaic und Daniel Brockmann vom NABU Sachsen führen durch das Naturschutzgebiet „Kulkwitzer Lachen”. – Foto: Franziska Walther
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Das Naturschutzgebiet „Kulkwitzer Lachen” bietet Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. – Foto: Franziska Walther
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Unterwegs mit Schaftpatinnen und -paten in den „Kulkwitzer Lachen”. – Foto: Franziska Walther
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Ein Lämmchen lässt sich sogar besonders gern streicheln. – Foto: Franziska Walther
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Leineschafe agieren als Landschaftspfleger und erhalten durch ihr Fraßverhalten den Offenlandlebensraum. – Foto: Franziska Walther
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Leineschafwolle gilt als besonders strapazierfähig. Sie konnte am Tag der offenen Tür erworben werden. – Foto: Franziska Walther