Gehölzpflanzungen
PRO PLANET-Maßnahmenkatalog
„PRO PLANET – Mehr Biodiversität im Obst- und Gemüseanbau“ ist ein bundesweites Projekt mit dem Ziel einer Erhöhung der Biodiversität in der konventionellen Landwirtschaft speziell im Bereich der Dauer- und Sonderkulturen. Seit 2012 wird mit Hilfe des NABU das ProPlanet-Kooperationsprojekt auch in Sachsen und Teilen Sachsen-Anhalts sowohl auf den Betriebsgeländen als auch direkt an den Produktionsflächen erfolgreich umgesetzt.
Alte Hochstämme mit ihren Baumhöhlen sind oft Lebensräume für eine Vielzahl von Tierarten beispielsweise für Vögel und Insekten. Diese Funktion kann, insbesondere bei Jungbaum- und Niederstammanlagen, auch durch das Aufhängen von Nisthilfen kompensiert werden. Da sich der konventionelle Obstanbau hin zu strukturarmen und intensiv bewirtschafteten Niederstammobstanlagen entwickelt hat, ist die Gehölzentwicklung eine wichtige Maßnahme des Projekts ProPlanet.
Dieser Bereich umfasst Pflanzung, Pflege und Erhalt von Gehölzen. Dabei kann es sich um hochstämmige Obstbäume, andere hochstämmige Baumarten, aber auch um Sträucher und andere Heckengehölze handeln. Die Bäume werden vor allem auf alten, vernachlässigten Streuobstwiesen, an lückigen Obstalleen, Wasserläufen oder Feldwegen gepflanzt. Die Sträucher finden ihren Platz oft am Rande der Obstanlagen, an neuen oder alten Gehölzinseln in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Anlagen, an Feldwegen und an Betriebsgeländen oder Kistenplätzen. So bieten Obstalleen, Gewässerrandstreifen, Streuobstwiesen und Einzelbäume wichtigen Lebensraum, Nahrung und Rückzugsort für die heimische Fauna und stellen wertvolle Elemente in der Erhaltung der Biodiversität im Raum Sachsen dar.
Obstalleen und Gewässerrandstreifen
Im Rahmen des Projekts wurden verschiedene „devastierte“ Obstalleen und Gewässerrandstreifen unter anderem durch Nachpflanzung von hochstämmigen Obstbäumen ergänzt. Diese bieten auch an befahrenen Straßen Rückzugsorte und Versteckhilfen für Vögel oder erweitern die an Gewässer angrenzende Landschaft um weitere wichtige Strukturen.
Beispielsweise pflanzte die Obstland AG 20 Weidengehölze an der Bachaue der Schwarzen Döllnitz in Sornzig-Ablaß, als Puffer zur Anlage (2019). Auch an der Verbindungsstraße zwischen Zschockau und Dürrweitzschen wurden im Rahmen des ProPlanet-Projekts hochstämmige Gehölze angelegt. Ebenfalls wurden im Jahr 2021 an der Landstraße in Wittgensdorf 23 Ebereschen (Vogelbeeren) als Alleebäume gepflanzt. Am Radweg in Sornzig erfolgten ebenfalls Pflanzungen sowie die Sicherung von alten Apfelsorten. Zusätzlich wurden bei den Pflanzungen diverse Nisthilfen aufgehängt.
Streuobstwiesen
ProPlanet fördert nicht nur die Artenvielfalt in den Obstanlagen, sondern trägt auch dazu bei, traditionelle Streuobstwiesen zu erhalten. Streuobstwiesen müssen regelmäßig und umweltverträglich genutzt werden, das heißt Verwertung des Obstes, extensive Mahd, Verzicht auf Pestizideinsatz und synthetische Dünger. Bei ausbleibender Nutzung und Unterhaltung kommt es zum Abbrechen und Absterben von Obstbäumen. Im Rahmen des Projekts werden traditionelle Hochstamm-Sorten nachgepflanzt, die Wiesen teilweise mit vielfältigem heimischem Saatgut aufgewertet und eine regelmäßige Mahd durchgeführt. Dadurch bleiben diese Biotope erhalten.
Bosewitz
Im Ort Bosewitz bei Dresden wurde so 2013 zu Beginn des Projekts eine rund 2.400 Quadratmeter große Streuobstwiese angelegt. Gepflanzt wurden hier vor allem Baumarten, die kaum noch genutzt werden, 13 Hochstämme darunter Walnuss, Eberesche und viele mehr. Am Rand der Streuobstwiese, die dauerhaft zur Verfügung steht, wurden zudem Nisthilfen angebracht und Heckengehölze gepflanzt. Auch ein Blühstreifen in der benachbarten Obstanlage wurde angelegt. Weiter aufgewertet wurde die Wiese 2017 durch die Anlage eines „Sandkastens“ für erdbewohnende Insekten und das Aufstellen von speziellen Insekten-Nisthilfen.
Kemmlitz
Auch nahe Kemmlitz bei Mügeln wurde eine Streuobstwiese durch Ergänzungspflanzungen wiederhergestellt. Hierbei handelt es sich um eine alte Kirschanlage. Gepflanzt wurden knapp 50 Kirschbäume alter Sorten. Außerdem wurden auch hier ergänzend diverse Nisthilfen aufgehängt, unter anderem für den Steinkauz.
Die Kemmlitzer Streuobstwiese lässt sich schon auf den ersten „Sächsischen Meilenblättern“ von 1821 erkennen. Nach vielen Jahren der kommerziellen Nutzung wurde diese zu DDR-Zeiten aufgegeben. Die Wiese wurde fortan nur noch von heimischer Bevölkerung zur Ergänzung des Speiseplans genutzt, aber nicht mehr beschnitten und gepflegt. Zusammen mit anderen (Plantagen-)Flächen kam sie zur Obstland AG. Im Rahmen des Projekts „ProPlanet“ wurde sie von 2014 bis 2015 durch Nachpflanzungen und Einsaaten aufgewertet und wieder regelmäßig gemäht.
Insgesamt pflanzte die Obstland AG – unterstützt von REWE und NABU – über 50 junge Obstbäume, vor allem Kirschen. Außerdem wurden zahlreiche Nisthilfen für Vögel angeschafft und aufgehängt, um Höhlenbrütern mehr Nistmöglichkeiten zu geben, denn das Nahrungsangebot bietet ausreichend Potenzial, um zahlreichen tierischen Bewohnern einen Lebensraum zu geben.
Leisnig
Nördlich von Leisnig-Gorschmitz wurden in den Jahren zwischen 2015 und 2020/21 im Rahmen des Projekts gleich zwei vernachlässigte Streuobstwiesen durch Nachpflanzungen von alten Obstbaumsorten aufgewertet. Dabei handelt es sich um eine große Apfelwiese (westlich) und eine große Kirschwiese (östlich). Hier wurden zunächst diverse Kirschbäume (alte Sorten) gepflanzt. In den darauffolgenden Jahren wurde das direkte Umfeld zudem durch Anbringung von Nisthilfen, Anlage von Totholzhaufen und die Sanierung eines trockengefallenen Teiches aufgewertet. Auf der westlichen Streuobstwiese wurden im Jahr darauf 50 Apfelbäume gepflanzt, in den folgenden Jahre weitere, teils als Ersatz für vertrocknete Jungbäume. Die Trockenheit der letzten Jahre ist generell ein sehr großes Problem für die Gehölzentwicklungsmaßnahmen; eigentlich ist hier immer eine 3-jährige Bewässerung vorzusehen, die aber mangels Wasser nicht immer möglich ist. Sehr schön sind die hier gebauten Anwuchshilfen: stabile Dreibeine, deren eines Bein verlängert ist und die Basis für eine Sitzkrücke für Greifvögel darstellt.
Nahe Polditz wurde Anfang 2022 auf einer gepachteten Fläche eine neue Streuobstwiese mit über 150 Bio-Apfelbäumen angelegt. Die Fläche wurde durch weitere Nisthilfen aufgewertet; geplant ist hier noch eine Blüheinsaat.
Einzelbäume
Einzelbäume, auch Solitäre genannt, sind besondere Bäume, da durch sie sich ihren „freien“ Standort ganz anders entwickeln können als Wald- oder „Plantagenbäume“. Sie werden größer, vielfältiger und älter und weisen oft eine besonders hohe Dichte an Baumhöhlen auf, die als Unterschlupf für eine Vielzahl von Vögeln, Insekten u.a. Tierarten dienen.
In Burgstädtel wurde 2021 ein Eichen-Solitär an einem historischen Standort – einer ehemaligen Wegverbindung, die jetzt als Fahrweg dient – mitten in die Anlage gepflanzt.
An einer Selbstpflücke pflanzte ein Betrieb in der Dresdner Region Walnussbäume als „Portalbäume“ an der Einfahrt, ergänzt um Blühflächen, Nisthilfen und einen Totholzhaufen.
Von einem Betrieb auf der nördlichen Elbseite wurden sukzessive hochstämmige Walnussbäume gepflanzt, allein 2019 waren es fünf weitere hochstämmige Walnussbäume am Anlagenrand.
Maßnahmenkatalog
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Blühflächen
Zur Verbesserung der Biodiversität wird die Anlage von Blühflächen, Blühstreifen und Blühenden Fahrgassen in konventionellen Betrieben umgesetzt. Mehr →
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Strukturelemente
Durch die Anlage von Teichen, Gehölzinseln, Stein- und Totholzhaufen werden im ProPlanet-Projekt Landschaftsstrukturen entwickelt. Mehr →
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Nist- und Überwinterungshilfen
Um Insekten als Bestäuber und Nützlinge in der konventionellen Landwirtschaft zu fördern, setzt der NABU Nist- und Überwinterungshilfen ein. Mehr →