Kirche Otterwisch
Ausgezeichnet als „Lebensraum Kirchturm“
Am 15. Juni 2019 fand im Kirchhof der Otterwischer Kirche wie in jedem Jahr die Beringung der Jungstörche mit Namensgebung statt. In diesem Jahr gab es als besonderes Highlight die NABU-Auszeichnung „Lebensraum Kirchturm“. Über 100 Interessierte haben sich dazu eingefunden, auch von weit her wie Dresden, Altenburg, Leipzig, ... Zu Beginn der Beringungsaktion erfolgte die Auszeichnung durch den NABU, der die Wichtigkeit solcher Bauten wie den Kirchtürmen für den Artenschutz noch einmal darlegte. Dann nahm die Pfarrerin Frau Donner, die viele lobende Worte für die Arbeit der ehrenamtlichen Betreuer fand, die Urkunde und die Plakette in Empfang.
Der Kirchturm Otterwisch existiert seit dem 13. Jahrhundert und hat eine wechselvolle Geschichte. Seit vielen Jahren dient er aber auch als Refugium für die verschiedensten Tierarten Fledermäuse, zum Beispiel da Große Mausohr, sind schon seit sehr langer Zeit Bewohner des Turmes. Die Turmfalken, die sich in einer Mauernische auf der Ostseite niedergelassen haben, werden seit den 70er Jahren auch beringt. Die Schleiereulen sind seit neun Jahren im extra angebrachten Kasten unmittelbar neben der Kirchenglocke aktiv. Sie brüten seitdem jedes Jahr und auch in diesem Jahr konnten fünf Junge, genau wie bei den Turmfalken, beringt werden.
Auf dem ungenutzten Schornstein an der Westseite des Kirchenschiffes brüten seit 1969 Weißstörche, deshalb war die Auszeichnung auch ein besonderer Anlass zum 50-jährigen Bestehen des Storchennestes. Es konnten vier Jungstörche beringt und mit den Namen, die die Schüler der Grundschule Otterwisch festgelegt haben, versehen werden. Mit farbigen Punkten auf dem Kopf markiert, können sie noch einige Zeit über die Webcam unterschieden werden. Die Beringung ist eine sehr gute Gelegenheit, gerade Kindern die Natur näherzubringen. Denn nur wenn sie die Natur kennen, werden sie sie später auch schützen. Das Interesse der Kinder war sehr groß und sie werden sich noch lange Zeit daran erinnern. Wo kann man denn noch einen Storch aus nächster Nähe sehen oder noch dazu streicheln?
Alle Bewohner des Kirchturms mit Ausnahme der Fledermäuse können das ganze Jahr live im Internet auf der Seite www.storchennest-otterwisch.de beobachtet werden. Dadurch ist der Kirchturm Otterwisch weltweit bekannt: Über eine Million Besucher aus 100 Ländern haben die Seite bisher besucht.
Es gab auch schon seltene Gäste: So waren Dohlen im Schleiereulenkasten, wurden aber später von den Eulen wieder vertrieben. Ein Eichelhäher hat vor einigen Jahren direkt im Eingangsbereich des Kastens gebrütet und fünf Junge großgezogen. Damit leistet der Kirchturm Otterwisch, der von den NABU Mitgliedern der Ortsgruppe Otterwisch gepflegt wird, einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Wir hoffen, dass dies noch lange so bleibt, gerade jetzt, wo die Natur überall im Rückzug ist und das Artensterben in den letzten 50 Jahren besorgniserregend zugenommen hat.
Rückblickend kann man sagen, es war wieder ein tolles Erlebnis für Groß und Klein. Und alle freuen sich nun schon auf das nächste Jahr.
Klaus Döge