NABU-Insektensommer 2022: Machen die Hummeln das Rennen?
05. August 2022 - Vom 3. bis zum 12. Juni fand die erste Runde des NABU-Insektensommers statt. Bisher gingen bundesweit 2.717 Meldungen beim Bundesverband ein, die insgesamt 28.924 Beobachtungen beinhalteten. In Sachsen gab es 115 Meldungen mit insgesamt 1.191 Beobachtungen.
Die Hummeln stehen in diesem Jahr im Fokus der NABU-Mitmachaktion. Unter dem Motto „Erkennen Sie die Hummel am Hintern?“ können sich alle Interessierten auf die Suche nach diesen Insekten begeben und sie an ihren unterschiedlich farbigen Hinterteilen bestimmen. Doch auch andere fazinierende Wesen sind in dieser kleinen Welt, die uns oft verborgen bleibt, zu entdecken.
Wir stellen die Insekten vor, die im Juni 2022 die ersten drei Plätze in Sachsen belegt haben:
Platz 1: Steinhummel (Bombus lapidarius)
Mit ihrem samtschwarzen Körper und dem rotbraunen Hinterleib ist die Steinhummel unverkennbar. Die Männchen kommen mit ihren gelben Streifen und den gelben Haarbüscheln zwischen den Augen noch etwas farbenfroher daher.
Diese Hummelart ist sehr flexibel und fühlt sich überall dort wohl, wo sie ein Nest und genug Nahrung findet. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie ihre Nester unter Steinhaufen und Mauern baut. Sie nutzt mitunter aber auch verlassene Vogel- oder Mäusenester als Unterschlupf. Die Steinhummel kann man sowohl am Waldrand als auch in offenen Weiden- und Wiesenflächen beobachten. In Parkanlagen, Gärten, Obstplantagen, aber auch in Weinbergbrachen findet sie alles, was sie braucht. Gern lässt sie sich in Hecken, an Weg- und Wiesenrändern, an Böschungen, Feldgehölzen oder Magerwiesen nieder. Auch in Parks und Obstplantagen findet die Steinhummel ein Zuhause. Die Hautflügler sind auf dem Flachland, aber auch in bis zu 1.300 Meter hohen Mittelgebirgen anzutreffen. Sie fühlen sich gleichermaßen in Städten und Dörfern wohl.
Die Völker der Steinhummel sind verhältnismäßig klein. Sie bestehen aus einer Königin und 100 bis zu 300 Arbeiterinnen und Drohnen. Honig wird nur für den Eigenbedarf produziert. Ihr buschiger Pelz dient ihnen als Kälteschutz, so dass Königinnen das Nest bereits bei 2 Grad und Arbeiterinnen bei 6 Grad verlassen.
Ihren Speiseplan gestaltet die Steinhummel ausschließlich vegetarisch. Vor allem am Nektar verschiedener Kleesorten und von Taubnesseln labt sich dieses Insekt. Ihr Nutzen als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen ist von unschätzbarem Wert.
Platz 2: Dunkle / Helle Erdhummel (Bombus terrestris und Bombus lucorum)
Die Dunkle und die Helle Erdhummel kommen in Deutschland und auch in ganz Mitteleuropa am häufigsten vor. Dort zählen sie zu den größten Hummelarten und fallen vor allem durch ihr weißes Hinterteil auf. Auf ihrem schwarzen Körper leuchten zwei gelbe Querbinden, die bei der Hellen Erdhummel zitronen- bis weißgelb aussehen kann und bei der Dunklen Erdhummel etwas dunkler ist.
Beide Arten gehören zu den Kurzrüsslern. Bei der Dunklen Erdhummel ist die Länge des Rüssels nur halb so lang wie ihre gesamte Körperlänge, die bei den Männchen bis zu 17 Millimetern betragen kann. Arbeiterinnen werden bis zu 16 und Königinnen bis zu 23 Millimeter lang.
Die Erdhummel bildet die größten Völker unter den heimischen Hummelarten mit bis zu 600 Arbeiterinnen und Drohnen aus. Ihre Nester baut sie unterirdisch. Dafür nutzt sie verlassene Mäusenester, genau wie die Steinhummel.
Besonders die Dunkle Erdhummel ist in Europa weit verbreitet. Ähnlich wie die Steinhummel kann sie sich auf verschiedene Habitate einstellen. Ihre Wahl fällt dabei vornehmlich auf offene Lebensräume aller Art. In lichten Wäldern trifft sie man sich zum Beispiel häufig an. Aufgrund ihrer pelzigen Behaarung und ihres kräftigen Körpers ist sie für die Besiedelung von kühleren Regionen gewappnet. Auch einstellige Temperaturen können ihr nichts anhaben und so sieht man sie auch in den ersten Monaten des Jahres.
In Sachen Ernährung ist die Erdhummel nicht wählerisch, ernährt sie aber ausschließlich vegetarisch. Nektar und Pollen zählen zu ihren Lieblingsspeisen. Auch die Blüten von Rotklee, Roten und Schwarzen Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen und Tomaten stehen auf ihrem Speiseplan.
Um an die festsitzenden Pollenkörner der Tomate zu gelangen, wendet die Erdhummel einen Trick an: Bei der sogenannten Vibrationsbestäubung beißt sie sich an der Blüte fest und schüttelt die Pollen durch starke Vibration der Muskeln heraus. Weltweit werden sie in Zuchtpopulationen als Bestäuber von Gemüseanlagen eingesetzt.
Platz 3: Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus)
Die Hainschwebfliege ist eine Imitationskünstlerin. Als Schutz vor Fressfeinden ahmt sie die gelb-schwarze Färbung der Wespe nach. Im Gegensatz zur Wespe hat die Hainschwebfliege jedoch keinen Stachel und ist deshalb völlig harmlos. Wie ihr Name vermuten lässt, gehört sie zu den Fliegen, genauer gesagt zu den Zweiflüglern. Ihre mit sogenannten Schwingkölbchen umhüllten Flügelpaare ermöglichen ihr ein sehr schnelles und wendiges Fliegen. Sie können durchaus 25 Kilometer pro Stunde zurücklegen. Weil sie dank schnellem Flügelschlag wie ein Hubschrauber in der Luft stehen können, werden sie auch Steh- oder Schwirrfliegen genannt.
Das honiggelbe Hinterteil der Hainschwebfliege ist ebenso charakteristisch wie die schwarzen Binden, die im dritten und vierten Segment durchbrochen sind. Beine und Gesicht sind ebenfalls gelb. Männchen und Weibchen unterscheiden sich durch die Anordnung der Augen. Während sie bei männlichen Hainschwebfliegen an der Stirn zusammenstoßen, sind sie bei den Weibchen klar voneinander getrennt.
In Deutschland gibt es insgesamt 450 Arten von Schwebfliegen. Sie kommen in vielen verschiedenen Lebensräumen vor. Am liebsten halten sie sich aber in der Nähe von Laubbäumen auf. An milden Wintertagen kommen sie mitunter bereits aus ihren Verstecken im Laub oder in kleinen Ritzen hervor. Deshalb werden sie auch oft als Winterschwebfliegen bezeichnet. In größerer Zahl treten sie mit dem Erscheinen der ersten Frühjahrsblüher auf und sind dann an Winterling, Huflattich, Kornelkirsche und Weidenkätzchen zu sehen.
Wie einige Vögel weisen auch die Hainschwebfliegen ein Zugverhalten auf und wandern im Spätsommer gen Süden. Nachdem sie sich dort vermehrt haben, kehrt die darauffolgende Generation im Frühjahr wieder zurück.
Nektar liefert ihnen Energie und der Verzehr von Pollen der Doldengewächse und Kornblütler verschafft ihnen genug Kraft für die Eiproduktion. Diese werden direkt an die Kolonien von Blattläusen gelegt, damit die weißlich-durchscheinenden Larven gleich bei ihrer Nahrungsquelle schlüpfen. Dadurch tragen sie zur Schädlingsbekämpfung bei.
Mehr Infos zum NABU-Insektensommer:
Diese drei Sechsbeiner und viele mehr können beim NABU-Insektensommer näher erforscht werden. Machen Sie mit und tragen Sie so wichtige Daten zur Artenvielfalt zusammen. Es ist ganz einfach: Ein schönes Plätzchen im Garten, Park oder auf dem Balkon suchen. In einem nicht mehr als zehn Meter großem Gebiet, wird in jede Richtung vom eigenen Standort aus beobachtet und gezählt und zwar eine Stunde lang.
Gemeldet werden die Beobachtungen per Online-Formular unter www.insektensommer.de oder mit der kostenlosen Web-App NABU Insektensommer. Mithilfe des NABU-Insektentrainers (www.insektentrainer.de) lassen sich die Krabbeltiere ganz einfach erkennen und unterscheiden.