Ökosystemleistungen und Planetare Belastbarkeitsgrenzen
Die Arbeit des NABU orientiert sich am Schutz und Erhalt des Naturhaushaltes, an wissenschaftlichen Erkenntnissen und fordert die Einhaltung des Vorsorgeprinzips.
Ökosystemleistungen machen den Wert der Natur (be-)greifbar
Maßnahmen zum Schutz der Natur sind essenziell, um Wohlstand und Gesundheit heutiger sowie zukünftiger Generationen zu sichern. Unser Wirtschaften basiert auf den Ressourcen der Natur, deren Verbrauch oder Nutzung zumeist nicht in den Kosten abgebildet ist. Grundsätzlich ist die Natur in der Lage, sich zu regenerieren – das zeigt sich eindrücklich nach Waldbränden oder auf brachliegenden Flächen in den Städten. Diese Fähigkeit hat aber ihre Grenzen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zu Beginn dieses Jahrtausends den Begriff der Ökosystem(dienst)leistungen entwickelt, um den Wert der Natur für uns zu beziffern und einzelne Leistungen bewertbar zu machen. Dieses Konzept ist vor allem aus ethischen Gründen nicht unumstritten, leistet aber als Argumentationshilfe sehr gute Dienste. Dabei werden sogenannte Basisleistungen (z. B. der Nährstoff- und Wasserkreislauf) von Versorgungsleistungen (z. B. Nahrungsmittel- und Holzproduktion), Regulationsleistungen (z. B. Klima- und Hochwasserregulation) und kulturellen Leistungen (z. B. Erholung in der Natur) unterschieden. Diese lassen sich ökonomisch beziffern.
Im Rahmen des Projekts Lebendige Luppe veröffentlichte der NABU Sachsen die Publikation „Der Wert unseres Auwaldes“, mit welcher die Ökosystemleistungen von Auenlandschaften anhand anschaulicher Beispiele vorstellt werden.
Die Planetaren Belastbarkeitsgrenzen zeigen auf, dass wirksames Handeln geboten ist
Mit dem wissenschaftlichen Konzept der planetaren Belastbarkeitsgrenzen wurden für neun Belastungsfaktoren Grenzen herausgearbeitet, bei deren Überschreitung die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme zunehmend eingeschränkt wird (siehe Abbildung unten). Dabei werden Einflüsse des Menschen berücksichtigt, die die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems der Erde soweit beeinflussen können, dass sogenannte Kipppunkte erreicht werden. Wird ein Kipppunkt überschritten, führt das zu einer dramatischen, meist nicht umkehrbaren Veränderung des Ökosystems mit nicht absehbaren Konsequenzen. Die Farbgebung der Bereiche in der Abbildung deutet an, inwieweit der Mensch sich noch innerhalb eines sicheren Handlungsspielraumes bewegt oder ob der sichere Handlungsraum eines bestimmten Bereichs bereits verlassen wurde. Der Klimawandel, der Verlust der Biodiversität sowie der Stickstoff- und Phosphorkreislauf, Süßwassernutzung und „Neue Substanzen“ (Chemikalien und Plastik) zählen zu den als kritisch beurteilten Bereichen.
Vorsorgen ist besser als Nachsorgen
Die Einführung des Vorsorgeprinzips kann als Reaktion auf weitreichende unvorhergesehene Umweltprobleme und technische Katastrophen begriffen werden, wie beim Überschreiten der Belastungsgrenzen und des Kipppunktes. Das bedeutet, dass bei der Anwendung von Methoden oder Techniken, bei denen im Unglücksfall weitreichende Probleme zu erwarten sind, bereits vor dem möglichen Eintreten der Katastrophe vorsorglich gehandelt werden muss. Dies gilt auch, wenn ein solcher Katastrophenfall nicht sehr wahrscheinlich ist oder es keine Kenntnisse über das voraussichtliche Ausmaß gibt.
Literatur
Naturkapital Deutschland – TEEB DE (Hrsg. Ingo Kowarik, Robert Bartz und Miriam Brenck): Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen. Technische Universität Berlin, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Berlin, Leipzig (2016)
Steffen et al. Sustainability. Planetary boundaries: guiding human development on a changing planet. Science 347(6223):1259855 (2015).
Persson et al. Outside the Safe Operating Space of the Planetary Boundary for Novel Entities. Environ Sci Technol. 56(3):1510-1521 (2022).