Jubiläum für Nationalparkprogramm
Naturschutz nicht auf die lange Bank schieben
Sicherung unserer Naturschätze bleibt aktuelle Aufgabe
25 Jahre ist es her, als buchstäblich in letzter Sekunde das „DDR-Naturschutzsilber“ gerettet und am 12. September 1990 das Nationalparkprogramm verabschiedet wurde. Erreicht haben das die Naturschützer um Michael Succow in den hektischen Wendemonaten. Auch wir Sachsen haben etwas abbekommen, den Nationalpark „Sächsische Schweiz.“ Aus diesem Grund sprach Ina Ebert vom NABU Sachsen mit der Nationalparkverwaltung und ehrenamtlichen Naturschützern. Demnach sind heute bereits 53 % der Flächen aus der menschlichen Nutzung heraus genommen und es gibt im Nationalpark 400 km markierte Wanderwege. Das Wanderfalken-Wiederansiedlungsprojekt zeigt gute Erfolge, 77 Jungvögel konnten 2015 gezählt werden. Und es gibt Prognosen der Nationalparkverwaltung für das Jahr 2020. Demnach sollen dann zwei Drittel der Nationalparkflächen „Sächsische Schweiz“ in den „Ruhebereich“ übergehen und im Jahr 2030 sogar drei Viertel der Nationalparkfläche von jeglicher Nutzung ausgeschlossen sein.
Doch es gibt auch Kritik. Die Wälder im Nationalparkgebiet leiden unter Übernutzung. Der Einsatz schwerer Technik und Baumfällungen in den Wäldern finden mitten in der Brutzeit statt. Viele seltene Vogelarten sind davon unmittelbar betroffen und werden massiv in ihren Brutgebieten gestört. Auch die vermeintlich naturnahe Gestaltung der Uferränder der Kirnitzsch zeugt nicht gerade von Naturnähe. Nach dem Hochwasser wurden ihre Ufer mit Beton statt mit Sandstein, wie im früheren Landschaftspflegeplan gefordert, befestigt. Doch billig ist nicht immer gut und eine Augenweide für den Nationalpark Sächsische Schweiz allemal nicht. Hinzu kommen weitere Probleme. Auf einer Internetseite in Dresden wurde in diesem Jahr zu einer Tour in den Nationalpark eingeladen, in die Kernzone, mitten in der Brutsaison. Viele Besucher kamen und liefen stundenlang fernab der Wege durch das Gebiet. So etwas darf sich nicht wiederholen. Mehr Sorgfalt mahnen die Naturschützer auch beim Waldumbau an. Weniger macht hier oft mehr Sinn. Hinzu kommen die Tiefflüge über der Elbe. Der NABU sieht hier die sächsische Staatsregierung in der Verantwortung, denn der Kampf um unsere Naturschätze ist noch lange nicht gewonnen, wie die aktuelle Diskussion um den Fitness Check der Naturschutzrichtlinien zeigt.
Hintergrundinfos
Vergebliche Anläufe
Anläufe hat es immer wieder gegeben. Schon 1953 versuchte Kurt Kretschmann – Vater der Naturschutzeule und inzwischen verstorbener NABU-Ehrenpräsident – Nationalparke im DDR-Naturschutzgesetz zu verankern. Der Versuch scheiterte ebenso wie spätere, etwa im Elbsandsteingebirge oder auf dem Darß ein solches Reservat einzurichten. So hatte am Ende der Westen die Nase vorne, wo 1970 der Bayerische Wald zum ersten deutschen Nationalpark erklärt wurde.
Nationalparke
Das „Nationalparkprogramm der DDR als Baustein für ein europäisches Haus“ entstand 1989/90 in mehreren Stufen. Es enthielt zunächst fünf Nationalparke – Vorpommersche Boddenlandschaft, Jasmund auf Rügen, Müritz, Hochharz und Sächsische Schweiz –, sechs Biosphärenreservate – Südost-Rügen, Schorfheide-Chorin, Spreewald, Mittlere Elbe, Rhön und Vessertal – sowie 16 Naturparke. Von den Naturparken wurden zunächst aber nur drei beschlossen, nämlich Schaalsee, Drömling und Märkische Schweiz. Damit waren rund 500.000 Hektar oder 4,5 Prozent des DDR-Territoriums gesichert und via Einheitsvertrag in das vereinte Deutschland übernommen. Fast alle übrigen einstweilig gesicherten Naturparke wurden in den Folgejahren noch ausgewiesen, das gleiche gilt für den bereits zu DDR-Zeiten konzipierten Nationalpark Unteres Odertal. Andere Gebiete wurden erweitert oder umgewandelt. So ist die Schaalseeregion heute Biosphärenreservat und unweit des Vessertals entstand neu der Nationalpark Hainich.