NABU Sachsen fordert konsequenten Waldumbau
Besonders Kiefermonokulturen erhöhen Waldbrandgefahr
Angesichts hoher Temperaturen und anhaltender Trockenheit ist die Waldbrandgefahr in ganz Sachsen enorm gestiegen. Aus Sicht des NABU kann ein konsequenter Waldumbau dazu beitragen, langfristig die Gefahr von Waldbränden zu reduzieren. In sächsischen Wäldern gehören Fichten und Kiefern zu den häufigsten Baumarten, über 70 Prozent der Wälder sind von Nadelbaumarten geprägt.
Laut Umweltbundesamt sagen Risikountersuchungen für die kommenden Jahrzehnte ein steigendes Waldbrandrisiko für Deutschland voraus. Dies liegt im Wesentlichen an erhöhten Temperaturen und rückläufigen Niederschlägen im Frühjahr, Sommer und Herbst.
Naturnahe Wälder sind gegenüber Extremwetterereignissen wie Dürreperioden, Stürmen und Starkregen insgesamt widerstandsfähiger. Außerdem vermögen sie große Wassermengen viel länger als Nadelwälder zu speichern, beispielsweise nach Dauerregen, und sie wirken als biologische Filteranlagen. Im Wald versickertes und durch den Waldboden gefiltertes Wasser ist sauber, reich an Sauerstoff und es besitzt Trinkwasserqualität.
Besonders anfällig für Waldbrände sind Kiefernmonokulturen, da die Kronen von Kiefern im Vergleich mit anderen Baumarten sehr lichtdurchlässig sind. Deshalb ist es im Kiefernwald wesentlich wärmer als im Laubwald. Da sich Kiefernadeln nur langsam zersetzen, bilden sie dichte Streuauflagen am Waldboden, die leicht entzündlich sind.
In jedem Kubikmeter Holz stecken gut 500 Liter Wasser. Auch deshalb müssen unsere Wälder reicher an lebenden und abgestorbenen Bäumen werden. Je höher der Holzvorrat im Wald, desto mehr Wasser kann bei Hitzeereignissen verdunstet werden. So kann sich der Wald selbst besser schützen.
Ein flächendeckender Waldumbau hat insgesamt viele Vorteile. Laubmischwälder sind von Insektenkalamitäten selten betroffen, so dass der Pestizideinsatz sinkt. Verschiedene Baumarten und die damit verbundenen vielen kleinen Nischen machen den Laubmischwald zu einem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Aber auch Wanderer, Reiter und Radfahrer wissen die kühlen Laubwälder im Sommer zu schätzen.
Der NABU appelliert auch an die Jäger, ihren Beitrag zum erfolgreichen Waldumbau zu leisten. Durch die viel zu großen Bestände an Reh- und Rotwild wird die Verjüngung von heimischen Laubbäumen verhindert, weil diese in hohem Maße Knospen und Triebe fressen.
Wie dringend nötig der Waldumbau in Sachsen sei, darauf wies auch das SMUL in seiner Pressemitteilung vom 12.08.2015 erneut hin. „Das rechtzeitige Begründen stabiler, struktur- und artenreicher sowie leistungsfähiger Mischwälder ist angesichts des fortschreitenden Klimawandels von enormer Bedeutung“, so Minister Thomas Schmidt. Dazu gehöre auch, eine waldverträgliche Wilddichte herzustellen. Regional überhöhte Wildbestände verursachen vielerorts nicht nur finanzielle Schäden in Millionenhöhe, sondern erschweren auch die dringend notwendige Verjüngung der Wälder mit Mischbaumarten. Damit werde die Stabilität des gesamten Ökosystems Wald gefährdet.
„Die Fortführung des Waldumbaus und die Verminderung von Wildschäden werden daher auch künftig einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt des Staatsbetriebes Sachsenforst darstellen“, bekräftigte der Minister.
Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen, begrüßt die Worte des Ministers zum Waldumbau. „Unsere Wälder sind wertvolle Naturschätze. Sie liefern Gratisleistungen wie saubere Luft und Wasser. Gleichzeitig sind sie bedeutende Lebensräume für Tiere und Pflanzen und wichtige Erholungsräume“. „Angesichts der zunehmenden Wetterextreme sollte der Waldumbau konsequent umgesetzt werden, das nützt Mensch und Natur“, so Heinitz abschließend.
Mehr Infos
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/
http://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/forstwirtschaft/waldbraende
Für Rückfragen
Dr. Eick von Ruschkowski, NABU-Fachbereichsleiter Naturschutz und Umweltpolitik
Tel. +49 (0)30.284 984-1601, Mobil +49 (0)173.6004364, E-Mail: Eick.vonRuschkowski@NABU.de
Hintergrundinfos Sachsen
Waldfläche im Freistaat Sachsen
Die Waldfläche umfasst Insgesamt 524.838 Hektar, das entspricht einer Bewaldung von 28,5 % (im Vergleich dazu Durchschnitt in Deutschland 31 %). Rein rechnerisch sind das ca. 1.266 qm Wald pro Einwohner. Den höchsten Anteil haben der Privat- und Treuhandrestwald mit 45,2 % und der Landeswald mit 38,9 %.
Baumarten in Sachsen
Die häufigsten Baumarten in Sachsens Wäldern sind die Fichte mit 35 % und die Kiefer mit 31 % Anteil. Insgesamt sind die Wälder zu 70 % von Nadelbaumarten geprägt. Häufige Laubbaumarten in Sachsen sind Birke mit 7 %, Eiche mit 6 % und Buche mit 3 %. Laubbaumarten mit geringer Lebensdauer wie zum Beispiel Birke, Erle, Eberesche, Pappel und Aspe haben einen Anteil von insgesamt 16 %.