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Der Fischotter

Wo der Otter (noch) fischt

Fischotter (Lutra lutra) zu beobachten gelingt nur Wenigen. Das liegt zum einen an ihrer versteckten Lebensweise an Teichen, aber auch daran, dass unser Fischotter selten geworden ist und in weiten Teilen Sachsens gar nicht mehr vorkommt.

Fischotter - Foto: Bärbel Franzke

Fischotter - Foto: Bärbel Franzke

Fischotter gehören zur Familie der Marder und haben sich – wie die Schwimmhäute zwischen den Zehen zeigen – an Wasserlebensräume angepasst, wandern aber auch weite Strecken über Land. Bemerkenswert ist das Fell des Fischotters, dessen wasserabweisende Eigenschaft ihm früher fast zum Verhängnis wurde: Es ist mit bis zu 50.000 Haaren pro Quadratzentimeter das dichteste Fell aller Säugetiere.


Verkehrsschild „Otterwechsel“ - Foto: Lutz Runge

Verkehrsschild „Otterwechsel“ - Foto: Lutz Runge

Während bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts die Bejagung des Fischotters als „schädlicher“ Fischfresser und als Pelzlieferant fast zu seiner Ausrottung führte, ist heute die starke Fragmentierung der Landschaft die hauptsächliche Gefahr für ihn. Durch zunehmende Zerschneidungseffekte und Lebensraumzerstörung sind die für den Otter notwendigen zusammenhängenden, reich strukturierten Landschaften in ganz Europa selten geworden. Im Ergebnis dieser Entwicklung fehlen ihm vielerorts ungestörte Rückzugsräume mit ausreichender Deckung im Uferbereich und ungefährliche Populationsverbundkorridore. Eine hohe Zahl (in Sachsen über 50 Prozent) der ausgewachsenen Fischotter kommt während ihrer Wanderungen durch den Straßenverkehr ums Leben.

In Europa werden die verbliebenen Vorkommen im Osten (einschließlich Ostdeutschlands) durch eine breite Lücke von den westlichen Restvorkommen Portugals, Spaniens und Westfrankreichs getrennt. In weiten Teilen Westdeutschlands, den Niederlanden, der Alpenregion und Norditalien ist der Otter ausgestorben. Nach seiner Unterschutzstellung erholte sich der Restbestand wieder und zeigt in den letzten Jahrzehnten erfreulicherweise erneut Ausbreitungstendenzen. In Deutschland gibt es größere zusammenhängende Vorkommen jedoch nur in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und in der sächsischen Oberlausitz.



  • Fischotter beim Fressen - Foto: Bärbel Franzke

  • Fischotter beim Fressen - Foto: Bärbel Franzke

Ähnlich wie im Osten Deutschlands verlief die Bestandsentwicklung des Fischotters in Tschechien. Ursprünglich im ganzen Land verbreitet, kam es im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte durch starke Bejagung und die immense Qualitätsverschlechterung ganzer Wasserhabitate zu einem
deutlichen Rückgang der Bestände. So verblieben die letzten Fischotter in mehreren, voneinander isolierten Populationen. Die in jüngster Zeit zu beobachtende Rekolonisierung Nord- und Nordwestböhmens beruht vermutlich auf der grenzüberschreitenden Immigration von Tieren aus dem südlichen Sachsen. Dabei sind die Bedingungen für den Fischotter im Norden Tschechiens in vielerlei Hinsicht ungünstig. Die Wasserläufe des Gebirgs- und Vorgebirgsraums bieten schlechte Ernährungsmöglichkeiten und Tieflandflüsse, wie die Elbe, fließen durch eine vom Menschen intensiv genutzte Agrar- und Industrielandschaft mit hoher Umweltbelastung und geringer Lebensraumeignung für den Fischotter. In der Folge existiert hier nur eine sehr kleine Fischotterpopulation, die latent gefährdet ist und deren langfristiges Überleben nur durch die ständige Zuwanderung neuer Einzeltiere aus Nachbargebieten gesichert werden kann.


Fischotter - Foto: Bärbel Franzke

Fischotter - Foto: Bärbel Franzke

Dabei ist die Situation des Fischotters auch in Sachsen alles andere als rosig. Der auf 400 bis 600 Alttiere geschätzte Bestand erscheint zwar im Vergleich zu anderen Ländern gut, ist aber auf die Teichlausitz konzentriert und für eine langfristig überlebensfähige Population noch zu klein.
Insbesondere im für den Fischotter weniger geeigneten mittleren und westlichen Süden des Freistaates konnten bisher nur wenige Beobachtungen gemacht werden. Fischotterexperten befürchten, dass die hohen Verluste durch Straßenverkehr in einigen sächsischen Regionen bereits höher liegen als die Vermehrungsrate und die Bestände deshalb nur durch Zuwanderung erhalten werden. Unter diesen Aspekten ist es dringend geboten, die anhaltend hohen Todesfälle durch den Straßenverkehr zu senken, was durch eine ständige Analyse der Unfallschwerpunkte, fischottergerecht gestaltete Brücken und spezielle Otterdurchlässe erreicht werden kann.

Wichtig für den Fortbestand des Fischotters sind Erhaltung und Wiederherstellung intakter und sicherer Fortpflanzungsräume mit überwiegend unbebauten, reich strukturierten Uferbereichen. Neben der Gestalt des Gewässers und seiner Randbereiche sowohl unter Wasser als auch am Ufer ist eine gute Wasserqualität von großer Bedeutung. Schutzmaßnahmen für den Fischotter kommen daher nicht nur dieser Art zu Gute; als Leitart für naturnahe Fließgewässer, extensiv genutzte Teiche und unzerschnittene Lebensräume steht er für mehrere wertvolle und bedrohte Lebensgemeinschaften.


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