NABU Sachsen kritisiert einsame Entscheidung des Bundesagrarministers
Glyphosat-Verlängerung konterkariert Bemühungen in Deutschland und Sachsen für mehr Biodiversität
Die Verlängerung der Zulassung des gesundheitlich bedenklichen Breitbandherbizids Glyphosat ist ein schwarzer Tag für alle, die sich für eine Pestizidreduktion und gegen das Insektensterben in Deutschland einsetzen. Mit seiner Zustimmung zur 5-Jahres-Verlängerung konterkariert Bundesagrarminister Christian Schmidt die Bemühungen vieler Akteure für eine naturverträglichere Landwirtschaft und ignoriert den Bürgerwillen vieler Deutscher.
Mit Bestürzung hat der NABU Sachsen von der Verlängerung der Genehmigung von Glyphosat auf europäischen Äckern reagiert. „Das ist das völlig falsche Signal“, sagte NABU-Landesvorsitzender Bernd Heinitz. „Während das Insektensterben von allen Seiten diskutiert wird und der negative Einfluss von Pestiziden auf die Artenvielfalt klar belegt ist, stimmt der deutsche Agrarminister Christian Schmidt (CSU) – gegen die klare Überzeugung der Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) – unwiderruflich für die Verlängerung der Zulassung für weitere fünf Jahre.“
„Damit werden die Bemühungen des Bundes und des Landes um eine Bekämpfung des Insektensterbens in der Agrarlandschaft massiv konterkariert, denn gleichzeitig gibt es keine Weichenstellung für eine deutliche Reduktion des gesamten Pestizideinsatzes! So ist damit zu rechnen, dass der ohnehin schon dramatische Rückgang der Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft in den nächsten Jahren ungebremst weitergeht“, so Dr. Matthias Nuß, Vorsitzender des Arbeitskreises Entomologie des NABU Sachsen.
Auch die menschliche Gesundheit ist Opfer dieser Handstreich-Entscheidung des amtierenden Agrarministers Schmidt. Über die Lebensmittel gelangt Glyphosat in unseren Körper und wurde regelmäßig in Blut, Urin und Muttermilch nachgewiesen. Glyphosat wurde von der Weltgesundheitsorganisation als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft, beeinflusst aber auch negativ die Darmflora, kann strukturelle Veränderungen an Organen hervorrufen, und steht im Verdacht, Fehlbildungen bei Neugeborenen zu verursachen.
Drittes Opfer ist die Demokratie und die demokratische Meinungsbildung. Nach vielen Jahren wissenschaftlicher Forschung und öffentlicher Diskussion gibt es eine eindeutige mehrheitliche Meinung in der deutschen Bevölkerung für ein Verbot von Glyphosat, über die sich der geschäftsführende Agrarminister hiermit handstreichartig hinweggesetzt hat. Das ist auch Wasser auf die Mühlen der Demokratiegegner in unserem Land. Denn mit seiner Zustimmung ignoriert der CSU-Agrarminister nicht nur den Willen seiner Kabinettskollegin, sondern auch den Willen von Millionen VerbraucherInnen, die kein Glyphosat mehr in der Nahrungsmittelproduktion und auf ihren Tellern wollen.
Presse
29.11.2017