Stunde der Gartenvögel – Größte Beteiligung in Sachsen seit 10 Jahren
Haussperling auf dem ersten Platz
Leipzig – Der NABU Sachsen freut sich über eine neue Rekordbeteiligung bei der Stunde der Gartenvögel. 3.600 Vogelfreunde zählten am zweiten Maiwochenende die Vögel in 2.300 sächsischen Gärten und Parkanlagen und meldeten ihre Beobachtungen – mehr als 90.000 Vögel – dem NABU. Der Haussperling wurde 11.000 Mal gezählt und damit erneut Sieger der Mitmachaktion. In ganz Deutschland zählten 60.000 Vogelfreunde mehr als 1.400.000 Vögel in fast 40.000 Gärten.
Dem Spatz folgen in Sachsen Star, Amsel, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise, Mauersegler und Elster. Mehl- und Rauchschwalben landen unter den Top 20 in Sachsen. Die Reihenfolge der Platzierten erlaubt jedoch keine präzise Aussage über die tatsächliche Häufigkeit einer Art.
Nicht überall in Sachsen steht der Spatz an vorderster Stelle. In Chemnitz, Görlitz und Zwickau sowie im Erzgebirgs- und Vogtlandkreis erklimmt der Star das Siegertreppchen. In den Städten Leipzig und Dresden nimmt der Mauersegler den 2. Platz ein. Er ist ein ehemaliger Felsenbrüter. Als echter Kulturfolger hat er sich unter den Dächern in Städten und Dörfern angesiedelt, doch durch Gebäudesanierungen gehen ihm vielerorts Nistplätze verloren.
„Der NABU freut sich nicht nur über den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn dieser Mitmachaktion. Die Daten zeigen auch, dass die wiederholte Teilnahme an der ‚Stunde der Gartenvögel‘ zu besserer Kenntnis der Vogelwelt führt. Das lässt darauf hoffen, dass sich immer mehr Menschen für eine besonders vogel- und naturfreundliche Gartengestaltung entschließen“, sagte Karsten Peterlein von der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig.
Deutschlandweit wurden durchschnittlich 35,22 Vögel pro Garten – 4,1 Prozent weniger Vögel als im Mai 2016 – gezählt, allerdings immer noch etwas mehr als im langjährigen Mittel von 35 Vogelindividuen pro Garten. Dieses Ergebnis bewegt sich innerhalb der normalen Schwankungen der bisherigen Zählergebnisse und ist eine willkommene Entwarnung nach dem bei der vergangenen Stunde der Wintervögel festgestellten auffälligen Fehlen von Vögeln am Futterhäuschen. Die Winterzahlen lagen damals satte 16 Prozent unter dem Vorjahr bzw. 15 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt.
Die erhoffte eindeutige Erklärung für das Fehlen der Wintervögel konnte die Mai-Zählung nicht liefern. Waren die Winterzahlen der Meisenarten noch um 30 bis 60 Prozent niedriger als im Vorjahr, sind es nun zur Brutzeit lediglich zehn bis zwanzig Prozent. Dies passt sowohl zur Theorie, dass ein Großteil des Fehlens durch geringen Winterzuzug aus dem Norden und Osten verursacht wurde, als auch dazu, dass ein schlechter Bruterfolg 2016 die Ursache war. Insgesamt zeige das Ergebnis, dass von den Zahlen eines Jahres nicht sofort auf langjährige Bestandszu- oder -abnahmen geschlossen werden könne.
Die Zahl der beobachteten Mauersegler und Mehlschwalben in Sachsen hat im Vergleich zum Vorjahr leicht zugenommen. Leider reicht dieses Hoffnungszeichen noch nicht, um den langjährig abnehmenden Trend umzukehren. „Der Verlust von Nistplätzen an Gebäuden und ein starker Rückgang ihrer Fluginsektennahrung macht ihnen zu schaffen“, so Peterlein, der in Leipzig mit dem NABU das 2016 von NABU Sachsen und Sächsischer Landesstiftung Natur und Umwelt gestartete sächsische Projekt „Hier sind Schwalben willkommen“ sowie Maßnahmen zum Schutz der Mauersegler umsetzt.
Die im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ ermittelten Bestandsdaten werden vor allem durch die jährliche Wiederholung wertvoll. Nur langjährige Datenreihen können über wetterbedingte Ausschläge einzelner Jahre hinaus zuverlässige Bestandstrends anzeigen. Die kontinuierlichen Abnahmen bei Amsel, Grünfink und Hausrotschwanz setzen sich fort. Die ursprünglichen Waldvogelarten Ringeltaube und Buntspecht werden häufiger in Gärten gezählt, während die bisher beobachtete starke Bevölkerungszunahme beim Feldsperling zum Stillstand gekommen ist.
Während sich bei den Vögeln unserer Dörfer und Städte über die Jahre Zu- und Abnahmen unter den Vögeln die Waage halten, gibt es auf den Wiesen und Feldern fast nur Verlierer. In den vergangenen 25 Jahren brechen dort die Bestände typischer Vogelarten der Agrarlandschaft wie Feldlerche, Kiebitz oder Rebhuhn regelrecht zusammen.
Die nächste „Stunde der Wintervögel“ findet vom 5. bis 7. Januar 2018 statt.
Für Rückfragen
René Sievert, NABU Leipzig, Mobil: 0177 7788011
Ina Ebert, NABU Sachsen, Mobil: 01578 2333136
Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Tel. +49(0)30-284984-1620, Mobil: 0172-9108275, E-Mail: Lars.Lachmann@NABU.de
Alle Informationen zur Aktion unter: www.stundedergartenvoegel.de
Pressebilder der häufigsten Gartenvögel sowie Infografiken zur „Stunde der Gartenvögel“ unter: http://NABU.de/sdg-medieninfos
Kampagne zum naturfreundlichen Garten: www.nabu.de/gartenvielfalt
Zur Abnahme der Feldvögel: www.nabu.de/news/2017/05/22397.html