Erfolgreicher Projektstart BatCity in Leipzig
Was Fledermausschützer wissen müssen
Leipzig ist eine BatCity, eine Stadt der Fledermäuse. Die waldbewohnenden Arten finden ein Zuhause im Auwald, die gebäudebewohnenden Arten in der Stadt. Parkanlagen, Friedhöfe und Kleingärten sowie zahlreiche Gewässer bieten ihnen gute Lebensräume. Doch die Situation verschlechtert sich zusehends. Durch Sanierungsarbeiten gehen Quartiere in den Häusern verloren, durch Bauarbeiten verschwinden Grünflächen, Bäume und Blühflächen. Es gibt generell weniger Insekten, sodass den Tieren die Nahrungsgrundlage fehlt. Zu milde Winter machen ihnen das Leben außerdem schwer. Nach Beobachtungen des NABU sind viele Fledermäuse unterernährt.
Die meisten Quartiere sind der Naturschutzbehörde nicht bekannt, sie verschwinden unbemerkt und mit ihnen immer mehr Fledermäuse. Der NABU Leipzig will gegensteuern, hat viele Projekte zum Schutz der urbanen Lebensräume gestartet und will auch speziell für die Fledermäuse noch mehr tun. Dafür beteiligt sich der NABU Leipzig zusammen mit Berlin und Hamburg am Projekt BatCities.
In Leipzig fand am 1. April 2017 der erste Seminartag des Projekts BatCities statt. NABU-Experten legten damit die Grundlagen für den gemeinsamen Fledermausschutz. Die Teilnehmer trafen sich in der Landesgeschäftsstelle des NABU Sachsen. Nach einer Vorstellungsrunde informierte René Sievert über die Arbeit des NABU Leipzig, über die Situation der Fledermäuse in der Stadt und über das Projekt BatCity. Anschließend vermittelte Andreas Woiton, Fledermausexperte des NABU Sachsen, Wissenswertes zur Biologie der Fledermäuse und über die verschiedenen Arten. Vor der Mittagspause ging es außerdem noch um den Umgang mit Fundtieren. Nach der Pause vertiefte Wolfgang Kulick vom NABU Leipzig dieses Thema und berichtete über seine Arbeit im Fledermausschutz. Er demonstrierte den Umgang mit hilfsbedürftig aufgefundenen Fledermäusen. Sie werden von ihm gepflegt, bis sie wieder in die Freiheit entlassen werden können. Die Seminarteilnehmer konnten den Umgang mit Futtertieren ausprobieren und bekamen Hinweise zur richtigen Ernährung der Pfleglinge.
Fortgesetzt wurde der Seminartag mit dem Thema Bioakustik und Detektortechnik. NABU-Mitstreiterin Colette Henrichmann, die in der Fledermauserfassung beruflich tätig ist, erläuterte die biologischen und technischen Hintergründe und sorgte bei den Teilnehmern für einige Aha-Erlebnisse. Natürlich wussten alle bereits, dass sich Fledermäuse mit Ultraschalllauten und dem Prinzip des Echolots orientieren, doch die Details waren sehr spannend.
Zu den wichtigen Aufgaben im Fledermausschutz gehört die Information der Öffentlichkeit über die Probleme und die faszinierende Lebensweise der Fledermäuse. Darum ging es im Seminarteil zu Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Wie man Kinder für die Natur begeistern kann, wie man auf Gebäudebesitzer und Architekten zugehen kann und wie eine effektive Pressearbeit aussehen kann, diskutierte René Sievert mit den Seminarteilnehmern. Dabei stellte er auch erfolgreiche NABU-Veranstaltungen zum Thema Nachtnatur vor und lud zur Beteiligung an den Terminen 2017 ein. Dazu zählen zum Beispiel der bundesweite Tag der NachtnaTOUR am 20. Mai und die Batnight im August.
Interessante Gespräche gab es auch in den Pausen zwischen den Seminarthemen und zur Stärkung leckere Suppe und Fledermauskekse.
Wie kann man den Fledermäusen ganz praktisch helfen, was müssen Bauherren beachten und was sagt das Naturschutzrecht? Über solche Fragen informierte am Ende des Seminartags Andreas Woiton.
Im Mai wird für die Seminarteilnehmer ein zweiter BatCity-Tag in Leipzig stattfinden. Dann soll der Theorie die Praxis folgen: Die Fledermausschützer werden im Stadtgebiet Brennpunkte des Fledermausschutzes ansteuern, Artenschutzmaßnahmen kennenlernen und selbst weitere Aktionen planen. Anschließend erleben sie Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung praktisch – bei einer abendlichen Fledermausexkursion in der Nordwestaue. Dabei wird dann auch der Umgang mit Fledermausdetektoren geübt.
Es folgen weitere Termine, bei denen das NABU-Projekt „Lebendige Friedhöfe“ vorgestellt wird und Artenschutzmaßnahmen für Fledermäuse im Mittelpunkt stehen. Zudem lud der NABU Leipzig die Fledermausfreunde zu ersten praktischen Aktivitäten ein. Dazu gehören Quartierkontrollen im Zusammenhang mit Bauarbeiten und ein Arbeitseinsatz zur Schaffung eines neuen Winterquartiers in Lützschena, einem Ortsteil von Leipzig.
Alle Seminarteilnehmer erhielten umfangreiches Informationsmaterial, das der NABU zusammengestellt hatte. Außerdem verteilte der NABU Leipzig Tütchen mit regionalem Saatgut für vogel- und insektenfreundliche Wiesen, mit denen jeder Naturfreund einen Quadratmeter Lebensraum säen kann. Die Seminarteilnehmer, aber auch die Referenten des NABU Leipzig, freuten sich über das umfangreiche Informationsmaterial, das der NABU-Bundesverband im Rahmen des Projekts BatCity zur Verfügung stellte.
Der Dank des NABU Leipzig geht an den NABU-Landesverband für die Gastfreundschaft in den Räumen der Landesgeschäftsstelle und den leckeren Bio-Streuobstwiesenapfelsaft und an Colette Henrichmann und Amanda Watkins, die leckere Fledermauskekse gebacken und eine vegane Kartoffelsuppe gekocht hatten.