Landesvertreterversammlung des NABU Sachsen – Vielfältige Aktivitäten unter schwierigen Rahmenbedingungen
Bekenntnis des NABU Sachsen für die Zukunft gesunder und lebendiger Wälder in Sachsen
Am 25. März 2017 trafen sich in Leipzig Delegierte von NABU-Gruppen aus ganz Sachsen zur 15. Landesvertreterversammlung. „Ein Fest der innerverbandlichen Demokratie“ nannte es Dr. Hermann Fischer, Mitglied des NABU-Bundespräsidiums, der als Gastredner bei der LVV 2017 auftrat.
Der NABU-Landesvorsitzende Bernd Heinitz begrüßte die Teilnehmer und bedankte sich für die geleistete vielfältige Arbeit. Darauf ging auch Dr. Fischer in seiner Rede ein: „Diversität gibt es nicht nur in der Ökologie, sie ist die Grundsignatur des Naturschutzes und macht die Arbeit so vielfältig und so wahnsinnig interessant. Sorgen Sie dafür, dass der NABU in seiner Diversität erhalten bleibt“, appellierte Dr. Fischer an die Delegierten. Gleichzeitig bot er dem Landesverband Sachsen Unterstützung an. Denn allein auf ehrenamtlicher Basis sind in einigen Landesteilen die vielfältigen Aufgaben, die auch eine finanzielle Herausforderung sind, kaum zu bewältigen.
In drei Kurzbeiträgen folgte die Vorstellung beispielhafter NABU-Aktivitäten. Linda Schöttge berichtete über die Beweidungsprojekte des NABU Sachsen und schilderte anschaulich, wie es dem NABU gelingt, mit Schottischen Hochlandrindern, Leineschafen und Deutschen Edelziegen Naturparadiese zu erhalten, zu entwickeln und zu pflegen. Peter Windolph von der NABU-Regionalgruppe Südraum Leipzig stellte Naturschutzprojekte der Gruppe in der Leipziger Bergbaufolgelandschaft vor. Mit einem Kurzfilm über den Neustart der Naturschutzstation Teichhaus Eschefeld, Informationen über die Umsetzung von aktuellen NABU-Projekten und einer Einladung an die Teilnehmenden, sich selber vom neuen Leben an den alten Teichen zu überzeugen, beendete Janine Kirchner den öffentlichen Teil der LVV.
Im Anschluss stellte Bernd Heinitz den Vorstandsbericht der vergangenen zwei Jahre vor. Er kritisierte die Fördersituation in Sachsen und appellierte an den Freistaat, die wertvolle Arbeit der NABU-Aktiven im Biotop- und Artenschutz, in der Umweltbildung und der Landschaftspflege besser zu unterstützen. Mit Blick auf die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung und das anhaltende Artensterben und den Verlust biologischer Vielfalt sprach er nachdrücklich die Hoffnung aus, dass der sächsische Minister für Umwelt und Landwirtschaft endlich auch seinem Amt als Umweltminister gerecht werden und die naturschutzpolitischen Anliegen des NABU besser befördern müsse. Für das Birkhuhn in Sachsen ist es schon fünf nach Zwölf, die Gewässer im Freistaat sind vom ‚guten ökologischen Zustand‘ weit entfernt, und beim Biotopverbund in Sachsen bewegt sich nichts.
Der Vorstandsbericht zeigte aber, dass der NABU trotz aller Hemmnisse so vielfältig aktiv ist wie kaum ein anderer Verein. Belege dafür sind die kompetente Facharbeit, zahlreiche Tagungen und Publikationen. Erfreulich ist auch die wachsende Mitgliederzahl. Der NABU hat gegenwärtig mehr als 18.000 Mitglieder und damit mehr als die politischen Parteien und auch mehr als andere Naturschutzverbände in Sachsen, nur die Angler sind noch zahlreicher.
Bernd Heinitz stellte zudem den aktuellen Stand in verschiedenen erfolgreichen NABU-Projekten wie zum Beispiel das Schwalben- und das Schwarzpappelprojekt, das Artenschutzprogramm für den Weißstorch, das Projekt „Lebendige Luppe“ sowie das Schmetterlingswiesenprojekt „Puppenstuben gesucht“ vor.
NABU-Landesgeschäftsführerin Susanne Kleiber präsentierte den Delegierten den Finanzbericht und anschließend berichteten Carolin Gerlach und Werner Hentschel über die Arbeit der Naturschutzjugend (NAJU) Sachsen. Vor der Mittagspause wurde schließlich der Landesvorstand von den Delegierten einstimmig entlastet.
Nach der Pause bedankte sich der NABU Sachsen bei vier Mitgliedern ganz besonders. Sie wurden für Ihre vorbildliche Arbeit zur Umsetzung der Ziele des Naturschutzbundes mit der NABU-Ehrennadel in Silber geehrt. Renate Prehl bekam die Auszeichnung für ihre vielfältige und engagierte Arbeit in der NABU-Gruppe Kirchberger Natur- und Heimatfreunde. Hier beweist sie Geschick in der Gestaltung von Publikationen, als Kassenwart, bei Führungen zur Stadtgeschichte und auch im Fachbereich Bergbau.
Frank Heine vom NABU Partheland wurde für seine langjährige Arbeit als Vogelschützer und -beringer gewürdigt. „Jeder Kirchturm und jedes Trafohäuschen in der Region ist ihm bekannt“, hieß es in der Laudatio. Mehr als 200 Nisthilfen entstehen jedes Jahr in seiner Werkstatt.
René Sievert erhielt die Auszeichnung für seine vielfältigen Aktivitäten im NABU-Regionalverband Leipzig. Er ist in Bereichen wie Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerberatung, Umweltbildung und Büroorganisation aktiv. Er erledigt alles mit Ruhe, Gelassenheit und einer Portion Humor und arbeitet, nach Darstellung der Laudatorin, wie ein ganzes „Rudel“ von Naturschützern.
Olaf Schaarschmidt vom NABU Klosterholz wurde für sein bürgerschaftliches Engagement zum Schutz des Waldgebiets „Klosterholz“ bei Grimma ausgezeichnet. Er hatte zahlreiche NABU-Mitglieder und Spender geworben und mithilfe einer Bürgerinitiative den Bau einer Straße durch das ökologisch sensible Gebiet verhindert. „Bescheidenheit, Heimatverbundenheit und Liebe zur Natur zeichnen ihn aus“, hieß es in der Laudatio.
Beschlossen wurde auch ein Positionspapier des NABU Sachsen zum Thema „Wald und Wild“, das Hellmut Naderer vom NABU-Landesvorstand vorstellte. Darin geht es um zukünftige große Herausforderungen an die Wälder im Freistaat und an unsere Gesellschaft durch sich ändernde Umweltbedingungen und den Klimawandel. Dafür tragen Jägerschaft und Waldbesitzer gleichermaßen eine große Verantwortung. Nur ein gemeinsames Handeln aller Beteiligten kann zum Ziel führen. Der NABU fordert deshalb die Beteiligten in Waldbesitz, Forstverwaltungen, Jagd und Naturschutz zur gemeinsamen und konstruktiven Arbeit für einen zukunftsfähigen Wald in Sachsen auf.
Im weiteren Verlauf wurden zahlreiche Satzungsänderungen diskutiert und beschlossen, bei denen es sich zum großen Teil um notwendige Anpassungen an geltendes Vereinsrecht oder Vorgaben des NABU-Bundesverbandes handelte. Die engagierten Debatten zeigten, dass den Mitgliedern die Bedeutung der Satzung als eine Art Grundgesetz der NABU-Arbeit sehr bewusst ist.
Abschließend gab es Zeit für grundsätzliche Diskussionen zur Vereins- und Facharbeit des NABU. Vor allem bewegte dabei die Frage, wie es gelingen kann, die umfangreiche fachlich fundierte und erfolgreiche Naturschutzarbeit möglichst vielen Menschen bekannt zu machen und weitere Unterstützer zu gewinnen. Der Vorstand warb dafür, Angebote zur Vernetzung und Kommunikation besser zu nutzen. Dazu zählen bestehende NABU-Rundbriefe oder gemeinsame Treffen, die oft nur schlecht besucht werden. Aus den eigenen Erfahrungen konnten einige Delegierte Tipps geben, zum Auftreten in der Öffentlichkeit, zur Pressearbeit, Nachwuchsförderung oder zur Motivation von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Deutlich wurde aber auch, dass viele Wünsche und Ideen sich nur realisieren lassen, wenn aktive Naturschützer vor Ort das selbst in die Hand nehmen.