Der Berzdorfer See
Vom Tagebau zum Vogelparadies in der Lausitz
Der Berzdorfer See bei Görlitz ist ein bedeutsames Rastgewässer für wildlebende, seltene Vogelarten. Nach über 150 Jahren Braunkohleabbau wurde im Dezember 1997 die Kohleförderung am Tagebau Berzdorf eingestellt und mit der Flutung des Restlochs begonnen. Zum Ende der Flutung hat sich der See zu einem international bedeutenden Rastgewässer von wildlebenden Vögeln entwickelt. Der See erfüllt heute die Kriterien für ein Vogelschutzgebiet, entsprechend der Richtlinie über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten (Richtlinie 79/409/EWG), und sollte entsprechenden Schutz erfahren.
Der hohe Anteil (1,8 %) des deutschen Winterbestandes der Blässhühner auf dem Berzdorfer See hat schon jetzt rechtliche Konsequenzen. Die Belange der Vögel müssen demzufolge bei möglichen Planungen am See entsprechend berücksichtigt werden. Bisher ist dies durch einen Verzicht der Nutzung der Wasserfläche in den Wintermonaten (November bis März) schon teilweise erfolgt. Bei dem jetzt anstehenden Verfahren zur Feststellung der Fertigstellung des Berzdorfer Sees wird sich der NABU Sachsen konstruktiv, sachlich und kompetent einbringen.
Der Berzdorfer See liegt an der südlichen Stadtgrenze von Görlitz in der Oberlausitz und ist mit einer Wassertiefe von max. 72 Metern und einer Fläche von 960 Hektar einer der größten Seen in Sachsen. Wer jetzt im Winter, gut ausgerüstet, den Rundweg um den See wählt, kann hinsichtlich der Vogelwelt viel entdecken. Eindrucksvoll ist der morgendliche Abflug von etlichen Tausend nordischen Gänsen. Und allein in diesem Winter konnten 15 Entenarten auf dem See festgestellt werden. Besonders auffällig sind aber die Blässhühner, schwarze Rallenvögel mit weißer Stirn und weißem Schnabel. Während zur Brutzeit nur eine Handvoll der Vögel am See weilt, überwintern sie mit jährlich steigenden Zahlen auf dem See, wie die Zählungen der Fachgruppe Ornithologie Görlitz ergeben haben. Angelockt werden sie durch die sehr gute Wasserqualität und das reiche Nahrungsangebot. Außerdem bleibt der Berzdorfer See aufgrund seiner Größe und Tiefe auch noch eisfrei, wenn die meisten Teiche und Seen bereits zugefroren sind. In diesem Winter hielten sich ca. 8.300 Blässhühner auf dem Berzdorfer See auf! Kein anderes sächsisches Gewässer und auch nur wenige Gebiete deutschlandweit erreichen eine so hohe Zahl. Um sich die Bedeutung des Sees für die Blässhühner vor Augen zu halten, hilft ein Zahlenspiel. Was wäre, wenn sich in Görlitz so viele Einwohner Deutschlands konzentrieren würden wie im Vergleich überwinternde Blässhühner am Berzdorfer See? Görlitz hätte über 1,52 Millionen Einwohner und wäre damit nach Berlin und Hamburg, und noch vor München, drittgrößte Stadt Deutschlands!
Die Lebensbedingungen und Lebensräume besonders geschützter Vogelarten in Sachsen gilt es mit gezielten und effektiven, artspezifischen Maßnahmen nachhaltig zu verbessern. Die Menschen müssen für die Belange des Vogelschutzes sensibilisiert werden, um so die Akzeptanz für die Entwicklung störungsarmer Rastgebiete bzw. Lebensräume zu fördern.