Naturschutz kam nicht über Nacht
NABU Sachsen widerspricht den Äußerungen von Amtsleiter Koch
Der NABU Sachsen widerspricht den Äußerungen von Karl-Heinz Koch, Amtsleiter der Stadt Delitzsch. Dieser hatte in der LVZ vom 11. Februar 2017 geäußert, die Tagebaulandschaft im Süden von Delitzsch und hier insbesondere der Werbeliner See seien für Erholungs- und Sportzwecke gestaltet und saniert.
„Das Gegenteil ist der Fall“, so Joachim Schruth, beim NABU Sachsen für Naturschutzrecht zuständig. „Der Wert der Flächen für den Naturschutz in der Bergbaufolgelandschaft südlich Delitzsch wurde bereits frühzeitig erkannt. Dies belegen Untersuchungen des damaligen Staatlichen Umweltfachamtes Leipzig aus den Jahren 1992 bis 1994.“
Infolgedessen ist im Braunkohleplan als Sanierungsrahmenplan für den Tagebau Delitzsch-Südwest/Breitenfeld für den Werbeliner und Grabschützer See als Folgenutzung „Landschaftssee“ festgeschrieben. Im Jahr 2006 erfolgte die Meldung des Gebietes „Agrarraum und Bergbaufolgelandschaft bei Delitzsch“ durch den Freistaat Sachsen als Europäisches Vogelschutzgebiet (SPA) gemäß der Richtlinie 79/409/EWG. Um einen ausreichenden Gebietsschutz zu sichern, war allerdings eine Umsetzung in nationales Naturschutzrecht notwendig. Dies wurde im Juni 2016 mit der einstweiligen Unterschutzstellung von Flächen als Naturschutzgebiet (NSG) „Werbeliner See“ erreicht. Damit wurde auch ein Erlass des Sächsischen Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft umgesetzt. Dieser fordert für bestimmte Arten, wie zum Beispiel für die im Gebiet vorkommenden Vogelarten Brachpieper, Steinschmätzer und Wiedehopf, sofortige Maßnahmen, um ihren Erhaltungszustand zu verbessern. Das Landratsamt hat also folgerichtig und vollkommen korrekt gehandelt.
„Der Mensch bleibt jedoch nicht außen vor. So lädt ein Naturlehrpfad rund um den Grabschützer See schon jetzt zur Besichtigung und Erholung und zu sportlichen Aktivitäten ein. Die nächste Gelegenheit, die Natur und Artenvielfalt am See kennenzulernen, bietet sich am 7. Mai im Rahmen der von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) organisierten Frühlingsspaziergänge“, so Schruth abschließend.
Veranstaltungstipp
Frühlingsspaziergang „Grabschützer See – Vom Braunkohletagebau zum Naturparadies“
Der NABU Sachsen lädt am 7. Mai 2017 ab 9 Uhr zu einem dreistündigen, fünf Kilometer langen, Frühlingsspaziergang durch das Vogelschutzgebiet am Grabschützer/Werbeliner See nördlich von Leipzig ein. Treffpunkt ist der Parkplatz am Naturlehrpfad Grabschütz (ausgeschildert), 04509 Zwochau. Joachim Schruth vom NABU Sachsen und der Ornithologe Michael Schulz begleiten die Gäste.
Voranmeldung erwünscht: landesverband@NABU-Sachsen.de