Spatz bleibt der in Sachsen am häufigsten beobachtete Wintervogel
Über 4.600 sächsische Vogelfreunde machten mit bei der „Stunde der Wintervögel“
Erlenzeisig ist „Shooting Star“ des Winters
Der am häufigsten beobachtete Wintervogel in Sachsen und ganz Deutschland bleibt der Spatz. Auch bei der sechsten bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ behauptete der Haussperling (Passer domesticus) seinen Spitzenplatz, wie der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), am heutigen Freitag mitteilten. Bei Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion, die vom 8. bis 10. Januar stattfand, haben in Sachsen fast 4.700 Vogelfreunde, so viele wie nie zuvor, mitgezählt. Mehr als 120.000 Vögel aus 2.800 sächsischen Gärten und Parkanlagen wurden gemeldet. Im vergangenen Winter beteiligten sich 3.800 Sachsen und meldeten mehr als 97.000 Vögel aus 3.800 Gärten.
Bundesweit übermittelten über 91.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen Ergebnisse aus über 61.000 Gärten. In den jeweils einstündigen Beobachtungszeiträumen wurden insgesamt über 2,5 Millionen Vögel gezählt. Pro Zählstelle wurden damit im Schnitt knapp über 41 Vögel erfasst.
Auf den ersten acht Plätzen der am häufigsten gesichteten Wintervögel in Sachsen folgen dem Spitzenreiter Haussperling, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise, Amsel, Grünfink, Erlenzeisig und Elster. Der sächsische „Shooting Star“ des Winters ist der Erlenzeisig. Mit einem Wechsel von Platz 14 auf Platz 7 ist er die große Überraschung des Jahres 2016. Im Vergleich zum Vorjahr wurde er fast viermal häufiger gemeldet. Die Art konnte deutschlandweit fast in jedem fünften Garten entdeckt werden. Bereits ab Juli 2015 hatten Ornithologen verstärkten Zuzug von Erlenzeisigen aus dem Norden beobachtet. Das bestätigen jetzt auch die Ergebnisse der „Stunde der Wintervögel“. „Grund für diese Zahlen ist eine sogenannte Invasion aus dem Norden. Sie tritt ein, wenn die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht“, erläutert Karsten Peterlein, Leipziger Vogelschutzexperte des NABU. „Je mehr Bürger uns Daten über die Vögel vor ihrer Haustür übermitteln, desto genauer wird unser Schnappschuss der winterlichen Vogelwelt in Deutschlands Gärten und Parks“.
Die für Ornithologen und Naturschützer wichtigsten Ergebnisse der Zählung sind jedoch Hinweise auf langfristige Zu- oder Abnahmen bestimmter Vogelarten. Über Zunahmen freut sich der NABU, bei Abnahmen müssen möglichst schnell die Ursachen bestimmt werden um gegensteuern zu können.
Abgesehen von den vermehrt in Deutschland überwinternden Kranichen konnten trotz des bis zum Zähltermin besonders milden Winters deutschlandweit keine deutlich erhöhten Zahlen von überwinternden Zugvögeln festgestellt werden. Unter den typischen Kurzstreckenziehern, die regelmäßig in Deutschland zu überwintern versuchen, gab es nur leicht erhöhte Zahlen, die durch die größere Teilnehmerzahl erklärt werden können: 1988 Hausrotschwänze gegenüber etwa 1700 in den Vorjahren, 589 Zilpzalpe gegenüber etwa 350 in den Vorjahren (gezählt in Sachsen 2015: 2; 2016: 61) und 742 Bachstelzen gegenüber etwa 600 in den Vorjahren (gezählt in Sachsen 2015: 6; 2016: 11).
Eine interessante Tendenz beobachten die Vogelforscher jedoch bei Deutschlands größter Wildtaube, der Ringeltaube. Zwar sind die im Rahmen der Stunde der Wintervögel gemeldeten Zahlen nur unwesentlich angestiegen, dafür aber ist der Anteil der Gärten, aus denen diese Taube gemeldet wurde, über die Jahre signifikant angestiegen: Statt nur in 18 Prozent aller Gärten, findet sie sich nun in fast jedem vierten Garten. Dies deutet darauf hin, dass die Art ihr Winterverbreitungsgebiet in Deutschland derzeit deutlich ausweitet. Auch in Sachsen wurde sie im Vergleich zu 2015 fast doppelt so häufig gesichtet.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt in diesem Jahr der Stieglitz, Vogel des Jahres 2016. Sein Bestand nimmt deutschlandweit stark ab, er liebt aber winterliche Futterstellen. In Sachsen erreichte er Platz 14, mit 0,68 Vögeln pro Garten das bisher beste Ergebnis. „Doch diese erfreulichen Beobachtungen an den Winterfutterplätzen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Stieglitz in der freien Landschaft immer seltener geeignete Nahrung findet“, so Karsten Peterlein. Ob die Daten wirklich eine beginnende Bestandserholung anzeigen, werden die Ergebnisse zukünftiger Zählungen zeigen. Im Jahr des Stieglitz fordert der NABU Sachsen alle Bürger auf viele ‚bunte Meter‘ aus samenreichen Wildblumen zu schaffen. Schon jetzt engagieren sich mehr als 50 Wiesenpartner im Projekt „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ für „bunte Meter“, denn sie schaffen mit hohem Gras und vielen Blumen Lebensgrundlagen für Schmetterlinge, Vögel und Insekten auf Grünflächen im Siedlungsbereich.
Tipp: Stunde der Gartenvögel
Die nächste große Vogelzählung findet am Pfingstwochenende statt (13. bis 15. Mai 2016).
Auch bei der NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“, die jedes Jahr im Mai durchgeführt wird, landet der Haussperling seit vielen Jahren auf Platz eins.
Regionale Ergebnisse auf Bundesland- und Landkreisebene: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-wintervoegel/ergebnisse/15417.html
Weitere Infos: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-wintervoegel/ueber-die-aktion/medieninfos.html
Pressefotos: http://www.nabu.de/presse/fotos/#stundederwintervoegel.
Mehr über die Aktion „Bunte Meter für Deutschland“ zum Schutz von Stieglitz und Co.: www.buntemeter.de
Vogelporträts: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/vogelportraets/03655.html
Ein Video, das zeigt, wie man einfach selbst einen Futterspender für Vögel bauen kann, finden Sie zum kostenlosen Einbinden unter: www.NABU.de/futterspender-bauen
Audio-Files der häufigsten Gartenvögel stellen wir Ihnen gern zur Verfügung.