PRO PLANET im konventionellen Obstbau




„PRO PLANET – Mehr Biodiversität im Obst- und Gemüseanbau“ ist ein bundesweites Projekt mit dem Ziel einer Erhöhung der Biodiversität in der konventionellen Landwirtschaft speziell im Bereich der Dauer- und Sonderkulturen. Seit 2012 wird mit Hilfe des NABU das ProPlanet-Kooperationsprojekt auch in Sachsen und Teilen Sachsen-Anhalts sowohl auf den Betriebsgeländen als auch direkt an den Produktionsflächen erfolgreich umgesetzt.

Der Obstanbau hat sich in Sachsen historisch gesehen sehr verändert. Zu Beginn wurden traditionelle Streuobstwiesen mit hochstämmiger Baumbepflanzung vor allem als Ergänzung zu den Bauerngärten angelegt und dienten damit zunächst der Selbstversorgung durch die ländliche Bevölkerung mit Obst; der Rest wurde direkt vermarktet. In den vergleichsweise strukturarmen und intensiv bewirtschafteten Niederstammobstanlagen der heutigen Zeit ist diese biologische Vielfalt deutlich reduziert.
Um dem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken, engagieren sich sächsische Landwirtinnen und Landwirte und die VEOS-Vertriebsgesellschaft seit 2012 im Rahmen des von der REWE-Group geförderten Kooperationsprojekts ProPlanet zusammen mit dem NABU Sachsen.

Wertvolle Streuobstwiesen
Der Name Streuobstwiese leitet sich davon ab, dass die Obstbäume oft „verstreut“ auf die Wiesen gepflanzt werden. Sie sind Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und leisten durch Gehölzwachstum und Humusaufbau einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Streuobstwiesen stehen seit 2022 bundesweit aufgrund ihres herausragenden Wertes als Lebensraum unter besonderem Schutz als „gesetzlich (= „automatisch“) geschütztes Biotop“ (§ 30 BNatSchG).
Streuobstwiesen, auf denen oft eine Mischnutzung, zum Beispiel Weidehaltung oder der begleitende Anbau von Feldfrüchten zwischen den Reihen, stattfand, hatten aufgrund ihrer strukturellen Vielfalt und ihres Aufbaus einen hohen ökologischen Wert in Mitteleuropa. Bis zu 5.000 verschiedene wildlebende Arten sind auf diesen Flächen nachgewiesen, darunter 400 Pflanzenarten, 100 Vogelarten und 1.000 Insektenarten. Von diesen Arten sind etwa 400 gefährdet oder selten. Insgesamt gibt es rund 5.000 Obstsorten, davon 1.400 Apfelsorten, die oft nur noch auf „historischen“ Streuobstwiesen vorkommen. Damit sind Streuobstwiesen auch ein riesiges Genreservoir, das gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels zu einer Sicherung der Ernährung beitragen kann.
Maßnahmen für die Biodiversität
Um möglichst viele Arten anzusprechen, wurde ein Maßnahmenkatalog für den Obstanbau entwickelt. So werden einerseits Maßnahmen im intensiv genutzten Obstbau durchgeführt und andererseits alte Streuobstwiesen zur Erhaltung der Biodiversität gepflegt, aufgewertet und auch neue aufgebaut.
MaßnahmenKatalog
-
Blühflächen
Zur Verbesserung der Biodiversität wird die Anlage von Blühflächen, Blühstreifen und Blühenden Fahrgassen in konventionellen Betrieben umgesetzt. Mehr →
-
Gehölzpflanzungen
Zur Verbesserung der Strukturvielfalt werden im ProPlanet-Projekt sowohl hochstämmige Obstbäume als auch Sträucher und Heckengehölze gepflanzt. Mehr →
-
Strukturelemente
Durch die Anlage von Teichen, Gehölzinseln, Stein- und Totholzhaufen werden im ProPlanet-Projekt Landschaftsstrukturen entwickelt. Mehr →
-
Nist- und Überwinterungshilfen
Um Insekten als Bestäuber und Nützlinge in der konventionellen Landwirtschaft zu fördern, setzt der NABU Nist- und Überwinterungshilfen ein. Mehr →

Schematische Darstellung der Musteranlage für den konventionellen Obstanbau – Grafik: NABU/Amélie Dupuy-Cailloux
Um zu definieren, was wir als NABU als „Musteranlage“ für einen konventionellen Obstbau verstehen, wurde durch die fachliche Begleitung eine Kombination der unterschiedlichen Maßnahmen sowie Mindeststandards entwickelt. Der dabei entwickelte Musterplan zeigt die mögliche Kombination der Maßnahmen in der Anwendung. Die Entstehung eines „Biotopverbundnetzes“, also die Verknüpfung von Einzelbiotopen, ist aus ökologischer Sicht ein ebenso wichtiger Faktor wie Einzelmaßnahmen.
Beispiel-Anlagen
-
Neue Studie: der Weg zur Regenerativen Landwirtschaft
Biolandwirtschaft, Beitrag zur Gesundheit der Böden und Gewinne für Landwirt*innen: Der NABU zeigt mit der Boston Consulting Group, was die Vorteile der Regenerativen Landwirtschaft sind. Mehr →
-
Schottergarten, Kiesgarten und Steingarten
Was ist eigentlich ein Schottergarten, und was unterscheidet ihn von einem artenreichen Stein- oder Kiesgarten? Wir erklären die Unterschiede. Mehr →
-
Die Puppenkernkeule - Ein Parasit mit vielseitigen Heilkräften
Die Sporen des Pilzes töten unterirdisch lebende Schmetterlingslarven, auf denen sich Cordyceps ansiedelt. Der Pilz trägt so zum natürlichen Gleichgewicht im Ökosystem bei. Mehr →